Zweiter Versuch, zweite Absage: Darum gibt es keinen Mobilfunkmast bei Schloss Elmau

Selbst die Tatsache, dass er fünf Meter niedriger ausfallen und sogar grün angestrichen werden soll, bewahrte ihn nicht vor seinem Schicksal: Auch die zweite Version eines Mobilfunkmastes mitten im Bergwald bei Schloss Elmau fiel im Mittenwalder Rathaus deutlich durch.
Mittenwald/Elmau – Spätestens seit den beiden G7-Gipfeln 2015 und 2022 weiß ein jeder im Landkreis und weit darüber hinaus: In Schloss Elmau logieren in regelmäßigen Abständen prominente und hochgestellte Persönlichkeiten. Und diese brauchen selbstredend ein perfektes Mobilfunknetz „mit höchsten Datenraten, guter Sprachqualität und guter Verfügbarkeit“ – findet zumindest der Konzern Vodafone.
Nach Sommer 2020 beantragte das Unternehmen zum zweiten Mal bei der Marktgemeinde Mittenwald die Errichtung eines Sendemasts im näheren Umfeld des Luxus-Resorts. „Der Hintergrund für diesen Versorgungswunsch sind die gelegentlich dort stattfindenden Veranstaltungen mit besonderen Sicherheitsanforderungen und öffentlichem Interesse mit Medienvertretern vor Ort“, heißt es in dem Schreiben, das Marktbaumeister Ralf Bues am Montagabend im Bau- und Umweltausschuss des Gemeinderats Mittenwald vortrug.

Und wie schon im Oktober 2020 erteilte das neunköpfige Gremium beinahe ausnahmslos dem Vorhaben am sogenannten Unteren Hirnschlag mit 8:1 Stimmen eine klare Absage. Der einzige, der erneut die Handy-Offensive im beschaulichen Elmauer Tal unterstützte, ist Michael Schwind (CSU). „Das Ding steht doch nicht auf der Viererspitze, sondern in einem Hang“, argumentierte der Diplom-Ingenieur (FH). Zum wiederholten Male brach Schwind eine Lanze für Schloss Elmau – einem „der Leitbetriebe in der Alpenwelt Karwendel“. Im gleichen Atemzug erinnerte der CSU-Gemeinderat an die Sendemasten, die 2014 im Vorfeld des ersten G7-Gipfels in Schloss Elmau oben auf dem Burgberg und an der Lautersee-Kapelle Maria Königin installiert wurden. Auch diese beiden Stahlkonstrukte finden sich inmitten unberührter Natur beziehungsweise bei einem architektonischen Kleinod. „Da war ein paar Tage Heckmeck.“ Anschließend, so Schwind, sei’s auch wieder vorbei gewesen mit der öffentlichen Entrüstung.
Das Ding steht doch nicht auf der Viererspitze, sondern in einem Hang.
Entgegen der ursprünglichen Planung von 2020 sollte der Funkmast diesmal fünf Meter niedriger ausfallen als das Vorgängermodell (40 Meter). Im Grunde würde wie am Burgberg nur die Spitze des dann grün angestrichenen Stahlkolosses aus den Baumwipfeln herauslugen. Da die fragliche Fläche der Bayerischen Staatsforsten im Außenbereich liegt, muss das Einvernehmen mit der zuständigen Gemeinde, also Mittenwald, hergestellt werden. Denn während das Schlosshotel auf Krüner Flur liegt, befindet sich der Hirnschlag bereits in Mittenwald.
Von dem Sendemast würde laut Vodafone nicht nur der Fünf-Sterne-Betrieb profitieren. „Über das nähere Umfeld des Hotels hinaus wird es als Nebeneffekt auch eine weitere Verbesserung der Versorgung geben“, verdeutlicht der Mobilfunkriese. „Die Datenraten und auch die Sprachversorgung in den weitläufigen Wäldern wird sich verbessern, ebenso die Abdeckung auf der Verbindungsstraße zwischen dem Hotel und dem Ferchensee und besonders die ersten zwei Kilometer auf der Straße zum Schachen.“
Das Landratsamt konnte man damit nicht überzeugen. Es moniert in diesem Zusammenhang „die störende Sichtbeziehung zum denkmalgeschützten Schloss Elmau“. Nicht zuletzt deshalb regt es eine Ablehnung des Antrags an, der der Bauausschuss liebend gerne nachgekommen ist.
Gerhard Schöner (CSU) spricht von einem „sinnlosen Eingriff in die Natur“. Ihn stört dieser Drang nach „Totalversorgung“. „Können wir irgendwann wieder zur Normalität zurückkehren?“, fragte er in die Runde. Statt permant mit dem Laptop zu hantieren, sollten Elmauer First-Class-Gäste sich lieber erholen und ohne Mobiltelefon im „Cultural Hideaway“ so richtig entschleunigen.
Eine durchaus berechtigte Frage stellte Baureferent Florian Lipp (Freie Wähler): „Warum fragen die eigentlich nicht in Krün nach?“ Um den Gedankengang einmal fortzusetzen: Schließlich verdienen die kleinen Nachbarn beispielsweise über die Gewerbesteuer ordentlich am touristischen Leitbetrieb Schloss Elmau mit.