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„Garmi“ auf der großen Bühne: Pflegeroboter soll beim Ski-Weltcup die Siegerpokale überreichen

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Von: Christian Fellner

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Hightech im Werdenfelser Land: Pflegeroboter „Garmi“ mit den TU-Mitarbeitern (v.l.) Djallil Naceri, Matthias Richter und Mario Troebinger. Jede Handlung des Roboters wird programmiert
Hightech im Werdenfelser Land: Pflegeroboter „Garmi“ mit den TU-Mitarbeitern (v.l.) Djallil Naceri, Matthias Richter und Mario Troebinger. Jede Handlung des Roboters wird programmiert © Kornatz

Weltpremiere beim Weltcup? Passt das Wetter, wird der Pflegeroboter der Garmisch-Partenkirchner Geriatronik-Forscher an diesem Wochenende nach den Kandahar-Rennen den schnellsten Damen die Siegerpokale überreichen.

Garmisch-Partenkirchen – Mit einer 40 Meter breiten LED-Wand als Showeffekt und zur Kommunikation mit den Sportlerinnen haben die Veranstalter des Ski-Weltcups in Garmisch-Partenkirchen bereits eine Innovation präsentiert. Ein zweites spektakuläres Element haben sie noch in der Hinterhand: Dazu lief am Donnerstag im Zielraum der Kandahar bereits die Generalprobe ab. „Garmi“, der Pflege-Roboter aus den Reihen des Geriatronik-Forschungszentrums der TU München in der Marktgemeinde, soll am Wochenende die Pokale übergeben. „Das hat es bisher noch nie gegeben“, betont Florian Fischer, der Vorsitzende des Weltcup-Organisationskomitees, euphorisch. „Auch die FIS findet die Aktion richtig cool.“ Es gibt nur einen Haken: „Garmi war noch nie draußen.“

Natürlich würden es die Veranstalter vom SC Garmisch gerne sehen, eine derartige Weltneuheit vorführen zu können, und auch die Forscher um Professor Dr. Sami Haddadin, den Leiter der Geriatronik-Einheit, fiebern einem solchen Einsatz entgegen. Doch es gibt zwei Komponenten, die das Projekt scheitern lassen könnten: das Wetter und die Technik.

Die Witterung ist das Hauptkriterium für den Einsatz von „Garmi“

Die Witterung an den Renntagen ist das Hauptkriterium. „Selbst wenn technisch alles in Ordnung ist, gilt ganz klar: Wenn wir Niederschlag haben oder es zu feucht ist, können wir es nicht machen“, betont Dr. Stephan Thiel. Denn die Technik in einem derart ausgeklügelten Roboter ist sehr feinfühlig. „Draußen ist nicht drinnen“, betont der Programmmanager. „Im Labor funktioniert alles.“ Ein Risiko können und wollen die Forscher nicht eingehen. „Dafür ist Garmi zu teuer.“

Thiel versucht, das Problem zu erklären: „Man muss ja jede Handlung des Roboters programmieren, Garmi sagen, was er tun soll.“ Verändern sich die äußeren Bedingungen, stimmen gewisse Positionen nicht mehr. „Laienhaft könnte man es sich so vorstellen, dass sich gewisse Materialien bei Kälte ja zusammenziehen. Exakt so ist es natürlich bei einem hoch entwickelten Roboter nicht“, sagt Thiel, „aber der Effekt ist ähnlich“. Gelenke oder Motoren könnten minimal anders reagieren – mit dem wenig erbaulichen Ergebnis, dass gewisse Abläufe nicht mehr stimmen. Und Bilder, wie dem Roboter ein Pokal entgleitet, wolle man freilich nicht auftischen.

Versuch ist auch Marketing für die Geriatrionik-Forschung am Standort Garmisch-Partenkirchen

Schließlich sehen die Experten der TU München diesen Versuch auch als Marketing für ihr Projekt. „Garmi“ soll in Zukunft Menschen bei vielen Tätigkeiten im Bereich der Pflege und Medizin unterstützen. „Das wäre schon so eine Art Zeichen, was alles möglich ist“, betont Thiel, der Gemeinderat der Grünen-Fraktion. „Eine Art Gag mit einem ernsten Hintergrund.“ Allein die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig es oft ist, Menschen versorgen zu können, im Idealfall aber sogar ohne den direkten Kontakt zum Patienten.

Die Übergabe der Pokale wäre ein erster Schritt, „Garmi“ einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Seit Dezember arbeiten Mario Tröbinger, Matthias Richter, Djallil Naceri, Hamid Sadeghian und Xiao Chen an der Umsetzung der Idee. „Aus technischer Sicht sind wir sehr zuversichtlich“, beteuert Thiel. Doch es gibt eben einige Unwägbarkeiten. Und die verbergen sich hauptsächlich hinter äußeren Einflüssen. „Garmi ist zum Beispiel sehr empfindlich auf Berührung. Was machen wir denn, wenn eine Skifahrerin ihn umarmen will?“ fragt Thiel und lacht.

Das endgültige Okay wird es in jedem Fall erst kurzfristig geben, auch wenn sich alle Beteiligten diesen ersten großen Einsatz auf einer derartigen Bühne wie beim Ski-Weltcup nur zu gerne wünschen würden.

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