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Kletterhalle für Garmisch-Partenkirchen: Echte Chance statt nur ein Traum

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Von: Katharina Bromberger

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Die Luftbildaufnahme zeigt einen Ort, am Rand Wiesen und ein Schwimmbad.
Ein „richtiges Sportzentrum“ erhofft sich Bürgermeisterin Elisabeth Koch am Olympia-Eissportzentrum. Auf der Freifläche neben den beiden Eishallen will der TSV Partenkirchen eine Dreifachturnhalle bauen. Zwischen Stadion und Alpspitz-Wellenbad könnte die Kletterhalle entstehen. Der genaue Standort wird noch nicht verraten. © Dominik Bartl

Eine Kletterhalle in Garmisch-Partenkirchen: Lange schon wird davon geredet, lange ist zumindest nach außen nicht viel passiert. Doch nun ist das Projekt wieder greifbar.

Garmisch-Partenkirchen – Martin Willibald durchlebte Höhen und Tiefen. Das Tief kam mit jedem Stillstand. Wenn wieder einmal nichts vorwärtsging. Seit gut 20 Jahren kennt man das Spiel. Doch plötzlich löste sich ein Knoten, eine Tür ging auf – „dann bist du gleich voll euphorisch“. Dass das Projekt vielleicht doch eine Chance hat, an das nur noch wenige glauben: eine Kletterhalle für Garmisch-Partenkirchen. „Viele meinen, das wird eh nichts mehr.“ Tatsächlich aber war sie wohl noch nie so realistisch. Auch wenn Willibald das so nicht formulieren würde. Der stellvertretende Vorsitzende der heimischen Alpenvereinssektion bremst, erinnert an die Hürden. Die höchste: das Grundstück. „Daran ist’s bislang immer gescheitert“, sagt der 45-Jährige. Nun aber gibt es eine konkrete Option. „Das Areal käme einer Traumlösung gleich.“

Mögliches Grundstück für Kletterhalle gehört der Gemeinde

Es gehört der Gemeinde. Sie hat es dem DAV angeboten. Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) zufolge liegt es zwischen dem Alpspitz-Wellenbad und dem Eisstadion und misst etwa 1000 Quadratmeter. Eine Erbpacht könnte sie sich ebenso vorstellen wie einen Verkauf, wobei der Alpenverein Zweiteres bevorzugt. Nur: Wie viel soll es kosten? Diese Frage muss ein Gutachter beantworten – was ein Problem darstellt.

Eine Simulation zeigt eine Kletterhalle von außen, einen Vorplatz sowie Geschäfte und Wohnungen, alles mit Glas- und Holzfassade.
So haben die Pläne 2015 ausgeschaut, als man die Kletterhalle noch zwischen Bahnhof, Lagerhausstraße und Bahngleisen bauen wollte. grafik: fh innova GmbH © Grafik: fh innova GmbH

Mit einem Experten hat die Gemeinde eng zusammengearbeitet, der jedoch ist gestorben. Jemanden zu finden, der kurzfristig die Daten liefert, gestaltet sich als schwierig. „Keine Chance vor März“, hieß es auf eine Anfrage. So lange will niemand warten, der Markt sucht nach einer Lösung. Wie lange es dauert, weiß Koch nicht. Doch sie verspricht; Sie klemmt sich dahinter. „Ich bin ein großer Fan dieser Aktion.“ Ihr gefällt der Gedanke an ein „richtiges Sportzentrum“. Bekanntlich will der TSV Partenkirchen neben der früheren Curlinganlage, aus der bereits eine Sporthalle wurde, nun auf der Freifläche eine Dreifachturnhalle errichten. Im Raum stand, dass der DAV die Kletterhalle in das Gebäude integriert. Doch will die Sektion „das lieber eigenständig durchziehen“, sagt Koch. Mit einem Gesamtkonzept.

Kosten: Alpenvereinssektion rechnet mit 3,2 bis 3,7 Millionen Euro

Der Plan liegt in der Schublade. Willibald und seine Mitstreiter – vor allem Schatzmeister Antonius Huber und er – müssten ihn nur herausholen. Aktuell ist eine Halle mit 15 Metern Kletter- und 16 Metern Wandhöhe angedacht. Das Ganze so angelegt, dass beispielsweise ein Kindergeburtstag den Betrieb nicht stört. Zudem soll es einen Boulderbereich geben und einen Schulungsraum. „Wird das alles zu teuer, muss man abspecken“, sagt Willibald. 3,2 bis 3,7 Millionen Euro kalkuliert er inklusive Grundstückskauf – nicht über Mitgliedsbeiträge finanziert. Das wäre rechtlich gar nicht erlaubt. „Das muss sich selbst tragen.“ Willibald ist überzeugt, dass es das würde. Zugleich hofft Koch auf Fördermittel im Zuge des G7-Gipfels, Willibald auf Zuschüsse beispielsweise vom Hauptverein. Allzu viel aber wird es nicht geben. „Das wird finanziell sicher kein Selbstläufer.“ Sein Traum wäre ein Haupt- oder zumindest ein Großsponsor. Denn an den Kosten soll das Ganze auf keinen Fall scheitern. Zu viel Energie haben Willibald und viele andere investiert.

Er klettert selbst, will seinen drei Kindern die Chance dazu in der Halle geben. Und vielen anderen Kindern auch. Einige Familien kennt er, die jede Woche nach Ehrwald oder sogar Innsbruck fahren. Als Tourismusdestination fehle das Angebot ebenfalls. Kurzum: „Es ist ein Armutszeugnis, dass wir keine Kletterhalle haben.“

Investor Franz Hummel: Projekt Kletterhalle wird nicht weiter verfolgt

Dabei wurde viel darüber geredet, auch konkret geplant (siehe Text unten). In jüngster Zeit war eine solche Sportstätte untrennbar mit dem Namen Franz Hummel verbunden. Doch nach einigen Jahren planen und umplanen ist sie für den Investor kein Thema mehr. „Wir verfolgen das nicht weiter“, sagt Prokurist Andreas Schamberger, der von Anfang an mit dem Projekt betraut war und nach wie vor davon überzeugt ist. „Wir hoffen sehr, dass der DAV Baurecht bekommt.“

Dass sich das Unternehmen zurückzieht, war für Willibald und seine Mitstreiter im Grunde erst der Startschuss: Zwei Hallen machen schließlich keinen Sinn. Bald wird es im Ort gar keine Indoor-Klettermöglichkeit mehr geben. Die Boulderhalle am Wellenbad schließt bekanntlich, nachdem die Gemeindewerke die Anlage umfassend sanieren. Im Frühjahr, spätestens im Sommer ist Schluss, hieß es gegenüber der Alpenvereinssektion. Zwar hat Willibald keine schriftliche Kündigung bekommen, mündlich ist er aber informiert.

Kletterhalle Garmisch-Partenkirchen: Bauzeit würde neun Monate betragen

Wie lange Garmisch-Partenkirchen dann komplett auf das Klettern drinnen verzichten muss, dazu wagt er keine Prognose. Erst einmal wartet die Hürde Grundstück. Dann stimmen die etwa 8000 Mitglieder ab. Danach muss man sich mit der Bank einigen, im nächsten Schritt auf die Genehmigung hoffen. Dann dauert’s noch neun Monate. So lange braucht die Spezialfirma für den Bau, hat sich Willibald sagen lassen. Sie hat der DAV bereits an der Hand, sie würde die Halle komplett errichten. Und damit vielen Garmisch-Partenkirchnern einen Traum erfüllen, den die meisten schon begraben haben.

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Viele Pläne, viele Gespräche: Die lange Geschichte der Kletterhalle

Seit weit über zwei Jahrzehnten bemühen sich Garmisch-Partenkirchner um eine Kletterhalle. Sie war die Vision von Michael Dorfleitner. 2003, kurz nach seinem tragischen Tod, wurde der Kletterhallenverein gegründet. Die Mitglieder, vor allem seine Familie, kämpften dafür, seinen Traum zu erfüllen. 2016 wähnten sie sich am Ziel. Investor Franz Hummel hatte sich gegenüber der Gemeinde verpflichtet, auf dem Bahnhofsareal unter anderem eine Kletterhalle zu errichten.

Damit löste sich der Verein auf, die gesammelten Spenden bekam die DAV-Sektion Garmisch-Partenkirchen. 37 000 Euro eng verbunden mit der Aufgabe, das Geld gemeinnützig und nur zur Förderung des Klettersports einzusetzen. Doch die Hummel-Pläne gerieten ins Stocken – positiv formuliert. Der erste Anlauf auf dem Bahnhofsareal Ost zwischen Lagerhausstraße und Gleisen scheiterte an Differenzen mit den Nachbarn. Die Phönix Vermögensverwaltungs AG, der das Sausalitos-Gebäude gehört, hatte rechtliche Schritte gegen den Bebauungsplan eingelegt. 2017 wurde die Kletterhalle auf dieser Seite der Gleise gestrichen, sie sollte stattdessen auf der anderen Seite an der Olympiastraße entstehen.

Das Hummel-Projektmanagement-Team plante, führte Gespräche mit dem DAV, der damals bereits Interesse zeigte, eine Kletterhalle zu bauen. Eng haben sich Vertreter von Alpenverein und Hummel-Unternehmensgruppe ausgetauscht, beide Seiten betonen die stets konstruktiven Gespräche. „Wir hatten schon einen Weg miteinander gefunden“, verrät Andreas Schamberger, der sich bei fh-Projektmanagement um dieses Projekt kümmerte. Der Plan, wie ihn der Prokurist im Rückblick schildert: Das Unternehmen baut, der Alpenverein übernimmt den Betrieb. Dann jedoch kam Schamberger zufolge der Stopp der Politik – Kletterhalle und die zwei geplanten Hotels waren demnach im Bahnhofsareal West zwischen Gleisen und Olympiahalle nicht mehr erwünscht. Hummel zog sich zurück. Doch wird das Unternehmen den DAV in allen Belangen unterstützen, betont Schamberger. „Eine Kletterhalle braucht’s in diesem Ort.“

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