Sanierung der Hörnle-Bahn: Bauarbeiten beginnen frühestens im Herbst - „Dürfen nicht in Hochsaison zusperren“

Im Laufe des Jahres 2025 soll die Sanierung der Hörnle-Schwebebahn abgeschlossen sein. So zumindest lautet der Plan. Über allem steht der Erhalt des Retro-Charmes.
Bad Kohlgrub – „Die Talstation wollen wir so weit wie möglich erneuern“, sagt Herbert Pröll. „So weit wie möglich“, wiederholt der Geschäftsführer der Hörnle-Schwebebahn. Den Rahmen des Möglichen bestimmen die Finanzen. Eine bauliche Maßnahme ist bislang in Bad Kohlgrub noch nicht erfolgt, doch es wurde geplant, viel geplant.
Bei Unterfangen wie diesem nimmt die Vorbereitung mahr als die Hälfte der Zeit in Anspruch. Das weiß auch Bürgermeister Franz Degele. Eines aber ist gewiss: Bei der Sanierung der fast 70 Jahre alten Anlage soll der einzigartige Retro-Charme erhalten bleiben.
Die kornblumenblauen Holzsessel gondeln nach oben. Herbert Pröll blickt auf das Schweben. Die Bitte, die Bahn so zu erhalten, wie sie ist, bekommt er oft zu hören, meint der Geschäftsführer. „Wir wollen die Anlage als solche erhalten, insbesondere die Schwenksessel.“ An der Optik soll sich nichts ändern, fast nichts.
Umfang der Arbeiten bestimmen die Finanzen
Derzeit schweben auf der linken Seite die Sessel bergauf und auf der rechten hinab. Im Rahmen der Sanierung will man die Drehrichtung ändern, verrät Pröll. Das wird dann Auswirkungen auf die anderen baulichen Maßnahmen haben. Den Umfang dieser Arbeiten bestimmen die Finanzen. Entsprechende Rücklagen gibt es nicht. „Die Bahn wird sich immer selbst tragen“, beschreibt der Geschäftsführer die „Erlössituation“. Es brauche „zusätzliche Geschäfte“, sagt er mit Blick auf die Kreditwürdigkeit.
Im Fall der Hörnle-Schwebebahn wäre ein solches Geschäft die Parkraumbewirtschaftung. Doch es winken auch Zuschüsse. „Wenn etwas gefördert wird, dann mit 35 Prozent“, weiß Pröll. Die Kosten der gesamten Sanierung schätzt er auf rund zwei Millionen Euro netto. Auf der Liste steht auch eine neue Seilbahnsteuerung.
In den Sommermonaten soll Betrieb laufen
Pröll öffnet die Tür zu einer kleinen Kabine in der Talstation, im Inneren ein grauer Kasten mit dicken Knöpfen. Die vorhandene Anlage sei „nicht mehr state of the art“, sagt Pröll. Doch die Erneuerung braucht Zeit. Es gibt nur einen Anbieter, und die Lieferzeit beträgt 18 Monate. Die Kosten: rund 400 000 Euro.
Mit den Handwerksarbeiten kann man, „wenn’s gut geht“, im Herbst beginnen. Ein Ende der Sanierung sieht Pröll im Laufe des Jahres 2025. In den Sommermonaten soll die Bahn auf jeden Fall in Betrieb sein. „Wir dürfen nicht in der Hochsaison zusperren“, betont der Geschäftsführer. Auf die Monate Juni bis September, Oktober, kann man, wirtschaftlich gesehen, nicht verzichten.

Apropos Zeit: Planung, Ausarbeitung, Überprüfung, all das nimmt viel Zeit in Anspruch. Man muss ja auch viele staatliche Stellen abklopfen, verdeutlicht der Bürgermeister. Schließlich möchte man diese ins Boot holen. Nichtsdestoweniger liegt man im Zeitplan.
Pröll rollt einen Zettel aus: Als erstes geht es an die Talstation. Dann braucht es ein neues Kassensystem. Verkabelungen stehen ebenfalls auf der Liste. „Das wird noch ein Akt“, schwant Pröll. Denn für diese braucht es das Einvernehmen von Grundstückseigentümern. Parallel möchte man das Thema Materialtransport angehen. Dieser soll künftig über Lastengondeln erfolgen. Und die kosten „einen Haufen Geld“, weiß Pröll. Eine alternative Lösung wäre der Transport mit Lkw oder Hubschrauber.
Die letzte ihrer Art
Für den Rathauschef Degele ökologisch nicht sinnvoll. „Das kann kein Dauerzustand sein.“ Am Ende der Maßnahmenkette steht die Bergstation. Wie diese einmal aussehen soll, ist noch unklar. Das Ziel der Sanierung ist keineswegs eine Steigerung der Kapazitäten – eine solche wird es auch nicht geben. Es geht schlichtweg um den Erhalt der Bahn. Nur mit einer Sanierung kann man sich die immer wieder anfallenden Reparaturen sparen und den Anforderungen der Aufsichtsbehörden langfristig gerecht werden.
Eine vergleichbare, noch laufende Bahn ist Pröll nicht bekannt. Die Hörnle-Schwebebahn sei „in Anführungszeichen die letzte ihrer Art“, meint Degele. Wenn man so etwas Besonderes erhalten will, dürfe man das Augenscheinlichste, die Doppelschwenksessel, nicht entfernen, sagt der Bürgermeister, während unweit von ihm entfernt die blauen Holzsitze vorbeischweben.
Nicht ohne Grund hat der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss gefasst, die Sessel zu erhalten. Doch nicht allein eine Sanierung der Bahn wird angestrebt. Man möchte sie auch „ein bisserl mehr im Ort integrieren“, verrät Pröll. Dafür braucht es Gespräche mit hiesigen Betrieben. Die Verbindung von Ort und Bahn, „ein Schatz, den man in den vergangenen Jahren nicht gehoben hat“, sagt der Geschäftsführer. Auch Degele meint: „Das zu verknüpfen, macht auf jeden Fall Sinn.“
Die Bahn, sie ist im Grunde genommen auch ein Sinnbild für die Kurgemeinde Bad Kohlgrub. Für Degele „ein Ort zum Entschleunigen“: Die 20-minütige, gemächliche Fahrt auf den Berg ist quasi Entschleunigung par excellence.