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Blitz, Donner und viel Regen
Luggi-Feuer: Fackeln im Sturm
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Der Himmel öffnete seine Schleusen, schickte ein heftiges Gewitter: Doch die Oberammergauer entzündeten wie jedes Jahr ihre Ludwigsfeuer auf den Bergen. Tradition ist Tradition
– Ludwigsfeuer. Es ist alles gerichtet für einen Traumabend. Ein wunderschöner Spätsommertag, Sonnenschein, blauer Himmel, vorausgesagt ist nur ein leichtes Schauer-Risiko. Was für Bedingungen, dem König zur Ehre! Droben am Kofel gleich unterm Gipfelkreuz sind die 15 „Kronerer“ noch damit beschäftigt, das meterhohe Stangengerüst zusammen zu bauen und aufzurichten. Danach gönnt man sich eine Halbe, einer spielt mit der Diatonischen in steiler Felsenwand. Die perfekte Idylle. Nur gut eine Stunde später ist alles anders. Wie aus dem Nichts zieht ein Unwetter auf: Blitz, Donner, Sturmböen, peitschender Regen. Die 20 Feuermacher und 15 Musiker im Kofelflecken drängen sich unter einen Felsvorsprung hinein, der einzige Schutz. Nass werden sie trotzdem, ins Dorf hinunter sehen sie nicht mehr.
Absagen? Nicht die Oberammergauer! Nicht das Ludwigsfeuer! Und so ziehen sie es durch. Krone am Gipfel, Kreuz in der Wand, dazu die weiteren Feuer am Laber, Rappenkopf, Aufacker, im Wiesmahd. „Ois is guad ganga, nix is’ passiert, Gott sei Dank“: Christian Freißl, seit vielen Jahren der Kapo der Feuermacher im Kofelflecken, braucht nicht viele Worte, um zu beschreiben, was Sache ist. Der Abstieg vom Kofel birgt Gefahren, Risiken. Nach diesem Regen ist der Steig rutschig, schmierig. Ein Fehltritt, ein Moment der Unaufmerksamkeit, und schon ist es passiert.
Verdreckt, verschwitzt, aber glücklich
Als kurz nach 23 Uhr draußen am Sportplatz die erste Leuchtkugel hochgeht, wissen die Ammergauer: Gott sei Dank, es ist alles gut gegangen. Die Feuermacher – verschwitzt, verdreckt, aber glücklich – sind wieder wohlbehalten zurück. Unter äußerst widrigen Umständen. Der anschließende gemeinsame Marsch ins Dorf, vorne weg Trommler und Musikanten, gerät zu einem imposanten Zeugnis für gelebte Traditionspflege. Das Luggi-Fei’r hat einen hohen Stellenwert im Dorf, auch wenn der Geburtstag vom Kini schon 172 Jahre zurückliegt. Da fährt man nicht in den Urlaub, das muss nicht sein.
Endstation ist wie immer der Gasthof Rose. Wirtin Renate Frank steht schon in der Tür: „Was glauben Sie, wieviel Gäste ich enttäuschen muss, die hier eine öffentliche Party erwarten. Nur wer Feuermacher oder Musiker ist, kommt rauf in den Saal.“ So ist es Gesetz. Zu essen gibt es Schweinsbraten mit Knödel. Was sonst! Die Kameraden sind alle hungrig. Und vor allem durstig. Knödel – war da nicht mal was? Vorbei. Vergangene Zeiten. Die Jungen sind heute gesitteter. Was auch Rudi Neu vom Herrenclub, einst immer am Rappenkopf als Feuermacher, eingesteht: „I’ hab’ scho immer Angst ghabt, wie die Letzten von der Feier am nächsten Tag in der Früh zu mir ins Café gekommen sind. Mehra sog i ned.“ Wie gesagt: Vergangen. Aber schön. Von der Erinnerung bekommt man glänzende Augen . . .