Liebreich bis 2023 Intendant des Richard-Strauss-Festivals

Mit großer Mehrheit hat der Garmisch-Partenkirchner Gemeinderat Alexander Liebreich bis 2023 zum Künstlerischen Leiter des Richard-Strauss-Festivals bestellt. Es gab parteiübergreifend ein klares Votum für Liebreich und damit auch für den seit 2018 eingeschlagenen Kurs der Öffnung und Neuorientierung des Festivals.
Garmisch-Partenkirchen – Es war nicht mehr als eine Formalie – aber eine bedeutende: die vorzeitige Vertragsverlängerung von Alexander Liebreich. Der Künstlerische Leiter des Richard-Strauss-Festivals hat die Kommunalpolitik überzeugt – einige nach anfänglicher Skepsis, einen gar nicht. Mit großer Mehrheit (28:1) stattete der Garmisch-Partenkirchner Gemeinderat am Dienstag Liebreich mit einem Vertrag von 2021 bis 2023 aus. Der aktuelle endet 2020. Nur der parteifreie Christoph Elschenbroich goss Wasser in den Wein und stimmte dagegen, weil ihm die künstlerische Bewertung in Form einer Manöverkritik, eine Besucherstatistik, ein Finanzbericht und eine detaillierte Programmgestaltung fehlen. „Herr Liebreich hat sicher spannende Zukunftspläne. Warum teilt er diese seinen ,Wählern‘ nicht mit? Schade, hätte mich wirklich interessiert.“
Pro Jahr werden der Kontrakt und das Engagement Liebreichs mit 40 000 Euro honoriert. 2018 hatte der 51-jährige Dirigent als Intendant die Nachfolge von Brigitte Fassbaender angetreten – und neue Wege beschritten. „Es ist eine riesengroße Freude, mit Musik im Werdenfelser Land und Garmisch-Partenkirchen unterwegs zu sein“, beschreibt Liebreich seine Gefühle. Die problemlose Vertragsverlängerung löste vor allem bei Bürgermeisterin Dr. Sigrid Meierhofer (SPD), ein Fan klassischer Musik, des Festivals und der Ideen Liebreichs, Zufriedenheit aus. „Es ist für das Richard-Strauss-Festival und auch für den Ort von großer Bedeutung, dass der erfolgreich eingeschlagene Kurs in den nächsten Jahren fortgeführt werden kann“, sagt sie. „Zusammen mit dem Erfolg des diesjährigen Festivals ist die Entscheidung ein gutes Fundament für die Zukunft.“
Fundament ja – mehr aber auch nicht. Für Liebreich gibt es in den kommenden Jahren viel zu tun. Vor allem muss das Festival einem breiteren Publikum schmackhaft gemacht werden. Die Qualität stimmt, die Besucherzahlen sind – gelinde gesagt – ausbaufähig. Genau 5808 kamen heuer zu den Veranstaltungen – wobei die beiden Konzerte in Ettal und das auf dem Wank rund 3000 hörten. „Das ist der Weg, den wir gehen müssen. Er passt zu uns“, meint Elisabeth Koch (CSU) – früher eher Strauss-kritisch, seit Liebreich die Richtung vorgibt aber bekehrt. „Wir müssen nicht nur die Musik von Strauss spielen“, sagt Liebreich, „sondern wir müssen dort sein, wo er seine Inspiration fand – in den Bergen.“ Damit macht er deutlich, dass er auch in den kommenden Jahren von diesem Konzept nicht lassen will.
Open Air in Ettal ist 2020 wieder fester Bestandteil. Dort erklingen die Bamberger Symphoniker. Zudem verhandelt Liebreich mit Stars wie der Sopranistin Marlis Petersen und der brasilianischen Pianistin Maria João Pires, die ihre aktive Konzertlaufbahn 2018 beendete. Spruchreif sind beide Verpflichtungen allerdings nicht. Sicher ist hingegen, dass im Olympia-Eissportzentrum eine szenische Aufführung der Oper „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven stattfindet. Warum Beethoven? Das Garmisch-Partenkirchner Festspiel ist im kommenden Jahr Teil der deutschlandweit stattfindenden Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag des großen Komponisten. Das Berliner Staatsministerium für Kultur gibt deshalb laut Liebreich 150 000 Euro. Ein einmaliger Betrag.
Die finanzielle Ausstattung des Strauss-Festivals ist immer wieder Thema – auch diesmal. Derzeit steht es wirtschaftlich auf drei Säulen. Die Gemeinde gibt 330 000 Euro, der Freistaat schießt 250 000 Euro zu, der Rest, um den Etat von einer Million Euro voll zu bekommen, muss über Spenden, Sponsoring und den Ticketverkauf erzielt werden. Angestrebt wird von der Politik eine Drittel-Parität. Auf diese Lösung wiesen noch einmal besonders Dr. Stephan Thiel (Grün-Unabhängige Fraktion) und Florian Hilleprandt (CSB) hin. „Die dürfen wir nicht aus den Augen verlieren“, sagte Hilleprandt.
Vor allem Bayern soll in die Pflicht genommen werden, seinen Beitrag aufzustocken und die Förderwürdigkeit fest zu verankern. Heute hält sich Liebreich zu Verhandlungen in den zuständigen Ministerien in München auf. „Wir müssen den Druck aufrechterhalten“, sagt er. Dabei sei die Sichtbarkeit des Festivals ein wesentlicher Punkt. In dieser Hinsicht habe man Liebreich zufolge Fortschritte gemacht. Die überregionalen Printmedien, Radio- und Fernsehstationen – darunter auch internationale – haben Garmisch-Partenkirchen wieder positiv wahrgenommen. So lautet die Einschätzung von Dr. Dominik Sedivy, dem Chef des Richard-Strauss-Instituts. Man habe eine bislang noch nie erreichte Außenwahrnehmung erzielt. Muss sie sich nur noch in Zahlen niederschlagen.