Sexueller Missbrauch: Benediktiner richten externe Anlaufstelle ein

Ettal - In die Negativ-Schlagzeilen geraten ist die Klosterschule Ettal, seitdem am Montag der sexuelle Missbrauch von Schülern durch zwei Ordensangehörige und eines weltlichen Präfekten in den 1970er und 80er Jahren bekannt geworden ist.
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„Wenn so etwas aufkommt, muss man dazu stehen“: Die leise Stimme von Pater Maurus Kraß, Leiter des Benediktinergymnasiums in Ettal, drückt die Gefühlslage aus, in der sich der Prior des Klosters derzeit befindet. Der Schulleiter bewertet die Geschehnisse in den letzten Tagen „als sehr belastend“, da hinter allem immer Menschen stünden. Seelische Wunden, die bei den Opfer über die Jahre vernarbt seien, wären durch die jüngsten Vorgänge wieder aufgebrochen, „und das schmerzt sehr“.
Bisher haben sich nach den Worten von Pater Maurus sieben ehemalige Internatsschüler gemeldet, die angeben, von den Missbrauchsfällen und sexuellen Belästigungen damals betroffen gewesen zu sein. Am Dienstag kam dann noch ein achter Fall hinzu. Dabei beschränke sich der Kreis derer, von denen die Übergriffe ausgingen, weiterhin auf die genannten drei Personen.
Anrufe erhielt der Schulleiter nach eigener Aussage am Dienstag auch von Eltern, die sich für die offene Art und Weise, wie mit den Vorgängen von Seiten des Klosters umgegangen worden sei, bedankt hätten, sowie dafür, dass auch die Schüler umgehend und altersgemäß informiert worden seien. Den Elternbeirat der Schule unterrichteten Abt Barnabas und Internatsleiter Frater Thomas am Montagabend über die Geschehnisse.
Inzwischen bieten Benediktiner und Erzbischöfliches Ordinariat ratsuchenden Schülern und Eltern Hilfe an. Am Dienstag hielt sich den ganzen Tag Monsignore Siegfried Kneißl in Ettal auf: Er ist der Bischöfliche Beauftragte der Erzdiözese München und Freising für die Prüfung von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs. Das Gesprächsangebot, so Pater Maurus, sei gut genutzt worden.
Außerdem hat das Kloster eine externe Anlaufstelle eingerichtet: Der Münchner Rechtsanwalt Burkard Göpfert stünde für Gespräche, so die Schulleitung, jederzeit zur Verfügung. Er handle weisungsfrei, sei wie ein Arzt an die Schweigepflicht gebunden und gebe nur Informationen an das Kloster weiter, die von den Mitteilern ausdrücklich freigegeben seien.
Ludwig Hutter