Weihnachten, zum Zweiten: Mittenwald macht‘s möglich

Einen Monat lang hat ein Filmteam in Mittenwald jetzt seine Zelte aufgeschlagen. „Weihnachtspäckchen“ heißt der Streifen, der für das adventliche ZDF-Herzkino mit etlichen TV-Stars gedreht wird. Pasquale Aleardi ist einer von ihnen, der sich unterm Karwendel schon richtig heimisch fühlt.
Mittenwald – Weihnachten im Februar – Mittenwald macht’s möglich. Der Christbaum vor der Pfarrkirche steht noch. Genau wie der im Gotteshaus. Einige Geschäfte und Wohnhäuser haben ihre Dekoration hängen beziehungsweise in den Schaufenstern liegen lassen. Und an der Ballenhausgasse stehen wieder die Schaukästen mit Krippen, ein paar Hütterl, in denen auch Glühwein ausgeschenkt wird. „Nur alkoholfreier“, betont ZDF-Redakteurin Berit Teschner und lacht. Der kleine Christkindlmarkt dient schließlich wie alles andere als Kulisse für die Herzkino-Produktion „Weihnachtspäckchen“, die seit wenigen Tagen in Mittenwald gedreht wird. Hochprozentiges ist am Set nicht zu finden, dafür jede Menge Kaffee und Tee.

Es ist kalt, das merkt das Team vor allem bei Außendrehs. Im Untermarkt treffen am Mittwochvormittag, dem zweiten Drehtag, Paketbote Adika (Yann Mbiene), der eigentlich trotz der vielen auszuliefernden Sendungen selten seine gute Laune verliert, und Pflegerin Tessa (Zoë Valks) aufeinander. Wieder einmal streiten sie sich um denselben Parkplatz. Ganz nah fährt die Kamera ans Fenster des Lieferwagens heran, um die Reaktionen der beiden Schauspieler einzufangen. Der Großteil der Straße ist abgesperrt. Beleuchter, Kameraleute, Maskenbildner und viele andere sowie viele technische Geräte bevölkern Fahrbahn und Gehsteige. Als eine alte Dame mit ihrem Rollator vorbei will, schiebt flugs ein junger Mann einen gewaltigen Scheinwerfer zur Seite. Eine Szene, die zeigt, wie unkompliziert das Miteinander funktioniert. Und wie gut die Filmleute unterm Karwendel aufgenommen wurden. „Sehr herzlich“, bestätigt Teschner. Dadurch wird dem Team auch das Leben erleichtert, schließlich muss Weihnachten so nur teilweise „aufwändig hergestellt werden“.
Damit, im Februar die Vorfreude aufs Christkind zu wecken, haben sie und Junior-Produzentin Rieke Bubert von Relevant-Film Hamburg viel Erfahrung. Mit „Weihnachtspäckchen“ setzen sie ihr fünftes gemeinsames Projekt um. „Die Vorbereitungen laufen seit Anfang Januar“, erzählt Bubert. Ein Teil des Produktionsbüros sitzt seit Mitte des Monats in Mittenwald und konnte alle übrigen mit Fotos vom Schnee versorgen, der vor knapp zwei Wochen endlich gefallen ist. „Wir waren natürlich sehr glücklich.“ Auf ein bisschen mehr hoffen sie noch während der auf vier Wochen angesetzten Dreharbeiten. Die weiße Pracht, die eindrucksvolle Bergkulisse und die einzigartigen Lüftlmalereien sorgen für das passende Ambiente. „Die Ästhetik spielt natürlich eine Rolle“, betont Teschner. Insbesondere das „malerische Karwendel gibt dem Ganzen so eine Kraft“.
Der Ort erinnert mich an Grüsch in der Schweiz, wo meine Frau herkommt
Vor allem im historischen Ortskern ist Paketbote Adika unterwegs. Mit seinen „Weihnachtspäckchen“ bringt er die Zuschauer in die unterschiedlichen Haushalte und zu Menschen aller Generationen. Ein Paket liefert er auch bei Pasquale Aleardi ab, der als Frank Donneck im Untermarkt lebt. „Ich bin auf einer wichtigen Mission mit einem großen Geheimnis“, sagt er. Klingt mysteriös. Soll es auch, schließlich übernimmt der gebürtige Schweizer, der aus zahlreichen Fernsehproduktionen, unter anderem der Kommissar-Dupin-Reihe bekannt ist, eine Schlüsselrolle in dem Episodenstreifen, in dem Themen wie Liebe, Adoption, Patchwork, Einsamkeit, Schuld und Fürsorge ihren Platz finden. Seine kritischen Szenen – „davon gibt’s in jedem Film zwei bis drei“ – hat Aleardi gleich am ersten Tag zu 80 Prozent in den Kasten gebracht. „Wir haben gleich richtig losgelegt.“ Mit dem positiven Nebeneffekt, dass er vielleicht Mittenwald ein bisschen erkunden kann.
Unterm Karwendel fühlt sich der 51-Jährige schon jetzt heimisch. „Der Ort erinnert mich an Grüsch in der Schweiz, wo meine Frau herkommt.“ Der Drehort und vor allem die Geschichte, „zu der man nicht Nein sagen kann“, waren für ihn ausschlaggebend, zum ersten mal bei einem Herzkino-Film mitzuwirken. Aleardi lässt sich nicht gerne auf ein Genre festlegen, er liebt die Abwechslung. „Ich bin schon auf alle erdenklichen Arten gestorben, ich wurde in die Luft gesprengt und gefressen“, verrät er schmunzelnd. Ein Schicksal, das ihm in der ZDF-Produktion nicht blüht. So viel lässt sich zumindest Teschner entlocken.
Sie freut sich besonders auf heute, wenn Hans Stadlbauer ans Set kommt. „Wir kennen uns noch von Forsthaus Falkenau“, sagt Teschner. Aus der Zeit taucht ein anderer alter Bekannter überraschend im Untermarkt auf. Hermann Giefer, der in der erfolgreichen Vorabendserie lange als Waldarbeiter zu sehen war, will zumindest schauen, was in seinem Heimatort passiert. „Ich war auch im Gespräch für den Film“, sagt er. Letztlich bekam aber Stadlbauer den Zuschlag – „um ein Haar“, betont Giefer und lacht. Dem Wiedersehen mit seinem Forsthaus-Falkenau-Kollegen blickt er ebenfalls gespannt entgegen.
Der Münchner, der mit Marianne Rappenglück aus Garmisch-Partenkirchen verheiratet ist, dreht zum ersten Mal in Mittenwald. Den Ort und vor allem die umliegende Bergwelt kennt er freilich bestens. „Schon als junger Bursch’ war ich auf der Viererspitz’.“ Auf die kommenden Tage vor der Kamera freut sich der 77-Jährige sehr. „Es ist eine schöne Geschichte, die auch zu mir passt.“
Fast einen Monat lang hat das Filmteam seine Zelte in Mittenwald aufgeschlagen. Eine Hauptrolle spielt der Ort in dem Film, der um die Weihnachtszeit ausgestrahlt wird. Einen Nebenpart übernimmt Garmisch-Partenkirchen, „da drehen wir ein bis zwei Tage“, sagt Teschner. Vier bis fünf Geschichten werden in den „Weihnachtspäcken“ verbunden. Geschichten, die zum Lachen, aber auch Nachdenken einladen.