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Tourismus-Probleme in Garmisch-Partenkirchen: Grünen-Politiker machen sich Bild von der Lage und liefern Ideen

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Von: Christian Fellner

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 (v.l.) Bundestagsabgeordneter Stefan Schmidt, Landtagskollege Hans Urban, Kreisrätin Christl Freier und Gemeinderat Dr. Stephan Thiel gehen durch eine Fußgängerzone
Mittendrin im Tourismus: (v.l.) Bundestagsabgeordneter Stefan Schmidt, Landtagskollege Hans Urban, Kreisrätin Christl Freier und Gemeinderat Dr. Stephan Thiel. © Sehr

Die Probleme, die im Landkreis Garmisch-Partenkirchen einhergehen, schreiben Schlagzeilen. Jetzt haben sich die Grünen ein Bild vor Ort gemacht. Und lieferten Vorschläge.

Garmisch-Partenkirchen – Es ist fast so etwas wie heimliche Bewunderung für den Menschen, der Wochenende ein, Wochenende aus ins Landl tourt. Hans Urban nennt ihn einfach mal „den Münchner“, wohlwissend, dass er auch aus dem Speckgürtel der Metropole kommen könnte. Der Landtagsabgeordnete der Grünen aus Eurasburg ist beeindruckt von der „Resilienz“, also der psychischen Widerstandsfähigkeit. „Der Münchner stellt sich in der Früh eineinhalb Stunden in den Stau, und am Abend wieder eineinhalb Stunden. Und die Woche drauf kommt er wieder.“ Doch die Begeisterung für diese Spezies weicht schnell, wenn Urban auf die Auswirkungen blickt: „Natürlich steht jedem Menschen ein Freizeitanspruch zu, und nur so kann es auch eine Wertschöpfung in der Region geben, aber das Ganze muss mit der Lebensqualität der Bewohner in Einklang gebracht werden.“

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Von dieser Balance, die speziell in diesem Corona-Sommer verloren gegangen ist, haben sich am Dienstag Vertreter der Grünen ein Bild in Garmisch-Partenkirchen gemacht. Bundestagsabgeordneter Stefan Schmidt aus Neumarkt in der Oberpfalz beispielsweise. „Ich wollte mir einfach mal eine Region anschauen, die stark vom Tourismus lebt, sehen, welche Probleme sich dort zeigen“, betont er. Dazu hatten die Orts-Grünen um ihre Gemeinderäte Dr. Rainer Steinbrecher und Dr. Stephan Thiel auch Gäste wie Tourismus-Chef Michael Gerber und Dr. Hannes Vogelmann von der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus eingeladen. Schmidts Fazit nach einem Tag im Werdenfelser Land: „Die Region hat gute Chancen. Die Natur ist noch sehr intakt, aber eben auch gefährdet.“ Hinsichtlich des Tourismus’ sieht er gerade in der Corona-Krise die Chance zu einem Umdenken. „Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt, Weichen neu zu stellen, da eben nicht alles so weiterläuft wie immer“, betont der Bundespolitiker.

Beispiel Schweiz: Ruhe- und Aktivzonen

Konzepte zu liefern, das fällt auch den Grünen schwer. Da geht es ihnen nicht anders als anderen Parteien, die nicht regieren. „Wir haben Grenzen“, sagt Thiel ehrlich. „Wir sind nicht in der Lage, einfach etwas zu machen. Wir würden gerne, können aber nur motivieren.“

Ideen gibt es sehr wohl. Urban hat einige auf Lager. Er verweist in Sachen Besucherlenkung auf touristisch stark erschlossene Gebiete in der Schweiz. „Dort werden knallhart Ruhezonen ausgewiesen, in denen niemand etwas verloren hat.“ Dem entgegen stehen Aktivzonen, die eben für die Freizeitaktivitäten vorgesehen sind. „Das funktioniert bestens.“ Er nennt Laax als ein Beispiel. Ansätze, die „man bei uns in Bayern ganz klar vernachlässigt hat, außer in den Nationalparks“, urteilt Urban. Der hat auch zur Erschließung solcher Gebiete eine klare Meinung, die man nicht sofort als grün einstufen würde: „Wir werden Radl- und Verkehrswege brauchen, und dafür wird auch mal ein Baum fallen müssen, das sind lokale Herausforderungen.

Erholungsflächenverein als Vorbild

In puncto Verkehrslösungen pochen die Grünen weiter auf die Schiene. Kreisrätin Christl Freier plädierte einmal mehr eindringlich für den Ausbau der Werdenfelsbahn. „Die CSU macht immer Straßen-Geschenke“, moniert die Oberammergauerin. Auch Urban erachtet einen verdichteten Takt als unumgänglich an. Allerdings brauche es dann auch vor Ort Lösungen. „Wenn ich nach Kochel schau’, sehe ich, dass da in der Früh 300 Menschen mit dem Zug ankommen und ein Bus für 50 bereitsteht.“ Konzepte seien von Nöten, den Öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. „Wenn man den Fernpass runter ins Inntal fährt, dann sind da unten die Busse überall voll. Aber bei uns fehlt die Bereitschaft, darüber zu diskutieren.“

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Um die Problematik im Landkreis anzugehen, sieht er den Erholungsflächenverein als Vorbild an, in dem sich die Landeshauptstadt München sowie sechs Landkreise im Umland zusammengeschlossen haben, um gewisse Naherholungsgebiete für die Menschen der Metropolregion München in Schuss zu halten. „Da sind die Kommunen mit im Boot, wenn es um Lösungen geht.“ Sein Rat: Warum nicht ein solches Konstrukt auf die Alpenregion ausweiten? Urban schätzt das Etablieren eines solchen Verbunds sogar durchaus als Landesaufgabe ein.

Ein Ansatz der Thiel aus lokaler Sicht gefällt. Denn vor Ort gebe es aktuell nur wenig Weiterkommen. „Bei uns vermisse ich einen Plan, es wird immer nur versucht, das nächste Feuer auszutreten.“ Brennen wird’s weiterhin. Dank der Widerstandsfähigkeit von Urbans Münchnern.

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