Ein Mittenwalder im Radiostudio: Zwei Stunden Heimatliebe

Ob ihn wirklich alle verstanden haben? Anton Sprenger, dem „Schmied Douni“ ist‘s egal. Bei seinem Radio-Interview gewährt er tiefe Einblicke in die Werdenfelser Seele.
Mittenwald/München – Wenn Anton Sprenger über seine Heimat, seinen Beruf oder seinen urtypischen Dialekt spricht, dann funkeln seine Augen. Gesehen haben das am Montag die Radio-Zuhörer zwar nicht, aber sie haben bei jeder Silbe gespürt, dass der „Schmied-Douni“, wie ihn die Mittenwalder rufen, für diese Themen brennt. Knapp zwei Stunden darf der Geigenbaumeister mit Werdenfelser Zungenschlag sein Publikum begeistern.
„Ich glaube, ich hab’s ganz gut gemacht“, resümiert Sprenger. Wobei: Beim nochmaligen Abhören des Podcasts findet er: „Durch meine Begeisterung hab’ ich mich fast ein wenig verhaspelt.“
Doch bei aller Selbstkritik: Das Echo am Tag danach war enorm. „Das Telefon hat nicht mehr aufgehört zu klingeln.“ Gratulanten zu einem gelungenen Auftritt von allen Seiten, oder wie es Sprenger ausdrückt: „Von Wamberg bis Hamburg.“ Für ihn auf jeden Fall „eine außergewöhnliche Sendung“, bei der sich Moderator Andreas Estner aus Fischbachau und der Gast aus Mittenwald die Bälle nur so zuspielten.
Vor einigen Jahren schnupperte Sprenger erstmals BR-Luft, damals in der Fernsehsendung „Wir in Bayern“. „Das war meine Feuertaufe.“ Seitdem rechnete der Geigenbaumeister aus dem Gries irgendwann mit einem weiteren Anruf aus München. Vor einigen Wochen war’s soweit. „Das war immer schon ein Lebenstraum von mir.“ Vor einem großen Publikum über Heimat, Tradition oder Dialekt zu philosophieren. Einfach ein Stück bajuwarische Kulturgeschichte preisgeben – auf lockere Art und wie einem der Schnabel gewachsen ist. Besonders wichtig war dem Radio-Novizen dabei Moderator Estner – der Mann mit der sonoren Stimme. „Ihn wollte ich unbedingt haben.“
Das Abenteuer beginnt für Anton Sprenger bereits einen Tag zuvor. Mit seiner Frau Regina quartiert sich der „Schmied Douni“ rundfunknah in einem Hotel ein. Mit seinen zwei Nichten besuchen die Sprengers dann eine Vorstellung im Zirkus Krone und später in der Pinakothek der Moderne die Max-Beckmann-Ausstellung. Denn der Mittenwalder liebt nicht nur seine Heimat, sondern erweitert permanent seinen Horizont. Wenige wissen, dass der waschechte Werdenfelser beispielsweise Niederländisch spricht. Denn Sprenger arbeitete einige Jahre in Den Haag. Und auch seine musikalische Präferenz nur auf bayerische Volksmusik zu beschränken, wäre ein grober Fehler. So wundert es nicht, dass die Sprengers an diesem Sonntag nahe der Frauenkirche noch in ein Irish Pub einkehren. Und nicht nur das: Als der 53-Jährige eine herrenlose Geige sieht, fragt er die verblüfften Mitglieder einer Band, ob er mal kurz mitspielen dürfe. Immerhin hat der Mittenwalder zehn Jahre bei den „Grieshoppers“ Bluegrass-Stimmung verbreitet.
Da kriegt einer beim Zuhören schon Halsweh.
Tags darauf geht es um 9.30 Uhr in das riesige Rundfunkgebäude. Was die Sprengers dabei am meisten wundert: „Da waren fast keine Menschen da.“ Immer noch erledigen viele beim BR ihre Arbeit im Homeoffice, haben sich die Gäste aus dem Oberen Isartal sagen lassen. Auch im Aufnahmestudio, in dem um 10.05 Uhr die Livesendung „Habe die Ehre“ beginnt, herrscht gähnende Leere. Kein Techniker, kein Redakteur, niemand, nur Regina Sprenger, die auf der anderen Seite der Glasscheibe ihren Toni verfolgt. Und der legt los wie die Feuerwehr, beispielsweise als er vom Tiroler Kasknödel-K spricht, das der Werdenfelser so liebt. „Da kriegt einer beim Zuhören schon Halsweh.“ Doch den Südbairischen Dialekt zeichnen zudem Elemente des Alemannischen aus. In Mittenwald jedenfalls sagt man „it“ und nicht „ned“.
„Das war richtig gut, wann kommt Folge zwei“, fragen Sprenger tags darauf Freunde von der Hamburger Geigenbau-Werkstatt Hampel & Riebesehl“. Positive Rückmeldungen gibt es auch aus Liverpool oder Paraguay – das digitale Zeitalter macht’s möglich. Am Ende der Sendung fragt Andreas Estner: „Und Douni, was machst heute noch?“ Der antwortet: „Jetzt kauf’ ich mir eine Mass im Hofbräuhaus.“ Dort zeigt er Touristen aus Japan, wie man ein bayerisches Nationalgericht verspeist. „Bitte bei der Weißwurst nicht die Haut essen oder das Weißwurstwasser trinken“, empfiehlt er den staunenden Besuchern aus Fernost. Der „Schmied Douni“ – ein Kulturbotschafter in vielfacher Hinsicht. CHRISTOF SCHNÜRER
Der Radiobeitrag
„Habe die Ehre“ mit Anton Sprenger kann im Podcast des Bayerischen Rundfunks (BR Heimat) jederzeit abgerufen werden.