Trauer um Rosi Mittermaier: Ein Star ganz ohne Allüren

Garmisch-Partenkirchen trauert um Rosi Mittermaier: Der Wintersportort hat nicht nur eine Ski-Ikone verloren, sondern ebenso eine große Sympathieträgerin. Freunde und Wegbegleiter beschreiben „Gold-Rosi“, die im Alter von 72 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben ist, als einen Menschen, der bodenständig, hilfsbereit und herzlich war.
Garmisch-Partenkirchen – Bescheidenheit zeichnete Rosi Mittermaier aus. Ihr ehemaliger Trainer Heinz Mohr, der ihr 1976 bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck zu zwei Goldmedaillen in der Abfahrt und im Slalom verhalf, kann sich noch gut an diese Eigenschaft erinnern. „Sie wollte nie besonders auffallen, hat sich eher zurückgehalten“, berichtet der Ski-Alpin-Experte, der in Mittenwald lebt. „Sie hatte ein unglaubliches Talent, eine Naturkraft. Die musste man nur rauslocken.“ Und so griff der Coach schon mal in die Trickkiste, um seinem Schützling auf die Sprünge zu helfen – und feuerte beispielsweise beim alles entscheidenden Start lautstark und ewig lange an. „Wahnsinn, wie sie da explodiert ist.“
Die Karriere der Ausnahmeathletin, die schon mit drei Jahren auf Skiern stand, ist beeindruckend: Der gebürtigen Münchnerin, die auf der idyllischen Winklmoosalm oberhalb von Reit im Winkl aufwuchs und in Garmisch-Partenkirchen ihre zweite Heimat fand, gelang der Aufstieg an die Spitze des Skirennsports. Vor allem in den 1970er-Jahren war „Gold-Rosi“, wie sie von ihren Fans liebevoll genannt wird, die herausragende deutsche Skifahrerin.
Rosi Mittermaier: Natürliche und bodenständige Art bewahrt
Was viele, vor allem Sportkollegen, an ihr schätzten: Der Erfolg stieg ihr nie zu Kopf. Sie blieb sich treu, bewahrte ihre natürliche und bodenständige Art, war heimat- und naturverbunden. Ein Star, ganz ohne Allüren. Für sie zählten die Menschen. Allen voran die Familie. Sie war das Herz und die Seele ihrer Familie – und einer ganzen Skigeneration. „Sie war eine von uns“, ist in Garmisch-Partenkirchen immer wieder zu hören. Vor allem ihre soziale Ader beeindruckte die Menschen im Werdenfelser Land. Rosi Mittermaier engagierte sich mit voller Kraft für die gute Sache, sei es für den Sportnachwuchs oder die Deutsche Kinderrheuma-Stiftung, um nur zwei Beispiele zu nennen. Auch der Einsatz für Gesundheit und Bewegung war ihr eine Herzensangelegenheit.
Die Bestürzung über ihren Tod, der für viele überraschend kam, ist groß. Mit nur 72 Jahren ist die Ehrenbürgerin des berühmten Wintersportortes „nach schwerer Krankheit im Kreise der Familie friedlich eingeschlafen“. Dies teilten ihr Ehemann Christian Neureuther sowie ihre beiden Kinder Ameli und Felix Neureuther mit.
Eindringliche Worte findet Eishockey-Urgestein Franz Reindl. „Die Nachricht hat mich tief schockiert. Das lässt den Alltag stillstehen. Das bedeutet einen unglaublichen Verlust“, sagt der Garmisch-Partenkirchner, der Rosi Mittermaier gut kannte. 1976 trat er ebenfalls in der Alpenrepublik bei Olympia an – allerdings mit der Eishockey-Nationalmannschaft, die damals als Außenseiter überraschend Bronze holte. „Sie war eine großartige Person“, fährt er fort – stets heiter und hilfsbereit. Und sie habe mit ihren Erfolgen die anderen Sportler „elektrisiert“.
„Es ist traurig, dass sie so früh sterben müsste“
„Es ist traurig, dass sie so früh sterben müsste“, sagt Dr. Hans-Wolfgang Bär aus Seehausen, Schwager der Verstorbenen. Der Orthopäde war in den 1970er-Jahren der ärztliche Betreuer der deutschen Ski-Damen-Nationalmannschaft. Rosi Mittermaier zählte ebenfalls zu seinen Schützlingen. „Sie war ein unglaublich offener Mensch“, erinnert sich der Mediziner.
Bei den beiden Skiclubs im Kreisort ist die Anteilnahme ebenfalls groß. „Rosi hat die Skiwelt im Allgemeinen und im Ort Garmisch-Partenkirchen geprägt“, erklärt Martina Betz, Vorsitzende des Skiclubs Garmisch. „Sie war eine außergewöhnliche Person.“ Ähnlich klingt es bei ihrem Amtskollegen vom Skiclub Partenkirchen, Michael Maurer. „Sie ist auf eine gute Art und Weise mit ihrem Erfolg umgegangen“, findet er.
Vergleichbare Töne sind aus der Politik zu vernehmen. „Die Rosi hat nie ein Aufhebens gemacht um ihre eigene Person“, sagte Garmisch-Partenkirchens Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) dem Bayerischen Rundfunk. „Bayern verliert eine großartige Sportlerin und eine leidenschaftliche Kämpferin für das solidarische Miteinander“, ist in einer Pressemitteilung des Oberammergauers Florian Streibl zu lesen, der Fraktionschef der Freien Wähler im Landtag ist. Und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, zu dessen Wahlkreis der Landkreis gehört, erklärt: „Sie war ein weltoffener Mensch, dessen warmherziges, gesellschaftliches Engagement wie auch ihr Einsatz für ihre Nächsten und für den Sport beispiellos waren.“
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