Mange frei im Zirkus Lamberti - von wegen

Mittenwald - Schlaflose Nächte im Zirkus Lamberti: Wegen Platzmangels ist die Tour nach Oberau geplatzt. Nun sitzt das Team um Direktor Johann Zinnecker in Mittenwald fest. echte Katastrophe.
Der Chef des Zirkus Lamberti, Johann Zinnecker, begreift die Welt nicht mehr: „So etwas ist mir noch nie passiert.“ Bis vergangenen Donnerstag verwöhnte er in Mittenwald noch sein Publikum mit Artistik, Tiernummern und witzigen Clowns. „Und genau so sollte es ab diesem Donnerstag in Oberau weitergehen“, sagt Zinnecker, der in achter Generation das kleine Unternehmen führt. Doch die Wohnwagen und Transporter des Familienbetriebs stehen nach wie vor auf dem Platz im Schwarzenfeld. Denn in Oberau ist plötzlich kein Platz. Für den Zirkus ist das ein Schlag ins Kontor.
So musste das bereits abgebrochene Unterkunftszelt für die Tiere notgedrungen wieder aufgebaut werden. Bis zur nächsten Station in Farchant müssen Zinnecker und Co. eine einwöchige Zwangspause überbrücken - ohne irgendwelche Einnahmen.
Das Dilemma begann, als der Zirkus am Montag auf dem von der Gemeinde Oberau genehmigten Parkplatz am Skiliftgelände Einzug halten wollte. „Die Fläche reichte nicht mehr aus. Sie war mit Baumaterial und Lastwagen verstellt, die bei der ersten Besichtigung nicht vorhanden waren“, berichtet Zinnecker verzweifelt. Von der seitlichen Baustelle einer Bohrfirma wusste er jedoch bereits, womit er sich von Anfang an einverstanden zeigte. Nach Rücksprache mit dem Mittenwalder Ordnungsamtschef Hermann Baier wurde gestern dann ein Termin mit Oberaus Bürgermeister Peter Imminger verabredet. „Als dieser nach mehrmaligen Versuchen endlich zustande kam, verlief eine vernünftige Lösung ebenfalls im Sand“, erzählt der niedergeschlagene Zirkusdirektor. „Die vorgeschlagenen angrenzenden Wiesen wollten die Bauern nicht zur Verfügung stellen.“ Und mit der von Imminger gewährten Ersatzfläche neben dem Friedhof konnte sich Oberaus Ordnungsamtsleiter laut Zinnecker nicht anfreunden.
Die Zirkus-Großfamilie ist schockiert. Zinneckers Gattin Manuela spricht sogar von einer „Hungersnot unserer Tiere“, und dass „es uns auch nicht viel besser geht“. Ein Verdienstausfall von einer Woche sei in der heutigen Zeit schwer zu verkraften.
„Mein Mann und ich konnten bereits eine Nacht lang überhaupt nicht schlafen. Denn wir leben von der Hand in den Mund.“ Der Mittenwalder Pferdehalter Sepp Nebel hat bereits ein paar kleine Ballen Heu für die Tiere gespendet und damit ihre Besitzer überglücklich gemacht, aber: „Diese sind schon wieder aufgefressen.“
Nun hoffen die Zirkus-Leute, dass sich vielleicht der eine oder andere Bauer zur Futterspende durchringen kann und sie selbst beim Sammeln im Ortsbereich von Mittenwald mit Bildern der letzten Vorführungen oder eventuell mit einem Privatauftritt den einen oder anderen Euro gutmachen können.
Oberaus Bürgermeister Imminger erklärt die ganze Schieflage aus seiner Sicht, mit der die Betroffenen sicher nicht konform gehen können: „Bis jetzt gab es bei uns mit keinem Zirkus Probleme. Ich denke, Lamberti-Chef Zinnecker hat den verfügbaren Grund nicht genau ausgemessen und sich auf sein Augenmaß verlassen. Wir haben ihm keinen Stein in den Weg gelegt.“