Erst ein Sprinter, nun ein 40-Tonner: Hilfstransport des Blauen Lands ist unterwegs

Ein Lkw bringt derzeit Sachspenden aus dem Blauen Land in die Ukraine. Unterdessen wird in den Kommunen weiter gesammelt.
Murnau – Vergangene Woche war es noch ein Sprinter, am Montag startete ein 40 Tonnen schwerer Lkw Richtung Ukraine. Beladen ist er mit zahlreichen Sachspenden aus allen neun Kommunen des Blauen Landes. Die Gemeinden haben eine Hilfsaktion zugunsten der Menschen ins Leben gerufen, die im Kriegsgebiet leben.
Zahlreiche Teilnehmer der Initiative „Das Blaue Land Hilft!“ fanden sich am Montagabend an der alten Murnauer Post ein, um die Lieferung zu koordinieren. Das Fahrzeug hat die Speditionsfirma Wittwer aus Eschenlohe gestellt. Deren Firmenfarben entsprechen der ukrainischen Nationalflagge: Gelb und Blau. Am Steuer sitzt der Mittenwalder Stefan Sprenger. Für ihn ist es selbstverständlich, in solch einer prekären Situation zu helfen. Für die rund 1300 Kilometer lange Strecke hat er zwei Tage eingeplant. „16 bis 17 Stunden reine Fahrzeit werden das schon sein“, vermutet er. Firmeninhaber Georg Wittwer erklärt, dass Ende nächster Woche ein zweiter Laster auf die Reise in die Ukraine gehen soll. Bis dahin sammeln die Kommunen fleißig weiter – auch Wittwers Speditionskunden beteiligen sich. „Dieser Zusammenhalt ist das, was die Europäische Union ausmacht“, betont der Firmeninhaber.
„Zeichen der Hoffnung“
Die anwesenden Bürgermeister lobten die gelebte Solidarität ebenfalls: „Alle sind zusammengerückt. Es ist eine große Welle der Hilfsbereitschaft, und sie bricht nicht ab“, erklärte Großweils Bürgermeister Frank Bauer (Freie Wählergemeinschaft). In einer Ansprache sagte Murnaus Rathaus-Chef Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum), dass man auf diese Weise ein Zeichen der Hoffnung „gegen Ohnmacht, Wut und Enttäuschung“ setzen will. Bedingt durch die Pandemie hätten sich die Menschen zwei Jahre lang überwiegend um sich selbst gekümmert, führte Beuting weiter aus. Das Kriegsgeschehen fordere nun dazu auf, den Blick „wieder nach außen zu richten“.
Beuting zufolge fährt der Lkw bis an die ukrainische Grenze, an der die Ware umgeladen wird. Diesbezüglich steht man mit der Stadtverwaltung Lwiw/Lemberg in Kontakt. Anfangs sei man gar nicht sicher gewesen, ob man das große Fahrzeug überhaupt voll bekomme, sagte der Bürgermeister. Doch die Organisatoren wurden eines Besseren belehrt: Kistenweise Decken, Zelte, Gaskocher, Utensilien zur Wundversorgung sowie haltbare Lebensmittel haben die Spender vorbeigebracht. Dass diese Aktion so positiv von der Bevölkerung aufgenommen wurde, stimmt Uffings Bürgermeister Andreas Weiß (parteifrei) hoffnungsfroh: „Es ist einfach toll, wir bleiben weiter dran“, sagt er. Diese Haltung vertritt auch Jörg Steinleitner (WGR), Chef im Riegseer Rathaus. Er freut sich besonders darüber, dass Menschen aus verschiedensten gesellschaftlichen Milieus an der Sammlung mitwirken. Sein Fazit: „Wenn’s drauf ankommt, helfen alle zusammen.“
So kann man helfen
Abgabestelle für Sachspenden:
Murnau: Alte Post (Haupteingang), Bahnhofstraße 1, täglich von 8 bis 10 Uhr und von 16 bis 18 Uhr (auch für Riegseer und Spatzenhauser Bürger).
Uffing: im Rathaus immer montags, dienstags, donnerstags und freitags jeweils zwischen 8 und 12 Uhr sowie dienstags zusätzlich zwischen 13.30 und 18 Uhr.
Ohlstadt: am Feuerwehrhaus jeden Samstag zwischen 9 und 12 Uhr sowie dienstags zwischen 15 und 18 Uhr.
Grafenaschau: im Lindenhof von Montag bis Freitag jeweils von 18 bis 19 Uhr, am Samstag zwischen 10.30 und 11.30 Uhr.
Seehausen: am Feuerwehrhaus, Samstag zwischen 8 und 12 Uhr sowie dienstags und donnerstags jeweils zwischen 19 und 21 Uhr.
Großweil: am Gasthof zur Loisach täglich von 18 bis 20 Uhr.
Diese Hilfsgüter werden aktuell benötigt: Verbandmaterial, Jod, Wunddesinfektion, Rettungsdecken, Erste-Hilfe-Sets, Desinfektionsmittel, Schutzmasken Hygiene-Artikel (Zahnbürste, Seife, Damenhygiene, etc.), Taschenlampen, Stirnlampen, Batterien, Powerbanks Ladekabel für Smartphones, Smartphones (mit Ladekabel), Feuerzeuge, Kerzen, Streichhölzer, neue Unterwäsche, Thermo-Unterwäsche, Windeln, Mikrofaser-Handtücher, Schlafsäcke, Isomatten, Kissen und Decken, Bettwäsche, haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Konserven, Riegel, Trockenfrüchte, Nüsse, haltbare Babynahrung, große Thermobehälter für warme Speisen, Camping-Kocher, Elektrokocher, Gaskocher, Zelte, PVC-Schüsseln, Eimer, Gummistiefel für Erwachsene, Putzutensilien, Müllbeutel, Verlängerungskabel, Kabeltrommeln, Stromgeneratoren (600kW, 100kW, 12kW), Rollstühle, Gehhilfen wie Rollator, etc., Krücken.
Altkleiderspenden können nicht angenommen werden.
Geldspenden sind möglich über ein eigens angelegtes Girokonto: Konto-Inhaber: Markt Murnau am Staffelsee; IBAN: DE87 7035 1030 0032 6841 85; BIC: BYLA DEM1WHM; Institut: Sparkasse Oberland. Spenden sollten möglichst unter dem Verwendungszweck „Das Blaue Land hilft: Ukraine“ erfolgen.
Constanze Wilz