Sogar Merkel steht auf ihn: Löst dieser Mann mit seiner Erfindung großes Problem in unserer Gesellschaft?

Geriatronik soll Senioren im Alltag unterstützen. Dafür baut die TU München in Garmisch-Partenkirchen ein Forschungsprojekt auf. Geleitet wird die Einrichtung von Sami Haddadin, einem der besten Robotik-Experten weltweit.
München/Garmisch-Partenkirchen – Ein begehrter Mann ist Sami Haddadin (38). Selbst die vermeintlich mächtigste Frau dieses Globus’ steht auf ihn. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte in vor einigen Monaten eingeladen, um ihn um Rat zu fragen und sich Haddadins Welt erklären zu lassen. Es ist eine, die viel, wenn nicht alles verändern wird. Haddadin gab Merkel einen Einblick in eine Technologie, die bereits existiert und die für den Industriestandort Deutschland einen großen Beitrag leisten kann, damit er auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt. „Die Politik ist sehr aufgeschlossen“, sagt er. „Und zwar durch die Bank.“
Professor für Robotik und künstliche Intelligenz ist der Mann aus Niedersachsen, der am 1. April eine Leuchtturmberufung an die Technische Universität München erhalten hat. Er leitet die Munich School of Robotics and Machine Intelligence (MSRM) der TU. Der Ruf hat ihn nicht ereilt, weil er im November 2017 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Deutschen Zukunftspreis erhalten hat. In dem, was er tut, war Haddadin schon vorher ausgezeichnet. Er war bereits mit 32 Jahren bereits Professor und gehört in seinem Metier zu den Besten der Welt. Für München hatte er Angebote von amerikanischen Elitehochschulen wie Stanford oder dem Massachusetts Institute of Technology ausgeschlagen.
Ein bisschen von Haddadins Glanz strahlt in Zukunft auch auf Garmisch-Partenkirchen ab. Die Realisierung eines Geriatronik-Zentrums in der Marktgemeinde, das als Ableger der Technischen Universität laufen wird, treibt Haddadin seit Jahren voran. Jetzt ist es soweit. Für diesen Samstag hat die TU zu einer Pressekonferenz nach Garmisch-Partenkirchen an die Bahnhofstraße in die ehemalige Hotelfachschule geladen, die vor ein paar Monaten Insolvenz angemeldet hatte. Dort soll in Zukunft geforscht werden zu Dingen, die vor allem älteren Menschen zugutekommen.
Geriatronik: Arbeitsplätze sind begehrt, die Bewerber stehen Schlange
Die Geriatronik beschäftigt sich mit der Frage, wie sich die Robotik in der Geriatrie einsetzen lässt. Geriatronik soll älteren Menschen mithilfe von Roboterpflegeassistenten ermöglichen, länger zu Hause zu leben. Spülmaschine ausräumen, die Mikrowelle bestücken oder sogar im Notfall helfen, sind Aufgaben, die der Assistenz-Roboter „Garmi“, der in Garmisch-Partenkirchen entsteht, in Zukunft leisten soll. Geplant ist, dass bis zu 60 Mitarbeiter in dem Gebäude an der Bahnhofstraße forschen und bauen. In der Anlaufphase plant Haddadin mit 20 bis 30 hoch qualifizierten Wissenschaftlern. Die Arbeitsplätze sind begehrt, die Bewerber stehen Schlange – nicht nur weil der Name Sami Haddadin zieht, sondern auch, weil das Thema Geriatronik Potenzial besitzt. „Auf eine Stelle gibt’s über 100 Bewerber“, sagt er.
Warum sich Garmisch-Partenkirchen für derartige Forschung besonders eignet? Haddadin hält die Gemeinde aus mannigfaltigen Gründen für den attraktivsten Standort: Garmisch-Partenkirchen besitze mit Kliniken, Seniorenheimen, und Pflegeschulen eine altersgerechte Infrastruktur, der demografische Wandel sei deutlich bemerkbar. „Ich sehe Garmisch-Partenkirchen als Modellkommune für Geriatronik.“ Die bayerische Staatsregierung denkt ähnlich. „Ziel ist es, älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben im Alltag zu ermöglichen“, erklärt Staatsminister Florian Herrmann (CSU).
Finanziert wird das Forschungsprojekt durch den Freistaat und von Garmisch-Partenkirchen. Zehn Millionen Euro bekommt Haddadin in den nächsten zehn Jahren von der LongLeif GaPa gGmbH, die 57 Millionen Euro verwaltet, die das Ehepaar Leifheit der Gemeinde vermacht hat. „Das Roboterprojekt ist Teil meiner Zukunftsvision für Garmisch-Partenkirchen“, sagt Garmisch-Partenkirchens Bürgermeisterin Sigrid Meierhofer (SPD). Und nicht nur ihre. Der gesamte Gemeinderat steht dahinter.
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