Extremschmelze: Südlicher Schneeferner an der Zugspitze kein Gletscher mehr

Extremschmelze: Starker Eisschwund setzt sich weiter fort – Aktuelle Messungen vorgestellt
Garmisch-Partenkirchen – Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (Alfred-Wegener-Institut) hatten bereits heuer im August Alarm geschlagen: Die ohnehin im Sterben liegenden deutschen Gletscher leiden unter einer Extremschmelze – und 2022 gilt diesbezüglich als Rekordjahr (wir berichteten). Verursacht wird dies durch den Klimawandel.
Die Folgen sind nun auch im Werdenfelser Land nicht mehr zu übersehen: Der Südliche Schneeferner auf dem Zugspitzmassiv verliert seinen Status als Gletscher. Dies berichtet die Bayerische Akademie der Wissenschaften. Dort habe sich der starke Eisschwund weiter fortgesetzt. „Neue Georadar-Messungen von Mitte September 2022 zeigen das Ausmaß des Verlustes“, heißt es in einer Pressemitteilung, die in Kooperation mit der Hochschule Mün chen und der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus verfasst wurde.

Die Eismächtigkeit des Schneeferners hat in weiten Bereichen deutlich abgenommen und erreicht an den meisten Stellen nicht einmal mehr zwei Meter. Selbst am tiefsten Punkt macht die Eisdicke inzwischen weniger als sechs Meter aus – im Vergleich zu etwa zehn Metern in 2018. „Daraus lässt sich schließen, dass das verbleibende Eis innerhalb der kommenden ein bis zwei Jahre vollständig abschmelzen wird“, prognostizieren die Forscher. Gleichzeitig hat sich die Gletscherfläche auf weniger als einen Hektar reduziert und damit seit 2018 etwa halbiert. Aufgrund der geringen Eisdicke kann auch keine Eisbewegung mehr erwartet werden, so dass der Südliche Schneeferner nicht länger als eigenständiger Gletscher betrachtet wird.
Die Vermessungen, die erstmals 1892 stattfanden und regelmäßig seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wiederholt werden, um die Massenveränderungen der bayerischen Gletscher zu erfassen, werden daher am Südlichen Schneeferner eingestellt. Die verbleibenden vier Gletscher in Bayern bleiben bis auf weiteres im glaziologischen Beobachtungsnetz. Diese sind an der Zugspitze der Nördliche Schneeferner und Höllentalferner sowie in den Berchtesgadener Alpen das Blaueis und der Watzmanngletscher.
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