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„Nicht tragbar“: Feuerwerk von „Bad Bayersoien in Flammen“ steht in der Kritik

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Von: Manuela Schauer

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Ein großes Feuerwerk an einem See
Ein Spektakel: das professionelle Feuerwerk am Soier See. © Doll

„Bad Bayersoien in Flammen“ genießt einen guten Ruf bei Einheimischen wie Gästen. Doch eine Pyro-Show in Zeiten der Klimakrise - damit haben ein paar Gemeinderäte aus Bad Bayersoien ein Problem.

Bad Bayersoien – Der Himmel über dem Soier See erleuchtet kunterbunt. Bengalische Feuer tauchen ihn in rotes Licht. Passend dazu erschallt Musik. „Bad Bayersoien in Flammen“ ist ein Spektakel, das – mit Ausnahme von Pandemie-Zeiten – alle zwei Jahre tausende Besucher anlockt. 2023 soll die Veranstaltung nach der Zwangspause wieder über die Bühne gehen – und zwar am 4. August (Ausweichtermin 5. oder 6. August). Doch im Hintergrund brodelt es, das Feuerwerk steht in der Kritik. Jetzt wurden die Bedenken im Gemeinderat laut.

Eigentlich sollte das Gremium schlicht die finanziellen Mittel für die Veranstaltung freigeben. Konkret 20 000 Euro. Zur Planungssicherheit wurde immer Geld im Haushalt eingestellt. Diesmal kam das Thema vor den Beratungen für den Etat auf den Tisch. „Es ist höchste Eisenbahn, in die Planung einzusteigen“, sagte Bürgermeisterin Gisela Kieweg (FBB). Die Debatte aber ploppte für sie nicht überraschend auf. Deshalb hatte sich die Rathauschefin schon im Vorfeld im Landratsamt erkundigt, ob das Feuerwerk überhaupt genehmigungsfähig wäre. Sie erhielt eine positive Antwort.

Bedenken werden laut

Aus behördlicher Sicht steht dem Farbenspiel am Himmel also nichts im Weg. So mancher Ortspolitiker aber machte seinem Unmut Luft. Marina Thurner (GUD) legte als erste los: Die Veranstaltung per se gefällt ihr, sie passe aber nicht mehr zu den Zeiten von „Rettet die Bienen“. „Wir können kein Feuerwerk im Vogelschutzgebiet zünden.“ Neben Annelies Schwarz-Goehr und Karl-Heinz Schuster tat auch Michael Ruhland (alle FBB) seine Meinung offen kund: „Wir reden über die Klimakrise“, betonte er. „Feuerwerkskörper in die Luft zu jagen, finde ich nicht tragbar.“ Selbst die Bürgermeisterin sagte: „Ich habe ein Problem mit dem Feuerwerk.“

Die Debatte beschäftigt nicht nur die Gemeinde am Soier See. Schon in den vergangenen Jahren tauchte sie vielerorts vor Silvester auf. Stichwort: Umweltbelastung durch Feinstaub. Auch die Lautstärke spielt mit Blick auf den Schutz von Tieren eine Rolle in der Diskussion. In Bad Bayersoiens Fall zählen unter anderem die Schwäne dazu.

Gespräch mit Organisator suchen

Auf der anderen Seite lebt die Kommune vom Tourismus. Und damit von Gästen. „Wir müssen etwas bieten“, verdeutlichte Tobias Maier (GUD). „Und das Entscheidende ist das Feuerwerk, darauf warten die Leute.“ Dass dieses nicht einfach ersatzlos gestrichen werden könnte, leuchtete allen ein. Selbst der Name der Veranstaltung würde wohl nicht mehr funktionieren. „Wir müssten sie sicher umtaufen“, meinte Kieweg.

Solange die Feuerwerks-Frage nicht geklärt ist, stellte Thurner klar, tue sie sich schwer, die Hand zu heben und die 20 000 Euro zu gewähren. „Wenn du dafür stimmst, musst du zu 98 Prozent mit dem Feuerwerk rechnen“, erklärte die Bürgermeisterin. Rupert Haseidl hingegen appellierte dafür, das Geld einzustellen. „Ich denke, dass da schon ziemlich viel organisiert ist“, meinte der GUD-Vertreter. Er schlug wie Kieweg vor, sich mit Josef Felix, dem Organisator, zusammenzusetzen und Alternativlösungen zu besprechen, worauf sich die Ortspolitiker verständigten – und den Beschluss vertagten.

Grünes Licht vom Landratsamt

Diese ohne Not geborene Eile monierte Maximilian Drexler (GUD). „Wir haben keine Zeit, vernünftig zu diskutieren“, beklagte er sich. Eben, weil die Vorbereitungen für das Event bereits laufen. In die Thematik hätte man ihm zufolge besser schon im November einsteigen sollen. „Jetzt pressiert’s.“

Zeitdruck besteht. Das unterstrich Kieweg, die auf Tagblatt-Nachfrage das „unvorstellbare“ Engagement des Initiators hervorhebt. Das Treffen, sagte sie in der Sitzung, müsse zeitnah vonstatten gehen. Bis Montagnachmittag gab es zwar ein erstes Telefonat, aber noch keinen Termin mit dem Kopf des Spektakels.

Von Felix stammt die Idee des Events, er hat es 2004 ins Leben gerufen. Dass es Bedenken in Sachen Feuerwerk gibt, hört er nicht zum ersten Mal. Nur hatte er nicht damit gerechnet, dass der Gemeinderat dieses für 2023 noch in Frage stellt. Denn auch er trat frühzeitig mit dem Landratsamt in Kontakt, um den Raketenregen anzuzeigen, mehr ist rechtlich nicht nötig. Doch der Organisator ließ sich rückversichern, dass es genehmigt würde. Damit war die Sache für ihn erledigt. Falsch gedacht.

Die Leute kommen wegen des Feuerwerks und nicht, weil sie Blasmusik hören wollen.

Josef Felix

Den Dirigent der Soier Blaskapelle ärgert weniger die Diskussion per se. Über Alternativen für das professionelle Pyro-Programm zu sprechen, hält er für legitim. Doch sagt er mit etwas zynischem Unterton: Wenn dem Naturschutzgedanken Rechnung getragen werden soll, dann „müsste man auch das Weisenblasen überdenken“. Der Zeitpunkt sowie die Art und Weise der Kommunikation sind es, die ihm sauer aufstoßen. „Man hätte sich im Vorfeld zusammensetzen müssen und nicht jetzt einen Mordswirbel machen“, sagt er. Kieweg hätte ihm das für Anfang Dezember versprochen, passiert sei nichts. Inzwischen steckt Felix in den Verhandlungen mit den Wirten, auch bezüglich der technischen Anlagen und des Feuerwerks sei schon viel geregelt. „Ich habe keine Lust mehr, wieder von vorne anzufangen.“

Für den Initiator steht fest: Kein Feuerwerk, kein „Bad Bayersoien in Flammen“. Das soll niemand als Trotzreaktion verstehen. Die Veranstaltung, von der die Gemeinde finanziell profitiert, würde ohne einfach keinen Sinn machen. Das rote bengalische Feuer beispielsweise sei deren Erkennungszeichen. „Die Leute kommen wegen des Feuerwerks und nicht, weil sie Blasmusik hören wollen.“ Eine Lasershow wie 2013 stattdessen anzubieten, sprengt den Rahmen. „Das war sauteuer“, betont der Organisator, „da bräuchten wir einen gewaltigen Berg Geld.“

Felix kämpft für die Veranstaltung, bleibt aber trotzdem pragmatisch. Wenn „Bad Bayersoien in Flammen“ nicht gewünscht sei, „dann ist es halt nicht“. Ein komplett neues Konzept auf die Beine zu stellen, dafür steht der Leiter des Musikbund-Bezirkes Werdenfels nicht mehr zur Verfügung. Dafür müsste sich die Gemeinde einen anderen Kandidaten suchen.

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