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Nach Zugunglück bei Garmisch: Letztes Zugteil geborgen – Bahnstrecke weiter gesperrt

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Von: Christian Fellner

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Die letzten Wagons und die Lokomotive des Unglückszugs von Garmisch-Partenkirchen wurden jetzt geborgen.
Die letzten Wagons und die Lokomotive des Unglückszugs von Garmisch-Partenkirchen wurden jetzt geborgen. © Angelika Warmuth/dpa

Nach Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen am 3. Juni steigt die Zahl der Verletzten auf 68. Derweil wurden die letzten Zugteile geborgen.

Update vom 19. Juni: Zwei Wochen nach dem tödlichen Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen ist am Freitag (17. Juni) als letztes Zugteil die Lokomotive geborgen worden. „Wir haben die Lok am frühen Morgen geholt“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Am Vortag sei die Bergung mithilfe eines 160-Tonnen-Schienenkrans vorbereitet worden. „Er hat die Lokomotive aufs Gleis gehoben. Eine Rangierlok hat sie abgeholt.“ Die Lok soll im nächsten Schritt nach München gebracht werden. Bereits am Mittwoch war der letzte Waggon von der Unglücksstelle weggezogen worden.

Nach Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen: Zahlreiche Reparaturen notwendig

Rund um die Unfallstelle müssen laut dem Bahnsprecher zufolge rund 700 Meter Schienen sowie 500 Schwellen erneuert werden. „Und wir benötigen neue Oberleitungen.“ Dazu müssen auch drei Oberleitungsmasten neu gesetzt werden, die teils von umstürzenden Waggons umgerissen wurden und die nun neue Betonfundamente brauchen. „Diese Arbeiten können wir starten, wenn wir die Freigabe durch die Behörden bekommen.“ Ein Abschnitt hinter dem Bereich, an dem die Lok stand, sei bisher nicht freigegeben.

Wann die Strecke wieder befahrbar sein wird, ist weiter offen. „Da haben wir keine Prognose“, sagte der Bahnsprecher. Es hänge auch davon ab, wann die Freigabe komme und die Instandsetzung beginnen könne. Spekuliert wurde, dass es bis nach dem G7-Gipfel Ende Juni dauern könnte, bis wieder Züge auf der Strecke rollen.

Erstmeldung vom 14. Juni: Garmisch-Partenkirchen – Auch zehn Tage nach dem Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen bleibt unklar, warum die Regionalbahn in den Loi-sachauen entgleist ist. Fünf Menschen verloren bei der Tragödie am 3. Juni ihr Leben, mittlerweile nennt die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim 68 Verletzte, darunter 16 Schwerverletzte. „Es melden sich immer wieder Personen, die direkt nach dem Unglück die Unfallstelle verlassen haben und erst später zum Arzt gegangen sind“, betont Polizeisprecher Stefan Sonntag.

Unglück bei Garmisch-Partenkirchen: Hotline der Soko Zug geschaltet - für Zeugen und Mitreisende

Für die Ermittler der „Soko Zug“ der Kriminalpolizei in Weilheim ist die Mitarbeit von Zugreisenden sehr wichtig. Denn bei der Aufarbeitung haben sie ein klares Ziel: „Es soll mit jedem Insassen gesprochen werden. Jeder könnte ein wichtiger Zeuge sein“, versichert Sonntag. Auch deshalb weist die Polizei nochmals auf die Hotline 0800/55 65 101 hin, unter der sich Zeugen, aber eben auch Reisende bei der Sonderkommission im Idealfall bis morgigen Mittwoch (jeweils 9 bis 15 Uhr) melden können.

Diesen Kontakt haben die Experten der Soko ebenfalls eingerichtet, weil bei den Aufräumarbeiten an der Unfallstelle am Partenkirchner Gewerbegebiet Loisachauen zahlreiche persönliche Gegenstände, aber auch Dokumente gefunden wurden. „Die bekommen die Zuginsassen selbstverständlich zurück“, sagt Sonntag.

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Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen: Ermittlungen beschränken sich auf südlichen Gleisabschnitt

Derweil beschränken sich die Ermittlungen der Kripo im Bereich der Unfallstelle rein auf den Gleisabschnitt südlich der Lokomotive (Richtung Garmisch-Partenkirchen), die den Zug am 3. Juni angetrieben hatte und dort samt einem Waggon immer noch steht. „Dort ist der Zug auch entgleist“, erklärt der Pressesprecher. Von Fachleuten der Soko werden die Gleise dort abgebaut und sichergestellt. „Das ist ein Tatort“, macht Sonntag deutlich. Nördlich davon wird die Bahn mit Instandsetzungsarbeiten beginnen. „Auch, um Lokomotive und Waggon abtransportieren zu können.“ Die Fahrzeuge werden für den Fortgang der Untersuchungen nicht mehr benötigt.

Wie lange die Sonderkommission im Bereich des Gleisbetts beschäftigt sein wird, vermag Sonntag nicht präzise abzuschätzen. „Das kann aber noch Wochen dauern“, stellt er klar. „Im Endeffekt solange, bis die Kripo sagt: Jetzt haben wir alles!“ Erst danach darf die Bahn überhaupt mit der Sanierung der Anlagen beginnen. Die Wiederaufnahme des Zugverkehrs auf der Strecke zwischen Oberau, Farchant und Garmisch-Partenkirchen ist daher noch länger ausgeschlossen.

50 Beamte in der Sonderkommission Zug im Einsatz - Herausforderung in G7-Zeiten

Die Aufarbeitung des Unglücks stellt für die Polizei in diesen Tagen „eine große Herausforderung“ dar. Durch den nahenden G7-Gipfel vom 26. bis 28. Juni sind zwar sehr viele Einsatzkräfte bereits vor Ort, doch haben die im Grunde andere Aufgaben zu bewältigen.

Die Sonderkommission der Kripo in Weilheim besteht mittlerweile aus 50 Beamten. Dazu kommen Sachverständige unter anderem des Eisenbahnbahnbundesamtes sowie externe Fachmänner, die bei der Untersuchung ihre Expertise einbringen. Wann mit ersten Ergebnissen zu rechnen ist, dazu gibt es keine Informationen. „Aber so etwas dauert Monate, so ein schweres Unglück lässt sich nicht in Tagen oder ein paar Wochen klären.“

An den Haltestellen herrscht Rätselraten: Wann kommt ein Bus, das fragt sich auch diese Reisegruppe in Oberau.
An den Haltestellen herrscht Rätselraten: Wann kommt ein Bus, das fragt sich auch diese Reisegruppe in Oberau. © FOTOPRESS THOMAS SEHR

Chaos herrscht im Bahnverkehr - Bahn AG schweigt

Chaotisch läuft derweil der Bahnverkehr. Die Deutsche Bahn schloss zuletzt auch noch die Streckenabschnitte zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald, Murnau und Oberau sowie Murnau und Oberammergau – ohne konkrete Informationen für Zugreisende. An den Bahnhöfen und Bushaltestellen fehlen Hinweise, die Irritation und der Ärger sind groß. Schriftliche Anfragen des Tagblatts blieben am Montag unbeantwortet.

Lokale Taxiunternehmer fahren derweil einzelne Bahnkunden zwischen Mittenwald und Murnau, zudem verkehren Busse – allerdings ohne aktuellen Zeitplan. „Von nicht zwingend erforderlichen Fahrten im Bereich Werdenfels wird abgeraten“, betonte die Bahn in einer Mitteilung des Infodienstes Streckenagent am vergangenen Samstagmittag. Aufgrund „der Verkehrslage“ könne es zu „erhöhten Verzögerungen“ kommen. Fahrgäste sollten auf die RVO-Buslinie 9606 ausweichen. Als Grund werden Reparaturen an der Strecke angeführt.

Medien hochladen
Die Polizei schließt nicht aus, dass es private Videos oder Bilder geben könnte, die wertvolle Informationen beinhalten. Die Soko bittet, diese Daten für die Ermittlungen zur Verfügung zu stellen. Sie können hochgeladen werden: https://medienupload-portal01. polizei.bayern.de

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