Nach schwerer Krankheit zurück ins Leben getanzt: Garmisch-Partenkirchner bei RTL-Format „Take Me Out“

Seine große Leidenschaft hat ihm fast das Leben gekostet – jetzt präsentiert sich Ugur Uzaroglu als Tänzer bei einer RTL-Kuppelshow einem Millionenpublikum.
Garmisch-Partenkirchen/Köln – Er ist aufgeregt, als Moderator Jan Köppen ihn ankündigt. Kein Wunder: Ugur Uzaroglu muss sich gleich von 30 Frauen auf der Bühne analysieren und bewerten lassen – und ein Millionenpublikum vor dem Fernseher sieht zu. Selbst für den publikumserfahrenen Tänzer aufregend. Die Tür geht auf, Uzaroglu sprintet locker hinaus. Die Blicke aller sind auf ihn gerichtet. Hier zwinkert er, da wirft er einer Dame ein Lächeln zu. Nach seinem Schaulaufen stellt sich der 30-Jährige neben Köppen. Die aufreizenden Frauen können jetzt entscheiden: Ist das mein Traummann? Doch wenn sie den Buzzer drücken, gibt’s kein Treffen.
Ugur Uzaroglu ist Tänzer, gebürtiger Garmisch-Partenkirchner mit türkischen Wurzeln, und trat am Sonntagabend in dem RTL-Format „Take Me Out“ auf. 30 Frauen sollen dort mit einem Mann verkuppelt werden. Ein Format, das Uzaroglu nicht einmal kannte, bis ihn die Produzenten gleich zweimal angeschrieben und eingeladen haben. Das erste Mal sagte er ab – wegen der Freundin, die er da noch hatte. Das zweite Mal gab’s grünes Licht. „Da hab ich mir gedacht, darauf hab ich Lust, das mach ich.“ Im August 2022 reiste er nach Köln ins Studio für die Dreharbeiten. „Eine geile Erfahrung“, wie er sagt. Dass er dort auftreten konnte, ist ein Wunder. Denn Uzaroglu ist vor Jahren dem Tod von der Schippe gesprungen.

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Ugur Uzaroglu erzählt, was bei RTL hinter der Kamera läuft
Doch zuerst zur Sendung. „Da ist nichts geskriptet“, erzählt er. Der Kandidat kennt nur den Ablauf. Raus auf die Bühne, sich vorstellen, eine Einlage bieten und warten, welche der Frauen ihn nicht rausgekickt hat. Bei dem Garmisch-Partenkirchner waren es zum Schluss vier, aus denen er sein Date wählen konnte. Er entschied sich für Mona. „Endlich mal ein cooler, lässiger Typ“, sagt sie. Die große Liebe also? „Wir verstehen uns nach wie vor super“, sagt Uzaroglu heute, sieben Monate später. „Aber für uns war sofort klar, dass es freundschaftlich bleibt zwischen uns.“ Den 200-Euro-Gutschein, den RTL dem Paar zur Verfügung stellte, wollen sie in Kürze einlösen.
Das Uzaroglu für die Dating-Show angeschrieben wurde, ist nicht verwunderlich: Der 30-Jährige ist kein Unbekannter in der Fernsehbranche. Bereits 2013 trat er bei der ersten Staffel von „Got to Dance“ auf ProSieben als Tänzer auf. Nur wenige Monate später ist das türkische Supertalent auf ihn aufmerksam geworden. Dort zog er mit seinen urbanen Tanzstil sogar ins Halbfinale ein.
Garmisch-Partenkirchner war Background-Tänzer bei Deutschrappern Sido und Luciano
Dann suchte er neue Herausforderungen. „Ich hatte keine Lust mehr aufs Fernsehen“. Er widmete sich voll und ganz seiner Leidenschaft, dem Tanzen. Mit dem Münchner Sinan Saibou lernte er seinen Mentor kennen. Er zog von Burgrain weg in die Landeshauptstadt, nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Wettkämpfen im Tanzen teil. Mit Erfolg: Er gewann unter anderem „Champion the best“, Münchens populärster Tanzwettbewerb, räumte bei den europäischen Tanz-Meisterschaften in Nürnberg ab, qualifizierte sich sogar für einen Wettbewerb in Los Angeles. Er arbeitete als Background-Tänzer in Hip-Hop-Musikvideos, unter anderem der beiden Deutschrapper Sido und Luciano.
Doch musste Uzaroglu hart dafür trainieren. Zu hart. „Irgendwann stand der Spaß nicht mehr im Vordergrund“, gesteht er. Das schlug auf seine Gesundheit. Eines Tages wurde es ihm schlecht, er brach zusammen. Im Krankenhaus dann die Horror-Diagnose: Liquorverlustsyndrom – also Hirnwasserverlust durch ein Leck und Hirnblutungen. Das hätte ihm fast das Leben gekostet. Er musste am Gehirn operiert werden, konnte nicht mehr gehen, geschweige denn tanzen. Neun Monate verbrachte der Garmisch-Partenkirchner in verschiedenen Kliniken, hatte enorme Schmerzen, musste einige motorische Fähigkeiten erneut erlernen, Muskeln wieder aufbauen. „Es war die schlimmste, aber auch die intensivste Zeit meines Lebens“, sagt er heute.
Er zog von München zurück zu seinen Eltern nach Burgrain, übte und trainierte in den Bergen. Auch das Tanzen lernte er wieder peu à peu. Sein erster Wettkampf nach der langen Krankheit war bei „Snipes Funkin’ Style“ in München. „Ich war so aufgeregt.“ Das erste internationale Urban-Dance-Battle hat er wieder gewonnen. Es ging steil bergauf.
Heute arbeitet er als Einzelhändler in einem Sportartikelladen in Garmisch-Partenkirchen und gibt nebenher als Tanzlehrer Kurse in Herrsching und Starnberg. Sein Ziel: beruflich auch in Garmisch-Partenkirchen Fuß fassen. Deshalb sucht er aktuell nach einem Raum, wo er eine Tanzschule einrichten kann. „Es geht immer vorwärts“, sagt er erfreut. Denn eines hat er gelernt: „Den Spaß und die Liebe darf ich niemals mehr verlieren.“