„Beschämend und unerträglich“: Bürgermeisterin entsetzt über Ausflugs-Chaos

Nach den ersten Ausflügler-Wochenenden steht für Garmisch-Partenkirchens Bürgermeisterin fest: So kann‘s nicht weitergehen. Sie will etwas gegen das Wildcampen und die Parkplatz-Situation unternehmen.
- Elisabeth Koch, Bürgermeisterin in Garmisch-Partenkirchen, hat sich am Wochenende selbst ein Bild vom Ausflugs-Ansturm gemacht.
- Ihre Bilanz ist vernichtend.
- Koch plant drastische Maßnahmen gegen Ausflügler aus München und dem Umland.
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Update vom 8. Juni, 14.01 Uhr: Nachdem die Garmisch-Partenkirchner Bürgermeisterin Elisabeth Koch sich mit großer Aufmerksamkeit über die Ausflügler beschwert hatte, meldet sich nun ein Münchner zu Wort - mit einer Gegendarstellung.
Ursprünglicher Artikel, 3. Juni: Garmisch-Partenkirchen – Elisabeth Koch reicht’s. Über diese zwei langen Wochenenden in Serie – erst Himmelfahrt, dann Pfingsten – hat sich viel aufgestaut bei der neuen Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen. Sehr genau beobachtete sie die Mega-Touristenströme, die neuralgischen Punkte rund um den Ort fuhr sie teilweise mit dem Rad ab.
Bürgermeisterin entsetzt über Ausflügler in Garmisch-Partenkirchen: „Eine Katastrophe“
Dabei gewann sie viele Erkenntnisse. Kochs Fazit: „Das ist eine Katastrophe für Mensch und Natur, dass kann sich die Marktgemeinde nicht mehr länger anschauen“, betont die CSU-Frau. „Es ist für uns nicht mehr erträglich, die wir hier wohnen.“ Wilde Camper, Verkehrschaos auf den Parkplätzen – „natürlich sind wir ein touristischer Hotspot, aber so kann es nicht weitergehen.“
Nahe der Partnachalm in Garmisch-Partenkirchen hat Wiesengrund-Besitzer ein Schild an seinem Stadl angebracht, dass viel über das Verhalten der dortigen Wanderer aussagt. Die teilweise anstandslosen Wanderer verrichten ihre Notdurft gelegentlich dort, anstatt im nahen Wald.
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Parkchaos in Garmisch-Partenkirchen: Ausflügler überrollen Region
Wer’s nicht glaubt oder grundsätzlich anders empfindet, dem rät sie, sich an einem dieser Hoch-Tage nur für eine Stunde bei der Eckbauer-Bahn an den Skistadion-Parkplatz zu stellen. Am vergangenen Sonntag sei es so drastisch geworden, dass sie die Polizei rief. „Die Autos hatten sich gegenseitig so zugeparkt, dass niemand mehr wegkam“, moniert Koch. Die Lösung des Problems war eine skurrile: „Die Fahrzeuge mussten durchs Skistadion abgeleitet werden.“ Zirka 40 Pkw zählte sie, die durch die altehrwürdige Sportstätte fuhren, um die Situation zu entschärfen.
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Ausflugs-Chaos in Garmisch-Partenkirchen: Camper hinterlassen Notdurft im Wald
Am Montag (1. Juni) machte sie sich auf zur Almhütte. An der Maximilianshöhe herrschte Parkchaos erster Güte. Ein Ärgernis dort: viele Wild-Camper. „Das müssen wir beenden“, stellt die Rathauschefin klar. Dass sie für Aussagen gegen die Wohnmobil-Freunde im Internet mal wieder verbal abgewatscht werden dürfte, das nimmt Koch in Kauf. „Da muss ich drüber stehen.“
Ausflügler in Garmisch-Partenkirchen in Coronakrise - Bürgermeisterin: „Beschämend“
Doch die Verhältnisse, die sie vorfand, bezeichnet sie als „beschämend“. Die Camper parken nicht nur dauerhaft an diesem traumhaften Fleckerl am Fuße des Kramers, sie hinterlassen auch ihre Notdurft in den umliegenden Wäldern. Denn, logisch: Ihnen fehlt dort oben eine Entsorgungsstation für ihre portablen WC-Einheiten. „Mir hat es richtig gegraust“, sagt Koch frei heraus. Dass nicht alle Camper so sind, ist ihr klar. „Aber es gibt eben einige wenige, die die komplette Herde versauen.“
Was also tun? Guter Rat ist teuer. „Die Ideallösung hat niemand“, betont Koch leicht ernüchtert. Das hat sie aus Gesprächen mit benachbarten Bürgermeistern wie Thomas Holz aus Kochel schnell herausgefiltert. Der Frust darüber weicht bei Koch aber einem gewissen Kampfgeist. Sie will schnellstmöglich handeln. Denn: „Unser Tal ist so eng, und unseren Grüngürtel wollen wir uns erhalten.“ Am Dienstag hat sie sich gleich mit Michael Gerber, Chef von Gapa-Tourismus, kurzgeschlossen.
Die ersten Schritte: Den Wildcampern möchte Koch zu Leibe rücken, indem Verbotsschilder an den bekannten Orten aufgestellt werden. Beispielsweise an der Maximilianshöhe oder auch am Pflegersee. „Dann könnte die Polizei richtig handeln“, betont Koch. Das Thema Skistadion müsse ebenfalls angepackt werden. Die dortigen Stellflächen bewertet sie als ineffektiv und irreführend. „Wir müssen diesen Parkplatz gescheit einteilen, dann passen auch mehr Autos drauf.“ Dass die Umbauten kostenträchtig sein können, ist ihr bewusst. „Aber dafür muss die Gemeinde dann halt entsprechend abkassieren.“
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Belegt-Schilder interessieren niemanden
Den Verkehr aus Garmisch-Partenkirchen verbannen zu können, dieser Illusion gibt sie sich nicht hin. „Natürlich könnten wir am Unterfeld eine Wiese als Parkplatz ausweisen.“ Samt Shuttle-Service eventuell sogar. „Aber das interessiert den Tagesgast nicht. Die Leute wollen direkt zu den Bergbahnen.“ Auch Belegt-Schilder vor Ort könne die Kommune aufstellen, wie sie will. „Juckt niemanden.“ Das sei am Eibseeberg in Grainau eindrucksvoll zu sehen. „Ich verstehe, die Menschen, dass sie raus wollen, aber das Leben muss bei uns noch normal möglich sein.“ In dieser Hinsicht plagen Koch derzeit große Bedenken.
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