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Holzpreise haben angezogen - WBV-Geschäftsführer: „Den Waldbesitzern geht es gut“

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Von: Peter Reinbold

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Holz ist seine Passion: Thomas Grebenstein, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung.
Holz ist seine Passion: Thomas Grebenstein, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung. © Herpen-Archiv

Auf dem Holzmarkt war im vergangenen Jahr viel in Bewegung: Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat fossile Energie teuer gemacht, Holzprodukte wie Pellets oder Scheitholz waren extrem gefragt. Umgekehrt trübte sich die Lage auf dem Bausektor ein, weil durch die Zinserhöhungen der Bauboom abgeflacht ist. Dennoch machen die Mitglieder der WBV Ammer-Loisach gute Geschäfte.

Murnau/Nördlicher Landkreis – Holz ist seit Monaten ein begehrtes, manchmal sogar ein rares Gut – was explodierende Preise in der jüngeren Vergangenheit zur Folge hatte. Waldbesitzer und das verarbeitende Gewerbe wie Sägewerke verdienen gutes Geld, mancherorts herrscht gar Goldgräberstimmung. „Die Geschäfte laufen gut, den Waldbesitzern geht es deshalb gut“, sagt Thomas Grebenstein. „Und auch dem Wald in unserer Region geht es gut, weil bei uns, anders in anderen Teilen Bayerns und Deutschlands immer noch genug Regen fällt.“

Mehrere hundert Mitglieder

Den Boom, der beim Holz herrscht, zu nutzen, ist eine der Aufgaben Grebensteins als Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung (WBV) Ammer-Loisach, die ihren Sitz in Murnau hat und die mehrere hundert Mitglieder zählt. In einer Rundmail teilte er vor einigen Tagen mit, dass die Verkaufspreise jüngst wieder angezogen haben. Für mittelstarkes frisches Fichten-Kurzholz erhalte man für den Festmeter von guter Qualität „110 Euro und darüber. Vor Kurzem gab’s dafür nur 100 Euro“, lässt Grebenstein wissen. Aber auch mit weniger ausgezeichneter Ware lassen sich gute Einnahmen erzielen. Auf der Wunschliste findet sich vermehrt Holz, das zur Papierherstellung verwendet wird und für das Grebenstein zufolge 40 Euro aufgerufen werden. Industrie und Privathaushalte gieren aber auch nach Brennholz und Hackmaterial, das unterhalb der 40-Euro-Mark liegt. Die Preisexplosionen bestätigt das Statistische Bundesamt (Destatis). Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln wurde binnen Jahresfrist 143,2 Prozent teurer. Die Preise für Pellets und Briketts aus Sägenebenprodukten stiegen um 87,3 Prozent. Zeitungsdruckpapier verteuerte sich um 61,3 Prozent gegenüber Dezember 2021.

Den Trend, dass Holz in Industrie und Privathaushalten vermehrt zum Heizen verwendet wird, findet der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) alles andere als gut. Unter dem Eindruck der Energiekrise und steigender Energiekosten gebe es vermehrt Vorstöße, das Heizen mit Holz als nachhaltige und klimafreundliche Alternative zu Öl und Gas voranzutreiben, kritisiert der LBV in einer Mitteilung. Nutzungsfreie Naturwälder seien „ein unverzichtbarer Baustein im Waldnaturschutz“. Der LBV lehne es daher ab, dass in den Wäldern mehr Bäume gefällt werden, um Brennholz zu bekommen. Zur Energiegewinnung sollte möglichst nur Abfall- und Restholz verwendet werden. „Das tun wir“, sagt Grebenstein, der den Abfall als „Koppelprodukt“ bezeichnet. Niemand fälle einen guten Baum, mit dem sich durch einen Verkauf an ein Sägewerk mehr Geld erzielen lässt, um daraus Brennholz zu schneiden. „Betriebswirtschaftlich ist das Unsinn.“

Austritt nach 40 Jahren

Aussagen von LBV-Waldreferent Christian Stiersdorfer, mit denen er im Tagblatt-Gespräch konfrontiert wird, bringen Grebenstein derart in Rage, dass er sagt, er werde seine Mitgliedschaft beim LBV, „dem ich seit 40 Jahren angehöre“, kündigen. Stiersdorfer hatte laut der Agentur epd behauptet, bei der Verfeuerung von Holz werde genauso CO2 freigesetzt, wie bei der Verbrennung anderer fossiler Stoffe und dass nachwachsender Baumbestand viele Jahrzehnte brauche, bis das Kohlendioxid wieder gebunden sei. Für die im Klimawandel entscheidenden kommenden Jahrzehnte sei Holz deshalb keine Lösung. „Groben Unfug“, nennt das Grebenstein. „Die Nachhaltigkeit trifft auch auf die Verbrennung zu.“ Um die Energiekrise meistern zu können, redet er einem Mix das Wort. „Holz kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten, allerdings ist es nicht möglich, Kohle, Öl und Gas durch Holz zu ersetzen.“

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Seiner Meinung nach wird Holz am besten in der Bauwirtschaft verwendet und könne dort auch klimadämpfend wirken. Eine durchaus gängige Meinung. Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband mahnte hinsichtlich der Entwicklung auf dem Holzmarkt „verlässliche Rahmenbedingungen im Bausektor“ an. „Nachdem sich die Bauwirtschaft während der Corona-Pandemie als Konjunkturmotor erwiesen hat, ist ihre Entwicklung im Jahr 2022 ins Stocken geraten“, teilt der Verband mit. Fundierte Prognosen für die Säge- und Holzindustrie für dieses Jahr seien derzeit nur schwer möglich. Zentrale Aufgabe der kommenden Jahre müsse es sein, „die Wälder klimastabiler zu entwickeln, sie zu bewirtschaften und zu pflegen und das anfallende Holz hier zu verarbeiten und zu verwenden“.

Aktuell ist die Nachfrage nach Bauholz und Konstruktionshölzern wieder ansteigend. Das sagt Konrad Prielmeier, Sprecher der Bayerischen Staatsforsten. Es werde erwartet, dass die Nadelschnittholzpreise erneut ansteigen. Die Staatsforsten schlugen nach eigenen Angaben im vergangenen Geschäftsjahr (bis Ende Juni 2022) 4,88 Millionen Erntefestmeter ein – damit ist das Holz gemeint, das tatsächlich verkauft werden kann.

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