Standorte in Garmisch-Partenkirchen: Telekom macht 5G zur Geheimsache

Der Mobilfunk-Standard 5G bleibt ein Reizthema: Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen verrät die Deutsche Telekom der Öffentlichkeit nicht, wo sich ihre Standorte in Garmisch-Partenkirchen befinden. Das heikle Thema wurde jetzt im Rathaus hinter verschlossenen Türen behandelt.
Garmisch-Partenkirchen – Der 5G-Ausbau in Deutschland, den die großen Telefonkonzerne mit viel Geld und Ehrgeiz vorantreiben, entzweit die Gemüter: Befürworter und Technikfans können es kaum erwarten, dass die superschnelle fünfte Generation des Mobilfunks flächendeckend verfügbar ist. Kritikern hingegen geht das Ganze viel zu schnell: Sie warnen vor Gesundheitsrisiken. Entsprechend groß sind die Widerstände – auch in Garmisch-Partenkirchen. Erst kürzlich übergab 5G-Gegner Leonhard Hanawitsch – kurioserweise Betreiber eines Handyladens – 400 Unterschriften im Rathaus (wir berichteten).
5G-Offensive im Kreisort
Wie weit der Branchenprimus, die Deutsche Telekom, im Kreisort mit seiner 5G-Offensive ist, lässt sich nur grob abschätzen. Laut einer Karte, die der ehemalige Staatsbetrieb im Internet präsentiert, sind jedenfalls bereits weite Teile des Ortsgebiets versorgt. Doch die genauen Lagen der umstrittenen Sendemasten hütet das Unternehmen wie ein Staatsgeheimnis. Sie waren jetzt auch im öffentlichen Teil der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses nicht zu erfahren – obwohl mit Frank-Peter Käßler der Kommunalbeauftragte der Telekom für die Sparte „Mobilfunk Bayern“ zu Gast im Rathaus war.
Der Fachmann hielt sich bedeckt – mit Verweis auf ein „Betriebsgeheimnis“ und den Datenschutz. Sollten die besagten Standorte publik werden, argumentierte er, könnte die Konkurrenz die Netzausbau-Strategie nachvollziehen – was in seinen Augen für die Telekom ein Wettbewerbsnachteil wäre. Nur soviel: Zum Einsatz komme ein Software-Update an bestehenden Anlagen, um schnell und unkompliziert ohne Um- oder Neubau eine Art 5G-Lightversion zu schaffen. Neue Antennen seien in Garmisch-Partenkirchen vorerst nicht geplant. Diese Methode – Experten nennen sie „Refarming“ („Umwidmung“) – wird wohl vor allem im ländlichen Raum angewandt. Den Kommunen sind dabei weitgehend die Hände gebunden. Die Ziele des Telekommunikationsriesen sind ambitioniert: Bis Ende des Jahres soll bundesweit die Hälfte der Bevölkerung in den Genuss von 5G kommen.
Informationspolitik in der Kritik
Wie dem auch sei: Die Verschwiegenheit passte den Mitgliedern des Bau- und Umweltausschusses überhaupt nicht. Käßler bekam – vermutlich nicht zum ersten Mal – einiges an Kritik zu hören. „Transparenz sieht anders aus“, ärgerte sich beispielsweise Anton Hofer (Garmisch+Partenkirchen miteinander). Die Informationspolitik der Telekom sei ein „Debakel“, schickte er hinterher. Ähnlich klang es bei Hannes Biehler (CSU): „Die Bevölkerung bekommt momentan nichts mit. Das ist nicht ganz glücklich.“
Auch Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) war alles andere als zufrieden. Sie hatte zwar im Vorfeld die 5G-Standorte mitgeteilt bekommen – allerdings verbunden mit einem Maulkorb, also der Verpflichtung, striktes Stillschweigen zu wahren. „Und was würde passieren, wenn ich die Daten trotzdem bekanntgebe“, wollte die Juristin von Käßler wissen. „Das kann ich nicht sagen“, entgegnete dieser.
Nach einem Hin und Her wurde schließlich die öffentliche Sitzung kurz unterbrochen, damit der Telekom-Mann hinter verschlossenen Türen die gewünschten Angaben doch noch machen konnte.
Sonderlich überraschend dürften diese nicht gewesen sein. Dem Vernehmen nach hat die Telekom bereits fast alle bestehenden Mobilfunk-Standorte im Markt auf 5G umgerüstet. Über ihre Geheimnistuerei in der Sache kann nur spekuliert werden: Möglicherweise, heißt es hinter vorgehaltener Hand, hat der Konzern schlichtweg Angst vor Vandalismus.
Zwei Masten
Der Bau- und Umweltausschuss beschäftigte sich in seiner jüngsten Sitzung mit einem weiteren Mobilfunk-Thema: Das Gremium beschloss, dass in Wamberg ein zweiter Zehn-Meter-Masten, diesmal für Vodafone, errichtet werden darf. Im Vorfeld war untersucht worden, ob sich Telekom und Vodafone den bestehenden Zehn-Meter-Masten teilen können. Allerdings hätte dann dieser um 10 bis 20 Meter erhöht werden müssen. Dem Bauausschuss war ein zweites, niedrigeres Bauwerk lieber.