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Kloster Ettal: Neuanfang dringend erforderlich

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Im öffentlichen Schaufenster: 
          Die Erzdiözese erhöht den Druck auf die Benediktinerabtei Ettal. 
            foto: hutter
Im öffentlichen Schaufenster: Die Erzdiözese erhöht den Druck auf die Benediktinerabtei Ettal. foto: hutter

Ettal - Vor dem Hintergrund der sexuellen Missbrauchsfälle äußert sich Bernhard Kellner, Pressesprecher der Erzdiözese München-Freising, im Interview zur Zukunft der Benedikitnerabei Ettal.

-Hat Erzbischof Reinhard Marx inzwischen den Rücktritt von Ettals Abt Barnabas angenommen? Falls nicht, wann ist damit zu rechnen?

Hierüber entscheidet nicht Erzbischof Reinhard Marx, sondern der Stellvertretende Abtpräses der Bayerischen Benediktinerkongregation, Abt Dr. Marianus Bieber aus Niederaltaich.

- Gab oder gibt es Überlegungen, aufgrund der Schwere der Verstöße in Ettal den Fortbestand des Klosters auf den Prüfstand zu stellen?

Das liegt nicht im Ermessen des Erzbistums. Fakt ist, dass die Vorwürfe so schwerwiegend sind, dass hinter einer gedeihlichen Zukunft von Ettal ein großes Fragezeichen steht. Die Kirche braucht spirituelle Leuchttürme. Ettal stand viele Jahre in dem Ruf, ein solcher Leuchtturm zu sein. Diesen Ruf muss sich das Kloster neu erarbeiten.

-Inwieweit ist die Erzdiözese oder der Erzbischof gegenüber Ettal weisungsbefugt?

Das ist eine rechtlich schwer zu klärende Frage. Orden sind eigenständig, von Seiten der Diözese wurde in der Angelegenheit Ettal nichts angewiesen. Alles, was bislang in der Sache passiert ist, ist auf unseren Ratschlag hin passiert.

-Wie erklären Sie sich, dass in einer von rund 150 Eltern besuchten Versammlung in der vergangenen Woche sich alle Beteiligten hinter Abt Barnabas und die Schulleitung gestellt haben?

Ich bleibe bei meiner Aussage: Das Verhalten der Eltern nach der besagten Versammlung, nämlich die unkritische Rückendeckung für das Kloster war nicht zielführend, auch wenn ich verstehen kann, dass die Eltern sich der Abtei verbunden fühlen. Das Kloster braucht diese Verbundenheit für den dringend erforderlichen Neuanfang. Allerdings muss der Schutz der Kinder hier einfach schwerer wiegen.

-Inwieweit werden Meldungen und Schilderungen von Missbrauchs-Opfern verifiziert? Wie sichert man sich vor sogenannten „Trittbrettfahrern“?

Aus der Vielzahl der unterschiedlichsten Vorwürfe ergibt sich ein schlüssiges Gesamtbild. Die Schilderungen der Opfer gehen alle in die gleiche Richtung.

-Bis wann ist mit einem Bericht des Sonderermittlers Rechtsanwalt Thomas Pfister zu rechnen?

Ein erster Zwischenbericht wird für Freitag erwartet. Rechtsanwalt Pfister hat mit allen Beteiligten teils sehr offene Gespräche geführt.

-Wie bewerten Sie seine Arbeit?

Ich sehe darin einen ersten Schritt, der eine Reinigung, Aufarbeitung und Aufklärung der Vorkommnisse ermöglicht. Möglicherweise ist dies die Basis für einen Neuanfang im Kloster Ettal.

-Ermittelt die Staatsanwaltschaft direkt gegen Abt Barnabas Bögle und Prior Pater Maurus Kraß?

Dazu möchte ich nichts sagen. Das ist alleine Sache der zuständigen Staatsanwaltschaft.

-Gab es in der Vergangenheit Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs oder Misshandlungen bei der Polizei in Zusammenhang mit Ettal? Eventuell wann? Was ist dabei herausgekommen? Gab es hierzu Informationen für die Öffentlichkeit? Wenn nein, aus welchem Grund ist dies nicht geschehen?

Solche Vorgänge entziehen sich meiner Kenntnis. Ich habe keine Informationen darüber.

Interview: Ludwig Hutter

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