Speiseöl wird knapp: Wirte streichen Mittagsangebote - „Preis hat sich verdoppelt“
In einigen Restaurants im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gibt es keine Mittagsangebote mehr. Grund sind die explodierenden Lebensmittelpreise. Zudem wird das Speiseöl knapp.
Landkreis – Das mit Kreide beschriebene Schild spricht Bände. „Ab sofort leider kein Mittagsangebot.“ Den Grund hat Wirt Leonardo Ballecco gleich darunter geschrieben: „Die hohen Preise für Lebensmittel.“ Einen preisgünstigen Mittagstisch kann sich der Chef der Trattoria Calabrese in Garmisch-Partenkirchen schlicht nicht mehr leisten.
Die explodierenden Lebensmittelpreise haben „starke Auswirkungen auf unser Familienunternehmen“. Auch für Lieferungen muss er momentan zwei Euro Gebühr verlangen. Viele haben aktuell an der Lebensmittel-Knappheit und der Preissteigerung zu knabbern.
Explodierende Lebensmittelpreise: Wirt muss Mittagsangebot streichen
Schon während der Coronakrise hat sich die Verteuerung von Lebensmittel und Energie abgezeichnet. Nun ist die Lage durch die Invasion Russlands in der Ukraine extrem verschärft worden. „Der Preis fürs Speiseöl hat sich in den vergangenen fünf Wochen verdoppelt“, sagt Ursula Sedlmayr, Inhaberin der gleichnamigen Metzgerei am Marienplatz in Garmisch-Partenkirchen.
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Ihr Lieferant meinte bei der letzten Bestellung, wenn sie nicht gleich Öl ordert, gibt es vielleicht erst wieder Ende April eines – „wenn überhaupt“. Der Engpass wird noch dadurch schlimmer, dass viele Lastwagenfahrer aus der Ukraine stammen und in die Heimat zurückgekehrt sind, um ihr Land zu verteidigen.
Wegen Ukraine-Krieg: Engpässe bei Speiseöl - Edeka-Regale teils leer geräumt
Die Regale sind teilweise leer geräumt, unter anderem beim C&C Großhandel von Edeka in Oberau. Dort bestellen viele gastronomische Einrichtungen im Landkreis, Auch Edeka klagt überLieferengpässe – vor allem bei Speiseöl, „das zum Teil aus der Ukraine stammt“, erklärt Pressesprecher Christian Strauß. Die Marktleitung bemüht sich deshalb seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs in Zusammenarbeit mit den Lieferanten darum, „eine ausreichende Versorgung mit allen Produkten des täglichen Bedarfs sicherzustellen“, erklärt Strauß auf Tagblatt-Nachfrage.
Die Situation sei aktuell „sehr dynamisch“. Daher könne er keine zuverlässigen Prognosen über die künftige Mengen- und Preisentwicklung abgeben. Auf den aktuellen Weltmärkten seien erhöhte Verkaufspreise in der gesamten Branche „nicht immer vermeidbar“.
Ukraine-Krieg: Preise für Energie und Rohstoffe steigen - Zurück zur Regionalität
Der Preisauftrieb bei Energie, Agrarrohstoffen, Betriebs- und Futtermittel führe zu steigenden Erzeugungs- und Herstellungskosten, die sich auf den Lebensmittelhandel niederschlagen. „Wir sind aber zuversichtlich, dass unbürokratische Maßnahmen zumindest zum Teil die Situation zur anstehenden Ernte entspannen“, sagt Strauß hoffnungsvoll. Als Beispiel nennt er den angestrebten Ausweis bisher nicht genutzter Anbauflächen in den EU-Mitgliedsstaaten.
Zurück zur Regionalität also? Für Sedlmayr wäre solch ein Umdenken dringend nötig. Fleisch sei bislang in Deutschland viel zu lange „verramscht“ worden. Es sei an der Zeit, wieder weniger Fleisch in der Woche zu essen, „dafür aber mit höherer Qualität“. Diese bietet bekanntlich auch Andreas Hillejan in seinem Marktrestaurant in Mittenwald.
Die gehobene Gastronomie sei noch relativ wenig von der aktuellen Krise betroffen, meint der Sternekoch. „Wir verwenden relativ wenig Raps- oder Sonnenblumenöl, da wir wenig frittieren.“ Hingegen haben sich Grillshops wie das St. Sebastian-Stüberl in Garmisch-Partenkirchen schon vorab gut eingedeckt mit Öl: „Unser Vorrat reicht locker über ein halbes Jahr“, sagt Inhaber Momcilo Baljak. „Wir sind gut gerüstet.“
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