Für alle Parkplätze im Bereich Olympia-Eissportzentrum, Hausberg, Kreuzeck und Eibsee werden Gebühren verlangt. „Je weiter weg, desto günstiger wird’s“, sagt Gerber. Laufen soll die Überwachung ohne Automaten, sondern mit Kontrolleuren.
Parkverbote:
Die Zufahrt zum Parkplatz der Hausbergbahn erfolgt über die St.-Martin- und Alpspitzstraße. In letztere sowie in allen einmündenden Seitenstraßen sollen die Abstellflächen ausschließlich mit einer Anwohnerberechtigung genutzt werden können. Ein wichtiger Schritt. Denn, so viel steht für Gerber fest: „Die Besucher werden versuchen, den gebührenpflichtigen Parkplätzen auszuweichen.“
Gebühren:
Ohne angemessene Gebühren und Ordnungsgelder funktioniert das Konzept nicht. Davon sind die Initiatoren überzeugt. Sie schlagen vor, am Hausberg und Kreuzeck als Tagestarif 25 Euro zu verlangen. Der klassische Übernachtungs- und Tagesgast bekommt dafür eine Rückvergütung von 10 bis 15 Euro auf das Skiticket gewährt. Tourengeher zum Beispiel wählen eher den Parkplatz am Eisstadion. Um dort stehen zu können, müssten sie zehn Euro zahlen, können dafür aber mit dem Skishuttle zur Hausbergbahn fahren. Auch an die Saisonpass-Inhaber aus der Region ist gedacht. Ihnen steht ein begrenztes Kontingent an Stellplätzen zur Verfügung – zu einem Saisonpreis von 125 Euro. Weder GaPa-Tourismus noch die BZB wollen in die eigene Tasche wirtschaften. Mit dem Geld sollen zum Beispiel die Parkplatzeinweiser refinanziert werden. „Wir zocken nicht ab“, stellt Gerber klar. „Wir bieten einen Mehrwert, mit dem ÖPNV schnell ins Skigebiet zu kommen.“ Nur so gehe die Rechnung auf. Über die Höhe der Gebühren ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.
Hotel-Shuttle & ÖPNV:
Eng miteinander kooperieren – so lautet die Devise der Zukunft. Vor allem mit den Gastgebern. Sie sollen „Packages“ anbieten. Wer von ihnen mitmacht, dem gewährt die BZB einen Preisnachlass auf die Kombitickets, das Organisationskomitee für den Ski-Weltcup bietet vergünstigte Eintrittskarten. Geknüpft ist das Ganze an eine Voraussetzung: Hotels und andere Vermieter müssen ihre Gäste mit einem Shuttle – samt privilegierter Zufahrt – zur Hausberg- und Kreuzeckbahn bringen. Gleichzeitig wollen die Initiatoren mit den Gemeindewerken prüfen, ob eine temporäre „Pop-up“-Spur, die vorübergehend eingerichtet wird, für den Schneebus möglich wäre. Diese könnte eventuell auch von den Hotel-Shuttles genutzt werden. Sinn und Zweck ist, den Verkehr zu entzerren, betont Gerber. „Auch mit Blick auf den Ski-Weltcup“, ergänzt Schanda. „Es kann nicht sein, dass die Tribünen nur zur Hälfte mit Publikum gefüllt sind, nur weil man nicht hinkommt.“
Die Zeit ist reif für die Kampagne – dieses Urteil teilen alle Initiatoren. Auch wegen der Corona-Pandemie, die die Branche umstrukturiert. Das belegen die Zahlen: Weniger Ankünfte, aber eine längere Aufenthaltsdauer sind zu verzeichnen. Derzeit liege der Schnitt „deutlich“ bei vier Tagen, sagt Gerber. „Wir haben momentan eine andere Art von Gästen.“ Eine, die womöglich nicht einfach wieder verschwindet. Denn, so wie Experten bundesweit die Lage einschätzen, steht auch für ihn fest: „Der Tourismus, wie wir ihn kennen, wird nicht eins zu eins zurückkehren.“ Die Erwartungen und Ansprüche der Besucher an ihren Urlaubsort und die Leistungsträger ändern sich. Das gilt auch für die Einheimischen. Sie wünschen einen Tourismus, der ihre Lebensqualität erhält. Deshalb sind sich die drei Partner Bergbahn, Tourismus und Weltcup-OK einig: Sie beabsichtigen, Covid-19 als Chance zu begreifen, indem die Gäste die Mobilität in der Kommune neu und besser entdecken und erleben sollen. Deshalb sei es wichtig, betont Gerber in der Sitzung, „dass der Gemeinderat in Sachen Verkehr ein Signal setzt“.
Wir sollten dem Ganzen eine Chance geben.
Zumindest befürwortet das Gremium, dass GaPa-Tourismus, BZB und OK die Inhalte der Kampagne konkretisieren. Trotz so mancher Skepsis und vor allem unter der Bedingung, ein besonderes Augenmerk auf die Einheimischen zu setzen. Damit sie nicht benachteiligt werden. Spätestens im September sollen die Verantwortlichen das finale Konzept vorstellen.
Mit Bedenken sparen die Gemeinderäte nicht. Dr. Stephan Thiel (Bündnis 90/Grüne), der den Ansatz prinzipiell für gut befindet, hegt Zweifel ob des Zeitdrucks. „Ich befürchte, dass der Test in die Hose geht.“ Letztlich die Aufregung größer sei als der Erfolg. Der Fraktions-Chef plädiert dafür, die Kampagne um ein Jahr zu verlegen. Sieht Gerber anders – angesichts der bereits vorhandenen positiven Dynamik, wenngleich er den Einwand nachvollziehen könne. „Wenn wir verschieben, fallen wir in ein Loch.“ Dann wieder neu anzuschieben, könne schwierig werden, sagt der Tourismus-Experte. Selbst Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) sieht noch Schwächen im Konzept. Vor allem juristische. Trotzdem sagt sie: „Wir sollten dem Ganzen eine Chance geben.“ Denn soviel ist für sie wie für Gerber klar: Auf die Einsicht der Menschen zu hoffen, reicht nicht.
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