Der Kampf um den Gudiberg: Nachtslalom noch auf der Kippe - Entscheidung spätestens Mittwochmittag

Es ist der Kampf gegen das Wetter: Rund 160 Helfer haben am Dienstag am Gudiberg viel Arbeit geleistet. Ob es reicht, zeigt sich am Mittwoch: Dann wird die FIS um Renndirektor Markus Waldner entscheiden. Die Chancen sieht er bei 50 bis 60 Prozent.
Garmisch-Partenkirchen – Markus Waldner ist Pragmatiker. Muss er wohl sein. Als Renndirektor für die Männer beim Skiweltverband FIS hat er Entscheidungen zu treffen. Er darf sich nicht von Emotionen leiten lassen. Da geht’s in erster Linie immer um eines: die Sicherheit der Skisportler. Den Coaches der insgesamt 22 Nationen, die 73 Rennläufer am heutigen Mittwoch in den Nachtslalom von Garmisch-Partenkirchen schicken wollen, versprach er eines: „Wir starten das Rennen nur, wenn wir wirklich wissen, dass es geht.“ Kein Risiko.
Im Umkehrschluss heißt das vor allem: Die Austragung der Flutlicht-Premiere am Gudiberg steht auf sehr wackeligen Beinen. Waldner wollte nicht den Schwarzmaler spielen. „Wenn wir keine Hoffnung hätten, dann wären wir nicht mehr hier“, sagte der Südtiroler bei der Mannschaftsführersitzung am frühen Dienstagabend im Kongresszentrum. „Wir bleiben zuversichtlich, aber: Wir sind am Limit bei der Piste.“
Lob für das Helferteam vor Ort
In höchsten Tönen wurde von Waldner, aber auch dem Technischen Delegierten Reto Canclini der Einsatz der Helfer gewürdigt. „Wir alle hier wissen, welcher Aufwand notwendig ist, wie viele Stunden Arbeit es waren und noch sein werden, um in dieser nicht einfachen Zeit so ein Rennen auszurichten“, betonte der Schweizer. Das zeige, welch großes Herz die Garmisch-Partenkirchner für den Skisport haben. Waldner lobte „das dynamische, junge Team draußen am Berg, das alles tut, um dem Rennen eine Chance zu geben“.
Selbst stufte er sie bei 50 oder 60 Prozent ein. Höher konnte er nicht gehen. „Wir wissen nicht, was der Schnee macht“, sagte er nach der Sitzung. Vier verschiedene Arten von Salz habe man im Laufe des Dienstags am Rande der Strecke getestet, um zu ergründen, welches die beste Wirkung erzielt. Zum Hintergrund: Salz wird dem Schnee zugegeben, um der Unterlage Wasser zu entziehen, sie auszuhärten. „Wir haben speziell bei einem Salz eine sehr gute Reaktion gehabt.“ Obendrein habe der Regen, der den Tag über verteilt fiel, bei der Präparierung geholfen.
Beim Skiclub Garmisch regiert die Zuversicht
Die Zuversicht ist auch bei Martina Betz vom Weltcup-OK nicht gewichen. „Wir packen das.“ Dabei sieht man das Blitzen in ihren Augen. Alle am Berg seien entschlossen, das Maximale zu geben, um den Weltcup am Gudiberg möglich zu machen. Das Team trifft sich heute am Morgen gegen 7.30 Uhr draußen am Hang. Denn am Vormittag stehen weitere Präparierungsschritte an. „Das ist das klassische Salz-Wasser-Programm“, sagte die Vorsitzende des SC Garmisch. Die Strategie stand lange fest: Den Hang solange es geht in Ruhe lassen, dann quasi im letzten Moment rein für den finalen Schliff. Rund 160 Streckenarbeiter halfen gestern beim Kampf um den Gudiberg. Zu Fuß stapften sie auf den Fersen in Skischuhen in Reihen, Schulter an Schulter, den Hang nach unten. „Um die Schneeauflage aufzulockern“, erklärte Betz. Um dann eben Wasser und Salz einbringen zu können.
Finale Urteil fällt bei der Jury-Inspektion ab 13 Uhr
Ob der ganze Kraftakt zum Ziel führt, das Rennen tatsächlich stattfinden kann – Betz und ihre Mitstreiter vom SCG hoffen es. Nichts wäre bitterer als eine Absage. Waldner und Co. werden eine endgültige Entscheidung gegen 13 Uhr bei der Jury-Inspektion treffen. „Wir sehen aber sicher in der Früh schon, wie sich der Schnee entwickelt hat“, sagte der erfahrene FIS-Funktionär. Die minimale Kälte, die über nach angesagt war, könne nicht mehr groß helfen. „Dafür ist es nicht kalt genug“, bedauerte Waldner. Die Teamcaptains bat er alle, bestmöglich zu kooperieren und vor allem eines: die Piste zu schonen.