Zugunglück bei Garmisch: Neue Theorie zur Unfallursache - Schwere Vorwürfe gegen DB

Bald zwei Monate sind seit dem tragischen Zugunglück bei Garmisch vergangen. Bei einer Pressekonferenz in München wurde nun eine neue Theorie zur möglichen Unfallursache vorgestellt.
München – Beim Bahnunglück von Burgrain drängt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) auf „lückenlose Aufklärung“. Das betonte der bayerische GDL-Chef bei einer Pressekonferenz in München.
Zugunglück bei Garmisch: GDL drängt auf „lückenlose Aufklärung“
Bei der Suche nach Schuldigen dürfe es nicht wie in vorherigen Fällen „zu einem Bauernopfer“ kommen, sagte der bayerische GDL-Chef, Uwe Böhm. Er befürchte indes, dass die Schuld auf einzelne nachrangige Bahnbeschäftigte abgewälzt werde. Eigentlich gehöre der Bahnvorstand auf die Anklagebank, sagte der Gewerkschafter.
Die GDL hat zusammen mit dem Hamburger Verein „Prellbock Altona“ eine eigene Theorie über die Hintergründe des Unglücks entwickelt. Demnach hätte eine Fang- oder Führungsschiene im Gleis zumindest das Schlimmste verhindern können, sagte Dieter Doege, der mit zum Teil unveröffentlichten Materialien eine 16-seitige Analyse des Unglücks erstellt hat.

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Doege war früher Vorsitzender von Pro Bahn in Berlin-Brandenburg. Ihm zufolge wurde der Hebel schon in der Jahrtausendwende falsch gestellt: Damals wurde beim Bau einer Zufahrt für den Straßentunnel Farchant der Katzenbach verlegt und direkt neben den Bahndamm umgeleitet. Der Bach sei auf der östlichen Seite acht Meter tiefer als der Bahndamm.

Damals hätte am Gleis unbedingt eine Fangschiene eingebaut werden müssen, sagte Doege. Sie hätte den Zug bei einer Entgleisung zumindest auf dem Damm gehalten. Doch seien die Vorschriften „wachsweich“. Als nun der Zug entgleiste, fielen zwei der Waggons die Böschung hinunter „Die vom Graben ausgehende tödliche Gefahr wurde unterschätzt“, heißt es in Doeges Studie. Als Ursache der Entgleisung nimmt Doege einen instabilen Bahndamm an, der zur Verwerfung von Schienen geführt habe.
Zugunglück bei Garmisch: „Wäre wohl glimpflicher ausgegangen, wenn Lok vorne gewesen wäre“
Ein Indiz dafür: „Unmittelbar vor dem Unglücksabschnitt wurden 28 Schwellen ausgewechselt und weitere 25 direkt im Unglücksbereich.“ Eine Rolle gespielt habe auch, dass die Lok den Zug hinten geschoben statt vorne gezogen habe. „Es wäre wohl glimpflicher ausgegangen, wenn die Lok vorne gewesen wäre“, vermutete Doege. Ganz sicher sei das nicht, weil die Lok vorne auch als Erstes hätte entgleisen können und dann den Zug in den Abgrund gerissen hätte.
Die Eisenbahner verbanden die Vorstellung der Studie in München mit weitreichenden Forderungen. Die Deutsche Bahn AG sei zu einem „Staat im Staate“ geworden, habe Auslandsbeteiligungen in Mexiko, USA oder Hongkong und experimentiere sogar mit Flugtaxis, sagte Böhm. Sie müsse sich stattdessen auf ihr „Kerngeschäft“ konzentrieren.
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