Murnauer Erfindung: Ein Abschleppseil für den Nachwuchs

Der Murnauer Ingenieur Mischa Distel hat Trickreichtum bewiesen: Er erfindet ein hilfreiches Fahrradzubehör für Kinder. Jetzt werden die Kleinsten quasi „abgeschleppt“.
VON CONSTANZE WILZ
Murnau – Viele Eltern kennen das: Man unternimmt mit dem Nachwuchs eine Radtour. Doch bei Steigungen wird es schwierig. Denn die können jüngere Kinder oft nicht ohne Hilfe bewältigen. Hier soll der Bike-Zipper ins Spiel kommen – eine Erfindung aus Murnau. Das Abschleppseil hat der Ingenieur Mischa Distel entwickelt.
Die Rolle mit dem Kunststoffseil, das laut dem Hersteller eine Belastbarkeit von maximal 25 Kilogramm aufweist, lässt sich mit wenigen Handgriffen per Klettverschluss am Fahrradlenker des Kindes befestigen. Wenn man nun den runden Korkgriff anpackt, fährt das Seil auf bis zu 1,25 Meter aus. Die Schnur ist so dünn, dass sie straff gespannt kaum zu sehen ist. Distel erklärt, dass es sich um ein spezielles und sehr widerstandsfähiges Material handelt, das an einem Dauerprüfstand auf Reißfestigkeit getestet wurde.
Idee kam dem Erfinder, als er seinem Sohn das Radfahren beibrachte
Das Prinzip ist denkbar einfach: „Mit dem Bike-Zipper kann man das Kind hinter sich herziehen. Das funktioniert auch bei Laufrädern, Rollern und Zipfelbobs“, erklärt der 37-Jährige, der bei der örtlichen Firma Geiger Automotive angestellt ist. Die zündende Idee kam dem dreifachen Familienvater, als sein ältester Sohn Jona das Radfahren erlernte. Bei steilen Passagen schoben ihn die Eltern am Rücken an. „Dazu muss man sich hinunterbeugen – und das ist unangenehm“, berichtet Distel.

Daher sollte eine unkomplizierte und günstige Lösung her. Bald war der erste Prototyp des Bike-Zipper geboren. Von der Idee bis zum fertigen Produkt wurden viele Varianten gezeichnet, hergestellt und getestet. Es folgten unzählige Belastungsversuche, bis die optimale Festigkeit erreicht war. „Für unsere Tochter haben wir den Bike-Zipper seit einem Jahr im regelmäßigen Einsatz – und es sind keine Verschleißerscheinungen zu erkennen“, sagt der Murnauer.
Außenstehende haben das Fabrikat rund ein Jahr lang geprüft
Auch Außenstehende hätten das Fabrikat während eines rund einjährigen Probelaufs ausgiebig geprüft. „Die Familien waren durchweg begeistert, weil sie auch lange Strecken zurücklegen können. Etwa mit dem Laufrad von Murnau nach Ohlstadt und zurück“, sagt Distels Frau Sophia (34). Sowohl zu Fuß als auch auf dem Rad sitzend sollen Eltern ihre Kinder abschleppen können. Bei letzterer Variante kann man während der Fahrt den Griff aufnehmen und den jungen Radler schräg versetzt hinterher ziehen.
Das Wichtigste: Man behält immer die Kontrolle. „Ich kann bei Bedarf sofort loslassen, und das Seil rollt sich von selbst wieder ein“, erzählt der Murnauer. Bei anderen Unterstützungssystemen sei das nicht der Fall. Als Beispiel nennt Mischa Distel Anhängestangen. In engen Kurven könne man damit umkippen. Distels wollen den Bike-Zipper etablieren und sich damit ein zweites Standbein aufbauen. Kürzlich riefen sie ein Kickstarter-Projekt für den serienreifen Prototypen ins Leben. Auf diese Weise soll das Produkt zum Verkaufspreis von 25 Euro vorfinanziert und anschließend an alle, die es bestellt haben, verschickt werden. Bis zum 18. Juli läuft diese Aktion. Das übergeordnete Ziel: „Wir wünschen uns, dass jedes Kind, egal ob viel Motivation und Kraft oder wenig, Fahrrad fahren lieben lernt.“
Weitere Infos
zum Bike-Zipper gibt es im Internet unter: www.kickstarter.com/projects/1595772697/bikezipper-more-fun-cycling-with-kids.