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„Auf den ersten Blick ist das zu wenig“: Fachkräftemangel trifft die Kirche

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Von: Tanja Brinkmann

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Drei Männer sitzen an einem Tisch.
Besprechen die neuen Aufgaben: (v. l.) Diakon Stefan von Drachenfels, Dekan Andreas Lackermeier und Pastoralreferent Wolfgang Wankner. © Thomas Sehr

Es ist ein Einschnitt. Eineinhalb Stellen verliert Dekan Andreas Lackermeier im Pfarrverband Partenkirchen-Farchant-Oberau. Ein Teil der Aufgaben entfällt allerdings auf die neu geschaffenen Fachstellen. Hintergrund dieser Umstrukturierung ist der Fachkräftemangel, der nun auch die Kirche trifft.

Garmisch-Partenkirchen – Die Katholiken in der Erzdiözese München und Freising müssen sich auf Veränderungen einstellen. Auf tief greifende sogar. Das Ordinariat baut Stellen in der Seelsorge deutlich ab. Gut ein Viertel aller so genannter Pastoralstellen soll bis 2030 wegfallen, weil die Kirche nicht genügend Fachkräfte findet. Die Zahl der Priester dürfte sogar um ein Drittel sinken. Das sieht der Stellenplan vor, der nach einem coronabedingten Aufschub jetzt auch im Pfarrverband Partenkirchen-Farchant-Oberau greift.

„Es gibt immer weniger Personal, das künftig zielgerecht eingesetzt werden muss“, verdeutlicht Dekan Andreas Lackermeier das Dilemma. Mit der Folge, dass er aktuell eineinhalb Stellen verliert. Pastoralreferent Wolfgang Wankner hat den Pfarrverband Anfang des Monats verlassen, um die eine neue, so genannte „Thematische Funktionsstelle“ im Bereich der Seniorenseelsorge für seinen früheren und den Pfarrverband Mittenwald/Wallgau/Krün zu übernehmen. Diakon Stefan von Drachenfels bleibt Lackermeier zur Hälfte erhalten. Sein restliches Arbeitspensum investiert er in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Stadelheim in München. Trotz dieser Änderung sagt der Dekan, „sind wir noch gut aufgestellt“. Ob’s dabei bleibt, steht allerdings in den Sternen. Bislang verfügt er nämlich mit Kaplan Andreas Kolb und Pastoralassistentin Barbara Huber-Bertl noch über zwei Ausbildungsstellen, die er vorerst auch halten kann. Genau wie die Gemeindereferentin. „Bis 2030 kann sich aber noch einiges ändern“, räumt Lackermeier ein. „Die Zahlen sind nicht in Stein gemeißelt.“

Neue Funktionsstellen, etwa für die Senioren-Seelsorge

Die Erzdiözese versucht, mit Hilfe des aktuellen Stellenplans das Personal in der Seelsorge bedarfsgerecht und den verschiedenen Fähigkeiten entsprechend anzupassen. „In unserem Pfarrverband ist bis 2030 der Stellenschlüssel ein Pfarrer und ein Mitarbeiter vorgesehen“, sagt Lackermeier. „Auf den ersten Blick ist das zu wenig.“ Allerdings verweist er auch auf die neu eingerichteten Funktionsstellen, von denen sich Wankner erfolgreich auf eine beworben hat. Neben den Senioren werden die Bereiche Jugend, Tourismus, Schule, Kranke und Gefängnis dadurch abgedeckt. „Zuständigkeiten werden verlagert“, betont der Dekan.

Wie das funktioniert, kann noch keiner der Beteiligten sagen. „Das muss sich einspielen“, meint Wankner, der ursprünglich aus Waging am See (Landkreis Traunstein) kommt. Der 55-Jährige war bislang vor allem als Verantwortlicher der Firmvorbereitung im Pfarrverband, Vertreter des Seelsorgeteams für die Pfarrei Farchant, im Schul- und Beerdigungsdienst, als Trägervertreter der beiden Farchanter Kindergärten und in der allgemeinen Seelsorge vor Ort tätig. Er hatte seinen Arbeitsplatz im Pfarramt Farchant. Einen Teil dieser Aufgaben übernimmt nun Huber-Bertl. Neuland betritt sie damit nicht. „Gerade in der Firmvorbereitung waren wir schon ein Team“, sagt Wankner. Klar ist allerdings auch, dass mit dem verbleibenden Personal „nicht alles kompensiert werden kann“, ergänzt Lackermeier.

Je eine halbe Stelle im Pfarrverband und in der JVA Stadelheim

Wer von Drachenfels in der Gefängnisseelsorge ersetzt, steht noch nicht fest. Die zehn Wochenstunden in der JVA Garmisch-Partenkirchen sind neu ausgeschrieben. Der 41-jährige Dorfener, der mit seiner Familie in Penzberg lebt, hat bereits erste Eindrücke von Stadelheim gewonnen. Dass er es dort mit schweren Verbrechern, auch Mördern, zu tun hat, beeindruckt ihn wenig. „Mir geht’s um den Menschen, den man nicht auf eine Straftat reduzieren kann.“ Viel Beziehungsarbeit, Gespräche, in denen der Inhaftierte erzählt, was ihm weh tut, wie es zu der Tat kommen konnte, machen von Drachenfels zufolge diese Arbeit aus. „Wichtig dafür ist, gefestigt zu sein. Auch im Glauben.“

Bislang war er im Pfarrverband für Senioren und Kranke zuständig, um die sich nun Wankner kümmert. Auch im Obdachlosenheim in den Loisachauen war er aktiv. „Bis jetzt kann ich meine Aufgaben mit der halben Stelle ganz gut bewerkstelligen.“ Zu Lackermeiers Freude steht er zudem vor allem an Wochenenden für Taufen, Hochzeiten, liturgischen Dienst und Predigtdienst sowie an einem Werktag für Beerdigungen zur Verfügung.

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