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Kein Schlupfloch mehr: Eschenlohe bittet Besitzer von Zweitwohnungen zur Kasse

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Von: Josef Hornsteiner

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Die gute Anbindung macht Eschenlohe attraktiv.
Die gute Anbindung macht Eschenlohe attraktiv. © mzv

Ab 1. Juli gelten in Eschenlohe neue Regeln. Denn dann werden Zweitwohnungsbesitzer zur Kasse gebeten.

Eschenlohe – Bislang war Eschenlohe ein Paradies für Zweitwohnungsbesitzer. Steuerfrei konnten sie leben und dennoch die Infrastruktur des Ortes nutzen. Das freute vor allem die Münchner, nicht zuletzt, weil Eschenlohe dank Autobahn und Zug hervorragend von der Stadt aus zu erreichen ist, wie Bürgermeister Anton Kölbl (CSU) weiß. Viele nutzten die Kommune als Schlupfloch, um keine Steuer bezahlen zu müssen. Sie meldeten in München ihren Hauptwohnsitz, in Eschenlohe konnten sie dagegen umsonst eine Zweitwohnung eintragen lassen.

Regelwerk liegt schon lang in Schublade

Das wird sich jetzt ändern. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung eine Zweitwohnungssteuer eingeführt. Mit 20 Prozent auf die Kaltnettomiete richtet sich die Kommune nach Gemeinden wie Krün oder Garmisch-Partenkirchen. Bereits seit 2005 liegt die Satzung bereits in der Schublade der Eschenloher. Allerdings hat sich der Gemeinderat bislang nicht dafür entschieden, sie einzusetzen. Doch jetzt entschied sich das Gremium ganz bewusst für den höchsten Beitrag. DennZweitwohnungsbesitzer kosten den Ort Geld – und das nicht wenig.

Viele haben sich abgemeldet

Als schon vor Monaten absehbar war, dass viele Orte im Landkreis Garmisch-Partenkirchen eine Steuer einführen wollen, ist auf wundersame Weise auch die Einwohnerzahl in Eschenlohe geschrumpft. „Wir sind aber nicht weniger geworden“, erklärt Kölbl dieses Paradoxon. „Nur haben sich bereits viele Zweitwohnungsbesitzer bei uns abgemeldet.“ Der schöne Nebeneffekt dabei: Die Umlage für die Verwaltungsgemeinschaft Ohlstadt ist plötzlich gesunken. Sie wird pro Einwohnerzahl errechnet. Eschenlohe muss somit weniger abdrücken. „Sehr positiv für die Gemeinde“, sagt Kämmerer Christoph Gratz.

60 000 Euro Einnahmen

Und natürlich verdient die Kommune an der Steuer. Etwa 150 Zweitwohnungen gibt es aktuell. Jährliche Einnahmen von 60 000 Euro kann Eschenlohe durch den Beitrag generieren. Bei der Satzung wird die Netto-Kaltmiete (Miete ohne Nebenkosten) als Berechnungsgrundlage herangezogen. Ein fiktives Rechenbeispiel: Beläuft sich der Mietwert auf 5000 Euro per anno, muss der Eigentümer an die Gemeinde einen Obolus von 1000 Euro (20 Prozent) entrichten. Gratz schickt nun allen Betroffenen die Steuererklärung zu. In Kraft treten wird die Satzung ab dem 1. Juli 2021. Der Gemeinderat segnete sie einstimmig ab.

Lenkungswirkung erhofft

Aus Sicht von Kämmerer Gratz hat der Schritt eine entscheidende Lenkungswirkung. „Vor allem für Eschenloher, die in ihrem eigenen Ort keine Wohnung finden.“ Die Steuer sei besonders im Alpenvorland ein Mittel, um den Wohnungsmarkt – „zumindest ein bisserl“ – zurück in vernünftige Bahnen zu lenken. Schließlich bleibt den Besitzern ja immer noch die Möglichkeit, ihr Eigentum nicht den Großteil eines Jahres leer stehen zu lassen, sondern zumindest zu vermieten. Dann würde auch die Zweitwohnungssteuer wegfallen.

Infrastruktur erhalten

„Wir wollen die Leute nicht schröpfen“, ist Kölbl allerdings wichtig zu betonen. „Aber auch wir müssen unsere Infrastruktur im Ort erhalten.“ Und das kostet bekanntlich Geld.

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