Strecke komplett schneefrei: Hornschlittenrennen soll trotzdem stattfinden – „Wir schaffen das“

Knapp war es schon oft. Aber noch nie ist das Hornschlittenrennen wegen Schneemangels ausgefallen. Auch heuer soll es diese traurige Premiere nicht geben.
Garmisch-Partenkirchen – Das Sammeln und Horten hat bestens geklappt. Über fünf Meter hoch türmte sich der Schneeberg am Hang. Der reicht locker, dachte Peter Strodl noch vor einer Woche. Mit jedem Tag aber stieg seine Unruhe. Dem Depot konnte er beim Schmelzen zuschauen. „Da hast ja Angst bekommen.“ Auf etwa die Hälfte ist der Berg zusammengeschrumpft. Und wachsen wir er angesichts der warmen Temperaturen kaum noch. „Das wird eine richtig knappe Angelegenheit“, sagt der Vorsitzende des Hornschlittenvereins. Aber: „Wir schaffen das.“ Am Freitag, 6. Januar, werden die Hornschlitten zum traditionellen Rennen starten, die 52. Ausgabe findet statt.
Hornschlittenrennen in Garmisch-Partenkirchen: Nur Corona sorgte für Absagen
Zweimal musste die Veranstaltung an Heiligdreikönig in seiner über 50-jährigen Geschichte ausfallen. Beide Male wegen Corona. Mit Schneemangel hatten die Organisatoren schon oft zu kämpfen, doch immer bekamen sie das Rennen irgendwie gestemmt. Auch in diesem Jahr, versichert Strodl. Die 52. Ausgabe findet statt. Dafür „bringen wir den Schnee ganz sanft und vorsichtig auf.“ Damit er auch wirklich reicht.

Noch ist alles grün im Rennbereich in der Wildenau. Weitgehend wird es das auch bleiben, Schnellfall ist nicht in Sicht. Die Strecke selbst aber, derzeit noch grau vom Teer, soll bald ein weißes Band zieren. Derzeit bringen die Helfer Holzverkleidungen als Banden an. In der Nacht vor dem Wettkampf, vom 5. auf 6. Januar, verteilen sie den Schnee. Minus ein Grad prognostizieren die Wetterexperten, „das würde uns schon reichen“. Sollten die Temperaturen nicht so weit sinken, stehen um die 100 Kilogramm Brezensalz bereit. Innerhalb von Sekunden entzieht es dem Schnee Wasser, die Strecke wird hart und zu Eis. „Das funktioniert super“, sagt Strodl, den diese Wirkung schon bei seiner Arbeit für den Ski-Weltcup immer fasziniert hat.
Steilstes Stück fehlt auf jeden Fall
Egal, wie viel Salz die Helfer aber streuen, wie kalt es auch wird und auch wenn das Skistadion noch eine Ladung Schnee liefert: Für die gesamten 1,1 Kilometer ist nicht genug da. Wie zuletzt 2020 und davor bereits 2016 fahren die Teilnehmer auf einer um etwa 200 Meter verkürzten Strecke. Der Startschuss um 12.30 Uhr fällt nun am Bauwagen kurz unterhalb des Rassenecks nahe der Partnachalm. Unterhalb des Edistichs. Das gefährlichste und steilste Stück fehlt damit. 25 Prozent Gefälle. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern pro Stunde rasen die Hornschlitten in die Kurve. Spektakulär wär’s schon. Doch Strodl nimmt’s gelassen. Er ist wie seine vielen Helfer glücklich, wenn das Rennen überhaupt endlich wieder stattfindet.

Für ihn wie ein kleines Geburtstagsgeschenk. Am 4. Januar wird er 69 Jahre alt. Am Tag der Startnummernverlosung, die nach dem Nachtslalom nebenan am Gudiberg gegen 20 Uhr in der Hornschlittenhütte über die Bühne geht. Je mehr Menschen mit ihm an diesem Abend feiern, desto besser. Heißt es doch: Viele haben sich angemeldet. Bis kurz vor der Startnummernvergabe am heutigen Mittwoch haben Kurzentschlossene die Möglichkeit, sich für einen Start zu entscheiden.
Hornschlittenrennen in Garmisch-Partenkirchen: Teilnehmer aus ganz Deutschland
Noch zeigen sich die Hornschlittenfahrer zurückhaltend. Vielen, sagt Strodl, fehlt das Training. Andere sind skeptisch, ob das Rennen nicht vielleicht abgesagt wird. Zweiteres hat Strodl nun endgültig geklärt. Ersteres gestaltet sich tatsächlich als schwierig. Nirgends liegt Schnee. Nur in den Skigebieten. Dort, empfiehlt Strodl, können Teilnehmer zumindest ein wenig testen, wie sich der Schlitten verhält – ausdrücklich nur in den kurzen, flacheren Passagen im Auslauf und erst nach Skibetriebsende. Auf der Rennstrecke selbst wird es keinen Probelauf geben. Das lässt die geringe Auflage nicht zu. Vielleicht ist es angesichts des Trainingsmangels sogar von Vorteil, dass niemand in diesem Jahr die steilste und schwierigste Passage fahren muss. „Den einen oder anderen freut’s wahrscheinlich.“
Bislang haben sich 44 Herrenteams angemeldet, 3 bei den Damen. Aus ganz Deutschland kommen sie. Strodl hofft auf mehr. 70 bis 80 waren es in den vergangenen Jahren. Besonders appelliert er an Hornschlittenfahrer aus der Region. „Das würd’ uns richtig freuen: Wenn Einheimische beim Rennen mal wieder angreifen.“ Aus jedem Werdenfelser Ort ein Schlitten am Start, „das wär schön“. Zudem natürlich wieder um die 4000 bis 5000 Zuschauer an der Strecke und im Zielraum.