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Die Jagd nach dem schwarzen Gold: Leere Tankstellen an den Grenzen - Verzweifelte Kunden reagieren drastisch

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Von: Josef Hornsteiner

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Am Sonntag ist vielen grenznahen Tankstellen in Bayern der Treibstoff ausgegangen. Die Betreiber befürchten, dass es noch schlimmer werden wird.

Scharnitz/Seefelder Plateau – Die Stimmung ist angespannt – „sehr angespannt“, meint Romina Reinpold. „Die Menschen haben Panik.“ Mit wachsender Sorge beobachtet sie seit einigen Tagen den Betrieb ihrer gleichnamigen Tankstelle im Mittenwalder Nachbar- und Grenzort Scharnitz. So etwas hat die junge Betreiberin noch nicht erlebt.

Menschen stehen mit Kanistern an den Zapfsäulen, hamstern Benzin, eine lange Warteschlange bildet sich vor der Kasse. Einheimische reihen sich neben Tagesausflüglern ein, Berufsfahrer neben Skiurlaubern. „Sie haben Angst, bald nichts mehr zu bekommen“, verdeutlicht Reinpold.

Angst davor, dass auch bei den Tiroler Nachbarn der Preis pro Liter die Zwei-Euro-Marke für Diesel oder Super-95 knackt – wie in Deutschland aktuell. Oder sogar davor, dass bald gar nichts mehr geht. An den Tankstellen im Grenzgebiet wird Sprit seit Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs Mangelware.

Klare Botschaft für Kunden vielerorts in Tirol.
Klare Botschaft für Kunden vielerorts in Tirol. Hier bei einer Tankstelle in Seefeld. © Privat

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„Diesel leer, Super leer“, heißt es in vielen Tankstellen an der Grenze zu Bayern

Am Sonntag gegen 15.30 Uhr ging am Seefelder Plateau an den Zapfsäulen der Treibstoff aus. „Diesel leer, Super leer“, war auf handgeschriebenen Zetteln zu lesen. Eigentlich kein Grund zur Panik. „Wir haben durchschnittlich dreimal im Jahr den Fall, dass uns Diesel oder Benzin an den umsatzstärksten Tagen ausgehen“, erzählt Reinpold.

Meist zu Beginn oder am Ende der Ferien, wie jetzt eben. „Unser Lieferant kann am Samstag nicht kommen“, sagt sie. Schuld ist das österreichische Fahrverbot für Lkw am Wochenende. Die letzte Fuhre Sprit erhielt sie am Freitagabend, die nächste dann erst wieder Sonntagnacht um 22 Uhr. Somit kann ausgerechnet an den viel befahrenen Wochenenden hin und wieder eine Durststrecke entstehen.

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Doch heuer ist das anders. Die Situation viel angespannter als sonst. Seit Aschermittwoch klettern die Preise ins Unermessliche. Montagmittag kostete der Liter Diesel oder Super-95 1,85 Euro. Rekord für das sonst so günstige Nachbarland. „Der Einkaufspreis ist gigantisch zurzeit“, sagt Reinpold, die vor sieben Jahren als Prokuristin in der Tankstelle anfing. Die Gewinnspanne pro Liter liegt bei gerade Mal ein paar Cent. „Wir schlagen also keinen Profit aus der Krise“, ist es ihr wichtig zu betonen. Und da niemand weiß, wohin das alles noch führen wird, ist ein pausenloser Ansturm auf die Tankstelle entbrannt.

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Am Sonntag um 15.30 Uhr verschlossen Reinpold und ihre Angestellten die Zapfhähne mit Kabelbinder, um die Menschen am Tanken zu hindern. „Wir müssen 1000 Liter im Tank behalten“, erklärt sie. Sonst würde es am Boden zu Ablagerungen kommen, die das Gefäß auf Dauer zerstören würden.

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Dann passierten Dinge, die Reinpold nicht einmal ansatzweise für möglich gehalten hatte. Menschen kamen und zwickten die Kabelbinder kurzerhand auf und tankten – einfach nicht aufzuhalten. „Es ist verrückt, was hier passiert zurzeit.“ Am Sonntagabend meinte Reinpolds Lieferant: „Da hast noch mal Glück gehabt“, als er die Lieferung in Form des flüssigen schwarzen Goldes brachte. Er kann nämlich nicht mehr garantieren, ob und wieviel Benzin er noch bringen kann in Kürze.

„Knappheit ist nicht ausgeschlossen“, sagt Reinpold. Ihr zufolge überlegt die Regierung aktuell, dass Tankstellen nur noch ein bestimmtes Kontingent an Treibstoff bekommen. „Die Sorge der Bürger ist schon berechtigt“, findet Romina Reinpold. Wohin das alles noch führen wird? „Ich weiß es nicht.“ Noch mehr aktuelle Nachrichten aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen finden Sie hier.

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