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Deko-Gewehr in Wirtschaft: Polizei schlägt Alarm

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Von: Andreas Seiler

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Zünftig geht’s zu auf diesem Werbebild der Wirtschaft Fraundorfer. An der Wand ist der Musiker zu sehen – und hinter ihm das Deko-Gewehr (roter Pfeil). © Fraundorfer

Die Wirtsfamilie des Partenkirchner Traditionslokals Fraundorfer dachte sich nichts dabei: Jahrelang zierte dort ein altes Gewehr die Gaststube – als uriger Wandschmuck. Doch jetzt stellte die Polizei das gute Stück sicher, weil es sich möglicherweise um eine richtige Langwaffe handelt.

Garmisch-Partenkirchen – Das Hotel und der Gasthof Fraundorfer ist ein alteingessener Betrieb in der Partenkirchner Ludwigstraße. Seit über 90 Jahren befindet er sich in der Hand der gleichnamigen Familie. Geboten wird weißblaue Gastfreundschaft, zu der auch ein Unterhaltungsprogramm zählt. Für diesen Zweck steht in der Wirtsstube ein Holzpodest, auf dem regelmäßig ein Musiker aufspielt. Die Wand ist entsprechend bayerisch-griabig gestaltet, etwa mit Fotos, einem Wanderrucksack und einem alten Gewehr. „Das war für mich immer nur Deko“, sagt Geschäftsführerin Barbara Fraundorfer.

Im Traum hätte die Chefin nicht daran gedacht, dass ihr die zweiläufige Flinte, die an ein Requisit aus einem Wilderer-Film erinnert, eines Tages mächtig Ärger bereiten könnte. Doch genau das ist jetzt geschehen: Die Büchse wurde nämlich von der Polizei Garmisch-Partenkirchen sichergestellt – wegen eines „Anfangsverdachts“, wie es heißt. Es könnte sich, so die Mutmaßung der Ordnungsmacht, um eine funktionstüchtige und damit potentiell gefährliche Langwaffe handeln. Für eine solche bräuchte man einen Waffenschein. Und natürlich dürfte man sie auf gar keinen Fall wie eine Schützenscheibe zur Zierde in einem Wirtshaus aufhängen, sondern müsste sie sicher wegsperren.

Die Polizeiinspektion im Kreisort bestätigt den kuriosen Fall. Das Gewehr sei zu einer Fachabteilung des Präsidiums geschickt worden, berichtet Sprecher Markus Stückl. Die Experten sollen dort prüfen, ob das Teil echt ist. Sollte sich dies bestätigen, wäre das Ganze kein Kavaliersdelikt. Im Raum steht ein Verstoß gegen das Waffengesetz, der mit einer Geldstrafe und theoretisch sogar mit Haft geahndet werden kann. In etwa einem Monat wird mit einem Ergebnis der Untersuchung gerechnet.

Bemerkenswert: Für das Auge des Gesetzes war es ein „Zufallstreffer“. Denn die Polizei stattete der Wirtschaft im Juni aus einem ganz anderen Grund einen Besuch ab. Dem Vernehmen nach ging es um Ermittlungen in einem Fall von Zechprellerei. Und dabei wurde das besagte Corpus Delicti entdeckt.

Barbara Fraundorfer versteht jedenfalls die Welt nicht mehr. „Das sind Dinge, die kein Mensch braucht“, ärgert sich die Unternehmerin. Erst recht nicht in der jetzigen Zeit, in der die Gastronomie mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen habe. Sie wisse noch nicht einmal, wer Gefallen daran fand, das vermeintliche Schießeisen als Accessoire in Szene zu setzen. Es habe sich an der Stelle bestimmt schon seit 50 Jahren befunden. Möglicherweise hänge der ungewöhnliche Wandschmuck mit der Leidenschaft ihres bereits verstorbenen Vaters Josef zusammen, der bei den Partenkirchner Gebirgsschützen aktiv war. Sie selbst habe jedenfalls mit Waffen nichts am Hut, beteuert die Geschäftsfrau. Sie holte sich in der heiklen Angelegenheit rechtlichen Beistand: Um die Causa Wirtshausgewehr kümmert sich jetzt ihr Anwalt.

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