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Massive Schäden im Privatwald am Hausberg

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Sturmschäden müssen dringend beseitigt werden, da sonst die Borkenkäferschäden enorm zunehmen.
Sturmschäden müssen dringend beseitigt werden, da sonst die Borkenkäferschäden enorm zunehmen. © Kornatz

Heftige Stürme, zu wenig Niederschläge und elende Hitze: Der Wald leidet unter den Wetterkapriolen zusehends. Dazu kommt der Befall der Bäume durch den Borkenkäfer. Große Schäden sind in den vergangenen Jahren in Tschechien, Mitteldeutschland sowie in Osttirol und Südtirol entstanden. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist der Wald jedoch nicht so gravierend von den Widrigkeiten betroffen.

Landkreis – „Wir sind hier noch auf einer Insel der Glückseligen“, sagt Thomas Grebenstein, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Ammer-Loisach. Der Regen zuletzt tat dem Wald gut. Doch Schäden gibt es auch im hiesigen Landkreis. „Die Dürre der letzten Sommer in weiten Teilen Europas, Borkenkäferschäden und Stürme – letzthin auch bei uns – haben dem Wald erheblich zugesetzt“, erklärt Grebenstein.

Zustand des Waldes „noch befriedigend“

Leichte Entwarnung gibt Nikolaus Stöger, der Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Oberammergau. „Den Zustand des Waldes würde ich als noch befriedigend bezeichnen, auch wenn die Trockenperioden der letzten Jahre und insbesondere Sturmschäden Spuren hinterlassen haben.“ Der durch Borkenkäfer bedingte Holzanfall betrage im laufenden Geschäftsjahr etwa zwölf Prozent des Gesamteinschlags. Schäden durch den Käfer gibt es laut Stöger vor allem in den wärmebegünstigten Teilen des Forstbetriebs und in schwer zugänglichen Lagen, wenngleich der Gesamtanfall noch keinen Anlass zur Sorge gibt. Zudem wird, wo immer möglich, bruttaugliches Material, das nicht als Stamm verkauft werden kann, gehäckselt, um dem Borkenkäfer jede weitere Entwicklungsmöglichkeit zu entziehen.

Hausberg macht Sorgen

Um die Betreuung des Waldes in Privatbesitz und im Eigentum der Gemeinden kümmert sich das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Weilheim. „Was uns konkret Sorgen macht, sind die massiven Schäden im Privatwald im Bereich Garmisch-Partenkirchen am Hausberg“, betont Markus Hildebrandt, Bereichsleiter Forsten am AELF. Der Föhnsturm im vergangenen November hat hier ebenso für umgeknickte Bäume gesorgt wie Sturmtief „Sabine“ zuletzt im Februar. Für den Windwurf interessiert sich insbesondere der Borkenkäfer. „Der befällt das liegende Holz“, betont Hildebrandt.

Holzpreis fällt in den Keller

Den Waldbesitzern wird geraten darauf zu achten, dass der Käfer nicht vom liegenden ins stehende Holz wandert und sich dort einbohrt. Die Eisheiligen haben den Vormarsch des Borkenkäfers vorerst gebremst. Kälte mag er nicht. Das Gebot der Stunde lautet, „weiteres Schadholz vermeiden.“ Grebenstein ruft alle Waldbesitzer dazu auf, Bruch- und Sturmholz raus zu Lagerplätzen und zu den Feldern zu transportieren, bevor die Borkenkäfer erfolgreich gebrütet haben. Als Faustregel gilt: „500 Meter vom Wald weg, damit sich der Käfer nicht einbohren kann und die Brut keine Bäume findet“, sagt der Geschäftsführer. Grebenstein bezeichnet diese Aktion als „saubere Waldwirtschaft“.

Appell: Bäume entfernen

Auch für Hildebrandt vom AELF ist es gerade jetzt wichtig, die umgeworfenen Bäume aus dem Wald zu entfernen. In den Wäldern sei darüber hinaus auch altes Käferholz gelagert. „Wir müssen jetzt die Privatbesitzer mit Nachdruck mobilisieren und beraten, ihre Windwürfe aufzuarbeiten oder zu entrinden“, sagt Hildebrandt. Oft ist das schwierig: „Es ist aufwendig, die Waldbesitzer zu finden, weil er auf Teneriffa lebt oder das Grundstück inzwischen vererbt wurde.“ Zudem sei der Wald oft nicht erschlossen oder befinde sich in einer schwer zugänglichen Steillage. Stöger befürchtet deshalb Schlimme Folgen. Durch die Stürme wird bis zum Ende des Geschäftsjahres am 30. Juni Schadholz in Höhe von rund 60 000 Festmeter angefallen sein, was zwei Drittel des Jahreseinschlags entspricht.

Hotspots in Grainau und Partenkirchen

Besonders betroffen waren dabei die Reviere Grainau und Partenkirchen. „Aufgrund der Gelände- und Umgebungsverhältnisse war die Aufarbeitung der Stämme hier besonders aufwendig und langwierig“, berichtet Stöger. Um eine Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern, sind derzeit noch sechs Seilanlagen in Betrieb, die das gesamte Schadholz abtransportieren.

Schwieriger Holzmarkt

Die Einschränkungen durch die Corona-Krise belasten den „ohnehin schon schwierigen Holzmarkt“ zusätzlich, betont Grebenstein. Die Holzpreise fielen in den Keller. „Die sind so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr.“ Für einen Festmeter Holz zahlte der Käufer vor dem Orkan „Niklas“ im Frühjahr 2015 noch mehr als 100 Euro. Jetzt gibt es den Festmeter schon für etwa 50 Euro. Das System kranke daran, dass die Sägewerke in unserer Region das gesamte Schadholz nicht aufnehmen können. „Es gibt viele holzverarbeitende Betriebe, aber im Landkreis fällt mehr Holz an als verarbeitet werden kann“, verdeutlicht der Geschäftsführer.

Sägebetriebe mit Waldbesitzern bereits vertraglich gebunden

Die Krux an der Sache ist, dass die Sägebetriebe mit den Waldbesitzern in den betroffenen Dürre- und Borkenkäfergebieten schon vertraglich gebunden waren, bevor die Stürme kamen. „Durch die Käfersituation sind Unmengen von Schadholz auf dem Markt“, bestätigt Hildebrandt. Der Holzmarkt liege am Boden, die Erlöse seien schlecht. Die Corona-Epidemie verschärfte die Lage für das Holz zusätzlich. „Die Abfuhr und die Abnahme sind schwierig, weil die ganze Wirtschaft ruht.“ Das AELF hat deshalb ein neues Förderprogramm aufgelegt. Waldbesitzer erhalten finanzielle Unterstützung pro Festmeter Schadholz und für das Wiederaufforsten von Kahlflächen nach dem Käferbefall.

Lange Wertschöpfungskette

In Sachen Klimawandel ist Holz jedenfalls langfristig wirksam. Mit jedem Kubikmeter, der verbaut ist, werde der Atmosphäre rund eine Tonne Kohlendioxid für die Dauer des Bauwerkes entzogen, erinnert Grebenstein. Er rät dazu, mit Holz zu bauen, das Haus damit einzurichten, mit Holz zu heizen und weist auf die lange Wertschöpfungskette des Rohstoffes hin: vom Waldbesitzer über das Sägewerk und den Zimmerer zum  Schreiner. Als gelungenes Beispiel in diesem Zusammenhang nennt der Geschäftsführer die Kooperation eines Sägewerks und einer Zimmerei in Uffing.

Viele Holzvorräte

Um die Holzreserven muss sich keiner Sorgen machen. „Da gibt es genug im Privatwald“, versichert Hildebrandt. Ins gleiche Horn stößt Grebenstein. „Mit Holzvorräten sieht es prima aus, die sind sehr hoch.“ Zufrieden äußert sich auch Stöger: „Was die Holzvorräte betrifft, kann der Forstbetrieb aus dem Vollen schöpfen.“ Nach einer Forstinventur stehen im Betriebsbereich mehr als acht Millionen Festmeter Holz zur Verfügung.

Alexander Kraus

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