Kongresshaus: Neubau-Pläne geraten in die Kritik

Ehemalige Mitstreiter der Garmisch-Partenkirchner Initiative „Rettet unser Kongresshaus“ sind von den aktuellen Neubau-Plänen alles andere als begeistert – und fühlen sich übergangen. Sie verweisen auf den Bürgerentscheid aus dem Jahre 2019, bei dem sich eine deutliche Mehrheit für den Erhalt des Gebäudekomplexes am Richard-Strauss-Platz ausgesprochen hatte.
Garmisch-Partenkirchen – Wohin geht die Reise für das in die Jahre gekommene Garmisch-Partenkirchner Kongresshaus? Sanieren oder doch lieber neu bauen? In den sozialen Medien tobt in dieser schwierigen Frage bereits der Kampf um die Meinungs- und Deutungshoheit. Wie berichtet, wurde vergangene Woche im Gemeinderat sowie auf einer Pressekonferenz ein Neubau-Konzept der Hinterschwepfinger Projekt GmbH der Öffentlichkeit präsentiert, das nun die Gemüter bewegt. Entschieden ist noch nichts. Angestrebt wird ein ergebnisoffenes Verfahren mit Bürgerbeteiligung, an dessen Ende ein Ratsbegehren stehen soll.
Votum des Bürgerentscheids nicht mehr bindend
Dabei wurde schon einmal abgestimmt – und zwar mit einem eindeutigen Ergebnis. Im Mai 2019 sprachen sind bei einem Bürgerentscheid rund 78 Prozent für den Erhalt der gemeindeeigenen Immobilie (Betreiber ist GaPa Tourismus) samt Sanierung und Teilneubau aus – und gegen die Neubau-Pläne des Gemeinderats. Rechtlich gesehen ist dieses Votum nicht mehr bindend. Man könnte allenfalls eine politische Verpflichtung daraus ableiten.
Dass nun erneut eine Neubau-Variante auf dem Tisch liegt, kann Klaus Hilleprandt, einer der Initiatoren des damaligen Bürgerbegehrens „Rettet unser Kongresshaus“, nicht nachvollziehen. „Das geht nicht. Man kann den Bürgerentscheid nicht ignorieren“, ärgert sich der 81-Jährige, der viele Jahre lang Chef des örtlichen Hotel- und Gaststättenverbandes sowie der FDP war. Hilleprandt ist sich sicher: Es dürfte keine Problem sein, den Altbau so zu modernisieren, damit er den Ansprüchen des Tagungs- und Kongressgeschäfts genügt. Er könne es nicht verstehen, fährt der bekannte Hotelier fort, dass die Kommune die Liegenschaft nicht auf den neuestes Stand gebracht habe. Stattdessen habe man diese „vergammeln“ lassen. Und warum hängt er so an dem Gebäude? „Dieses Haus hat Charme, der zu unserem Ort passt“, lautet die Antwort. Er, so Hilleprandt weiter, habe die Befürchtung, dass ein Neubau optisch nicht überzeugt. Und von der angekündigten Bürgerbeteiligung hält er nicht viel. „Das ist ein Feigenblatt“, vermutet der Garmisch-Partenkirchner. Er zeigt sich optimistisch, dass die Bewohner bei dem anvisierten Ratsbegehren erneut für den Erhalt stimmen werden.
Ganz ähnlich klingt es bei Thomas Goetze, Architekt im Kreisort und ebenfalls einer der Protagonisten der einstigen Bürgerinitiative. „Ich bin entsetzt“, sagt er in einer ersten Reaktion. „Ich habe eine andere Vorstellung von Demokratie. Es kann doch nicht sein, dass nun solange abgestimmt wird, bis das Ergebnis passt.“ Für Goetze ist das jetzige Kongresshaus ein „sehr schöner Bau“. Die „organisatorischen Schwächen“ im Inneren lassen sich seiner Einschätzung nach bestimmt lösen, um einen zeitgemäßen Betrieb zu ermöglichen.
Größe als Alleinstellungsmerkmal
„Das Kongresshaus sei das größte dieser Art im gesamten Alpenraum“, argumentiert der Fachmann. „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal.“ Dieses würde man aufgeben, sollte der Vorschlag des Projektentwicklers Hinterschwepfinger aus Burghausen Wirklichkeit werden. Dessen Entwurf sieht eine deutlich kleinere Grundfläche vor (7800 statt aktuell 12 500 Quadratmeter). Auch die vorgeschlagene Öffnung des Kurparks löst bei Goetze keine Begeisterungsstürme aus. Im Gegenteil: Damit bringe man nur mehr Verkehrslärm in die Grünanlage.
Und wie geht’s jetzt weiter? Formiert sich die Bürgerinitiative neu? Hilleprandt winkt ab. „Ich kann das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen“, stellt er klar. Goetze lässt sich indessen alle Optionen offen. Nur soviel: „Alleine werde ich das sicher nicht schaffen.“
Zur Erinnerung: Das Hinterschwepfinger-Konzept – den Auftrag dazu gab GaPa Tourismus – zielt darauf ab, Garmisch-Partenkirchen als Top-Standort für das Kongressgeschäft zu etablieren. Die Planer schlagen einen schrittweisen Neubau samt Gastronomie auf dem jetzigen Parkplatzareal sowie den weitgehenden Abriss des Bestandsgebäudes vor. Erhalten bleiben sollen das Gebäude mit der Tourist-Info und dem Olympiasaal, der von der Allgemeinheit als eine Art Bürgersaal genutzt werden könnte, das Kleine Theater mit dem Pavillon sowie die Konzertmuschel. Unter dem Ganzen ist eine große Tiefgarage geplant. Über die Kosten war aber bislang noch nichts zu erfahren.