Murnau - Jahrelang hat eine Bewohnerin der Loisachauen für einen Hochwasserschutz gekämpft. Jetzt steht fest: Der Freistaat Bayern wird einen solchen in der kleinen Siedlung nicht bauen.
Aber er würde eine Absiedlung mitfinanzieren. Der Ausschuss für Eingaben im Bayerischen Landtag befasste sich kürzlich ein letztes Mal mit dem Anliegen von Inge Munz, die in den Loisachauen südlich von Hechendorf ein Anwesen besitzt. Ergebnis: Die Abgeordneten lehnten die Petition ab. Der Ausschuss folgte stattdessen der Empfehlung des Bayerischen Umweltministeriums und bot der Petentin an, dass der Freistaat sich an einer Absiedlung beteiligen würde.
Der Verkehrswert des Anwesens beträgt laut einem Gutachten 180 000 Euro. Der Freistaat würde 65 Prozent davon bei einer Absiedlung schultern, den Rest die Kommune. Ob Munz das Angebot annimmt, ist unklar. Sie betont aber: „Das Absiedlungsangebot beinhaltet nicht den sechsstelligen Wertverlust aufgrund des Überschwemmungsgebiets.“
Sie habe ein baurechtlich genehmigtes Haus in einem, wie sich im Nachhinein herausstellte, den Ämtern bekannten Hochwassergebiet gekauft, obgleich man ihr 1990 eine anderweitige Auskunft gegeben habe, der sie als Ortsunkundige seinerzeit vertraute. „Das Recht als Bürger, sich aufgrund vom Falschinformationen und Unzulänglichkeiten aller beteiligten Behörden zu wehren und sein Hab und Gut zu verteidigen, wird nach außen hin als eigene Schuld und Uneinsichtigkeit dargestellt“, beklagt die Murnauerin. Sie ist sicher: Das nächste Hochwasser werde die Wellen höher schlagen lassen. „Denn die Kosten für Feuerwehreinsätze und Schäden werden bis 2020 ein Vielfaches von den Kosten für einen Hochwasserschutz ausmachen.“
Die Abgeordnete Tanja Schweiger (Freie Wähler) kritisiert, dass die Petition abgelehnt wurde. Sie ist eine der Berichterstatterinnen in dem Fall. Schweiger machte den Vorschlag, dass Munz einen mobilen Hochwasserschutz für 40 000 bis 50 000 Euro bekommt. Doch das Ministerium habe laut Schweiger erklärt, dass ein solcher Schutz wegen gesetzlicher Vorschriften nicht realisiert werden könne.
Nach Ansicht von Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU), die ebenfalls als Berichterstatterin in der Sache tätig ist, handelt es sich um einen „schwierigen Fall“. Obwohl die Petition abgelehnt wurde, spricht sie von einem „kleinen Erfolg“. Denn durch Verhandlungen sei erreicht worden, dass bei einer Absiedlung mehr Geld flösse als ursprünglich im Raum stand.
Das Haus der Petentin wurde mehrfach überschwemmt, was entsprechende Schäden verursachte. Immer wieder musste die Feuerwehr nach starkem Regen ausrücken, um die Siedlung vor Überflutung zu bewahren. Doch ein umfassender Schutz war auf die Schnelle nicht zu realisieren. Andere Projekte hätten Priorität, hieß es seitens der Behörden. Das Wasserwirtschaftsamt ließ jedoch heuer den Damm verstärken und an den Häusern auf einer Länge von 50 Metern Spundwände aufstellen.
Allerdings bahnen sich die Wassermassen ihren Weg auch immer wieder durchs Murnauer Moos und erreichen von dieser Seite aus die Siedlung, die aus drei Wohnhäusern besteht. Gut möglich also, dass die Wehr weiterhin Richtung Loisachauen ausrücken muss. Selbst wenn Munz einer Absiedlung zustimmen würde: Einer der Bewohner der Siedlung machte klar, dass er nicht wegziehen will. (roy)