Kameras an den Parkplätzen: Digitale Besucherlenkung startet

Sie wollen nicht überwachen oder Daten eintreiben, es geht lediglich ums Zählen von Pkw: GaPa Tourismus hat in diesen Tagen ein neues Projekt zum digitalen Parkraummanagement gestartet. Dafür müssen 17 Kameras im Ort aufgestellt werden.
Garmisch-Partenkirchen – Gesprochen worden ist schon viel über die sogenannte Besucherlenkung. Vor allem in den Corona-Sommern 2020 und 2021, als Tagesgäste die Ausflugsregionen wie den Landkreis fluteten. Damals war es das große Ziel, derartige Ströme für die Zukunft in den Griff zu bekommen, sie zu kanalisieren – und den Menschen neue Angebote zu unterbreiten.
Geschehen ist bisher, da sich die Lage zwischen Staffelsee und Karwendel wieder ein wenig auf Normalmaß eingependelt hat, nicht viel. Projekte laufen einige, vor allem aber im Hintergrund. Bis Dienstag. Da ging ein Vorhaben in die Umsetzung, für das Garmisch-Partenkirchen Tourismus die Verantwortung trägt. Noch in diesem Frühjahr oder Sommer soll für die großen Parkplätze in der Marktgemeinde ein digitales Parkraummanagement starten. Das heißt: Über Kameras an den Ein- und Ausfahrten der Stellflächen werden die Pkw gezählt, um stets die Auslastung der jeweiligen Zonen und somit vorhandene Restplätze in Echtzeit angeben zu können. Diese Daten sollen dann im Internet zur Verfügung gestellt erden. „Wir wollen damit im Süden ein wenig Vorreiter für die digitale Besucherlenkung werden“, betont Camilla Teichmann, Leiterin des Ressorts Destinationsentwicklung in der Tourismus GmbH. Als Vorbild dient die Nordsee-Gemeinde Sankt Peter-Ording, die dafür sogar einen Tourismus-Preis gewann.
17 Kameras an den großen Parkplätzen in Garmisch-Partenkirchen zählen Pkw
Aufgefallen sind die kleinen Kameras, die an Metall-Stelen angebracht sind, bereits. Lässt sich auch kaum verhindern. Insgesamt 17 der Halbkugeln werden künftig das Ortsbild zieren. Am Dienstag begannen die Experten der Firma Lufthansa Industry Solutions (LIS), ein IT-Beratungsunternehmen der Fluggesellschaft, mit dem GaPa Tourismus zusammenarbeitet, mit der Installation. „Das ist jetzt eine erste Runde, eine zweite wird wohl Ende April folgen“, betont Constantin Schaffer aus dem Ressort Digitale Transformation von GaPa Tourismus, der gemeinsam mit Teichmann das Projekt begleitet. Am Dienstag und gestern wurden die Stellflächen am Kainzenbad, am Kongresszentrum, am Olympia-Eisportzentrum sowie an der Maximilianshöhe bestückt. Insgesamt sollen am Ende neun Areale mit dieser Technik ausgestattet werden. Dazu kommen die Parkplätze am Wittelsbacher Park, Hausberg, Olympia-Skistadion sowie an der Kreuzeck-/Alpspitzbahn und Wankbahn.

Eines ist den Initiatoren wichtig: „Es muss niemand besorgt sein, dass irgendwelche Daten dauerhaft gespeichert werden“, sagt Schaffer deutlich. Das bestätigt Christoph Wemheuer von LIS. „Der Sensor zeichnet keine Bilder oder Videos auf“, verspricht der IT-Fachmann. Sogar die Umgebung wird bei den internen Aufnahmen ausgeblendet. Über die Kamera werden lediglich die Pkw gezählt, die in den Stellplatz ein- oder ausfahren. „Es geht nicht um eine Überwachung“, macht Schaffer klar. Es erfolgt keine Registrierung von Personen, Gesichtern, Kennzeichen oder sonstigen Fahrzeugdaten. Auch wird nicht geprüft, ob Parkplatzbenutzer an den bewirtschafteten Flächen ihre Gebühren entrichten. „Es geht rein darum, dass wir einen Überblick über die Auslastung der Parkflächen bekommen.“
Informationen über freie Parkplätze im Internet
Diese Informationen sollen selbstverständlich auch Gästen wie Einheimischen zur Verfügung gestellt werden, um die Nutzer zu freien Parkplätzen dirigieren zu können. Zunächst ist dies über die Online-Plattform Ausflugsticker Bayern sowie über die Homepage von GaPa Tourismus geplant. Natürlich sollte irgendwann auch ein Leitsystem im Ort selbst folgen. „Das ist das Ziel“, räumt Teichmann ein. „In allen größeren Städten ist das ja Standard.“ Garmisch-Partenkirchen verfügt bisher nur über ein Leitsystem, das angibt, wo sich Parkplätze befinden. „Wir hatten tatsächlich in der Tourist-Info schon Gäste, die Tickets für die Klamm gekauft hatten, sich dann aber beschwert haben, dass sie die Klamm nicht besuchen konnten, weil sie keinen Parkplatz gefunden haben“, schildert Teichmann. Derlei Problemen soll in der Zukunft vorgebaut werden.
Entscheidend war für die Initiatoren, dass das jetzige System beliebig erweiterbar ist. „Das ist nichts, was nur auf Garmisch-Partenkirchen beschränkt ist“, sagt Teichmann. „Man kann es ausbauen und anpassen.“ Daher gebe es auch einen Austausch mit der Zugspitz-Region, die selbst an einem Projekt zur Besucherlenkung arbeitet. „Die Systeme wären dann auf jeden Fall kompatibel.“
Der Auftakt für das digitale Parkraummanagement in Garmisch-Partenkirchen, das gemeinsam mit Bauhof, Gemeindewerken und LIS verwirklicht und über einen Topf der Regierung von Oberbayern gefördert wird, ist derzeit für Juni angedacht. „Einen genauen Zeitpunkt können wir aber noch nicht nennen.“ Bevor das System ans Netz geht, stehen einige interne Tests an.