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Zu Besuch am Filmset: Bekannter Regisseur Walter Steffen dreht „Alpgeister“

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Ein feinfühliger Künstler: Regisseur Walter Steffen (l.) ist von den Arbeiten und der Einstellung des Holzbildhauers Karl Buchwieser aus Grainau sehr angetan. © Sabine Näher

Er schrieb Drehbücher für Fernsehserien wie „Edel & Stark“ oder die „Rosenheim Cops“. Nun arbeitet Walter Steffen an einem neuen Projekt: Die „Alpgeister“ entstehen unter anderem in Grainau und Garmisch-Partenkirchen.

Grainau – Einen „modernen Heimatfilm über die Mythen und Mysterien der Bayerischen Alpen“ möchte er drehen, erklärt Walter Steffen. Der Drehbuchautor für Fernsehserien wie „Edel & Stark“ oder „Rosenheim Cops“ und Regisseur, der sich mit Filmen wie „Endstation Sees-haupt“ oder „Happy Welcome“ weit über die Region hinaus einen Namen gemacht hat, wendet sich in seinem neuen Film „Alpgeister“ einer Zeit zu, „in der die Menschen davon überzeugt waren, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gab, als das, was sie sehen und anfassen konnten“. So begibt sich Steffen auf die Spur von Geistern, Hexen und Zauberern, Feen und Kobolden und spürt dem Glauben an eine „jenseitige Wirklichkeit, in der große Kräfte wirken“, nach.

Ende Juli begannen die Dreharbeiten, die Steffen und sein Team entlang der bayerischen Alpenkette vom Berchtesgadener Land bis ins Allgäu führen. An diesem Tag stehen Garmisch-Partenkirchen und Grainau auf dem Drehplan. Am Vormittag treffen die Filmleute Anton Jocher, der in jahrzehntelanger Arbeit die Sagen aus dem Werdenfelser Land zusammengetragen hat. Passender Außendreh dazu: die Burgruine Werdenfels, wo Jocher von der „Weißen Frau“, die hier umgehe, erzählt.

Die „Weiße Frau“ als Sagengestalt weit verbreitet

Diese Sagengestalt sei weit verbreitet, erklärt Steffen. Sie geht ihm zufolge zurück auf die Zeit der Räter und deren Glaubenssystem, „das sehr matriarchalisch ausgerichtet war. Da gab es unzählige Urgöttinnen und deren Dienerinnen. Eine davon taucht dann immer wieder auf als weiße oder auch weise Frau, als Vertreterin der mütterlichen Urkraft sozusagen.“

Am Nachmittag zieht der Trupp weiter nach Grainau. Dort steht eine Begegnung mit dem Holzbildhauer Karl Buchwieser auf dem Programm. Sein Name wurde Steffen genannt bei seiner Recherche nach geeigneten Gesprächspartnern für den neuen Film. Im dreistündigen Vorgespräch lernte der Regisseur Buchwieser als „sehr feinfühligen Künstler“ kennen. Nun sitzen beide in der Werkstatt in Grainau, umgeben von den Arbeiten Buchwiesers, von einem Kruzifix und barocken Kirchen-Engeln, aber auch einem Elefanten, gruseligen Masken und bizarren Fabelwesen aus Wurzelwerk. Steffen fragt – feinfühlig, empathisch. Buchwieser antwortet – ehrlich, unumwunden und authentisch.

Eine Kamerafrau und ein Tonmann sind für die Technik zuständig; zwei Assistentinnen stehen zudem parat, um überall anzupacken, wo sie gebraucht werden.

Holzbildhauer Buchwieser bekam den Beinamen „die Spinne“

In der Schule gaben andere Buchwieser schon den Beinamen „die Spinne“, erzählt der Holzbildhauer. Er habe eben damals schon „andere Ideen im Kopf gehabt“ als sein Umfeld. Nach Beruf oder Berufung fragt Steffen. Letzteres tut Buchwieser mit Entschiedenheit ab. Der Vater war Holzschnitzer, das Schnitzen für ihn von klein auf sein „Ein und Alles“. Aber es bleibt für Buchwieser ein Handwerk, das man erlernt wie jedes andere auch. Gleichwohl hat der Grainauer nach der Schnitzerschule noch die Akademie in München besucht. Also doch ein Künstler, hakt der Filmemacher nach. Der Holzbildhauer wehrt ab.

Beim anschließenden Außendreh auf einer Wiese hoch über Grainau, vor fantastischer Bergkulisse und unter lautem Kuhglockengebimmel, geht es um das andere Leben Buchwiesers, das oben auf der Alm, alleine in und mit der Natur. Schon als Kind ging er mit dem Vater immer auf den Berg. „Der hat so viel gewusst über die Flora und Fauna.“ Und er hätte immer so gerne eine Hütte gehabt. „Aber da gab’s keine Chance.“

Als der Sohn viel später die Gelegenheit bekommt, als Hirte hinauf auf die Almhütte zu ziehen, nimmt er sie wahr. Das sei natürlich nur gegangen, weil seine Frau es auf sich nahm, in den Almwochen mit Haus und Kindern unten im Dorf alleine zu bleiben, betont Buchwieser. Man spürt, dass er ihr dankbar ist dafür. Dort oben habe er seine schönste Zeit verbracht, das „Mit-Leben in der Natur“ erfüllte ihn. Gleichwohl musste er sich erst einfinden in den anderen Rhythmus, die andere Wahrnehmung. „Wenn’s regnet und die Nebel ziehen auf – das lernt man schätzen mit der Zeit. Jedes Wetter ist schön.“ Auch auf die Tiere, die immer anders gestimmt sind, muss man sich einlassen.

Noch werden Sponsoren gesucht

Für die Menschen früher war die Natur vergeistigt, sagt Steffen. „Wie war das für dich?“ – „Genau so“, antwortet Buchwieser. „Ich war selbst ein Stück Natur.“

In der Abgeschiedenheit hat der Schnitzer gemalt, fotografiert und Texte geschrieben. Steffen wird sie in seinem neuen Film vorstellen.

Wenn alles gut läuft – und sich noch der ein oder andere Sponsor findet –, wird dieser voraussichtlich im April nächsten Jahres in die Kinos kommen. Und es spricht viel dafür, dass „Alpgeister“ sich wieder als Publikumsmagnet erweist.

Sabine Näher

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