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In kurzer Hose und T-Shirt: Engländer unternimmt leichtsinnige Biketour auf Berg - Kälte kostet ihn fast das Leben

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Die Schöttlkarspitze leuchtet im Mondschein. Aufgenommen vom Hubschrauber.
Anflug bei Nacht: Am Grat zwischen Feldern und Schöttlkarspitze suchten die Einsatzkräfte den Mann. © Bergwacht Krün

Gefährliche Tour: Ein Engländer begab sich mit seinem Geländebike abends auf über 2000 Meter Höhe. Seine Ausrüstung ließ zu wünschen übrig.

Krün – Was hat versagt? Das Navi am Fahrrad, der Biker-Tourenführer oder der normale Menschenverstand? Was genau einen 18-jährigen motiviert hat, am Sonntag nur mit einem T-Shirt und kurzer Hose bekleidet und einem Integralhelm auf dem Kopf im Schnee mit dem Geländefahrrad vom Soiernkessel auf die Schöttlkarspitze zu strampeln, darüber kann man bestenfalls mutmaßen. Ohne das beherzte Eingreifen der Bergwacht Krün hätte der junge Mann aus England seinen Leichtsinn wohl mit dem Leben bezahlt.

Gegen 20 Uhr wird die Bereitschaft alarmiert. Die Rettungsleitstelle Weilheim gibt folgende Informationen an sie weiter: Ein Mountainbiker steckt zwischen Schöttlkarspitze und Feldern am Grat auf ungefähr 2000 Höhenmetern fest. Einsatzleiter Alois Mayr nimmt direkt mit dem Hilfesuchenden Kontakt auf. Dabei stellt der Krüner fest, dass der Engländer bereits stark unterkühlt und dessen Lage bitterernst ist. Er empfiehlt dem orientierungslosen Mann, an Ort und Stelle zu verharren und der Kälte zum Trotz auf Hilfe zu warten. Die Bergwacht ortet schließlich das Handy an dem von ihm beschriebenen hochalpinen Punkt.

Einsatzkräfte im Eiltempo

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Der Rettungshubschrauber RK 2 aus Reutte/Tirol wird angefordert. Zeitgleich fragt die Bergwacht für eine eventuelle Windenbergung bei der Hubschrauberstaffel der Polizei an.

Bis zum Anflug vergeht eine Stunde. Fünf Bergretter begeben sich derweil auf den Weg über die Ochsenalm zum Feldern. „Die waren flott unterwegs. Als der Hubschrauber beim Verletzten war, waren sie zu Fuß auch schon nahe bei ihm”, berichtet Mayr, sichtlich beeindruckt vom Marschtempo der Einsatzkräfte.

Bergwacht-Einsatzkräfte stehen  vor einem Hubschrauber auf einem Sportplatz
Zwischenstopp auf dem Krüner Sportplatz: Die Bergwacht bereitet den Engländer für den Weitertransport ins Klinikum vor. © Bergwacht Krün

Zwei Bergretter fliegen eine halbe Stunde später mit der Tiroler Hubschrauberbesatzung zur Schöttlkarspitze. Dort gelingt es, an einem geeigneten Platz in der Nähe des frierenden Bikers die Helfer im Schwebeflug abzusetzen. Sie verfrachten den stark unterkühlten und am Unterschenkel verletzten Patienten in den Helikopter und damit aus der Null-Grad-Zone.

Bei einer Zwischenlandung auf dem Krüner Sportplatz wird der Engländer versorgt und anschließend zur Weiterbehandlung ins Garmisch-Partenkirchner Klinikum geflogen. Nach zweieinhalb Stunden ist für die 15 Bergwachtkräfte die Rettungsmission erfolgreich beendet.

Engländer schlottert vor Kälte

Ob der für das alpine und winterliche Gelände unpassend gekleidete Down-Hill-Fahrer ohne ihre schnelle Hilfe die Nacht im Schnee überlebt hätte, darf bezweifelt werden. Umso zufriedener zeigt sich der Einsatzleiter. „Das schnelle und reibungslose Zusammenspiel vieler Helfer und Organisationen war beeindruckend und notwendig.“ Denn im Laufe des Gesprächs mit dem Biker „merkte ich 45 Minuten später, dass er, der Stimme nach zu urteilen, schon schlotterte. Im Hubschrauber konnte er schon fast seinen Namen nicht mehr sagen“.

Gegen 18 Uhr war der Engländer noch am Soiern gesichtet worden. „Weshalb er nicht den ihm bekannten Rückweg angetreten hat, weiß ich auch nicht.“ Glücklicherweise haben das Handy und die Notrufnummer nicht versagt.

Leonhard Habersetzer

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