Transport mit Hindernissen: Container mit Feuerwehrbekleidung für Ghana steht seit Februar 2021 in Murnau

Feuerwehrbekleidung, die bereits vor 20 Monaten in die Partnerregion Atwima in Ghana gebracht werden sollte, ist noch immer nicht verschifft. Die beiden Container, die auch medizinisches Material und Gerätschaften enthalten, befindet sich weiter in der Region. Barbara Krönner, die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, nennt dafür die Corona-Pandemie und finanzielle Gründe.
Murnau – Auf der Homepage der Murnauer Feuerwehr findet sich ein Foto, das Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum) und Feuerwehrkommandant Florian Krammer zeigt, wie sie Feuerwehrbekleidung, die von fleißigen Helfern eben in einen Container verladen wurde, medienwirksam in die Kamera halten. Daneben steht Barbara Krönner, die treibende Kraft und Vorsitzende des Fördervereins mit der Region Atwima, und lächelt. Das Bild datiert ebenso wie ein Artikel im Murnauer/Garmisch-Partenkirchner Tagblatt von Anfang Februar 2021. Wenige Wochen später, so die Planung, sollte der hochseetaugliche Container auf den Weg Richtung Atwima, ein Gebiet in Ghana, gebracht werden. Passiert ist das allerdings nicht.
Zuerst in Achrain, dann in Riegsee
Der Container ist noch immer in der Region geparkt. Zuerst stand er lange Zeit in Achrain, nachdem dort gebaut wird, befindet er sich seit einigen Wochen auf einem Grundstück in Riegsee, das Krönner gehört. Dort wartet er, bis er auf den Weg zu seinem Bestimmungsort gebracht werden kann. „Ich hoffe, es ist in naher Zukunft endlich soweit“, sagt Krönner auf Tagblatt-Anfrage. Eine Verstrickung unglücklicher Umstände hat dazu geführt, dass die Menschen in der Region Atwima neben der gebrauchten Feuerwehrbekleidung, die die Murnauer Brandbekämpfer ausgemustert hatten, auch auf medizinische Hilfsmittel wie Rollstühle, Bandagen und 200 Gummistiefel, die Kinder Murnauer Schulen gesammelt haben, Bücher und Schulmobiliar verzichten müssen. Krönner nennt „die Corona-Pandemie, die Verteuerung der Transportkosten“ als Hauptgründe für die nun schon 20 Monate dauernde Verzögerung. Um die finanzielle Last schultern zu können, Krönner spricht von „mehreren Tausend Euro“, bemüht sich der Förderverein um einen Zuschuss durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), ein Kompetenzzentrum für kommunale Entwicklungspolitik in Deutschland. Zudem wolle man die beiden Container Krönner zufolge erst auf die Reise nach Afrika schicken, „wenn sie voll beladen sind“. Die eine hochseefähige Metallbox, mit einem nicht unerheblichen Fassungsvermögen, ist zu 80 Prozent befüllt und soll nach Kumasi gehen. Die andere, für Suhum vorgesehen und die Maschinen für die Schokoladenzubereitung enthält, erst zur Hälfte.
Im politischen Murnau sorgen die zeitlichen Verzögerungen für Verwunderung. Im Rahmen der Diskussion, ob das ausrangierte Feuerwehrfahrzeug LF 16, das noch einen Wert von 25 000 Euro hatte, kostenlos den Brandbekämpfern in Atwima überlassen werden soll, ploppte auch die Frage nach den Feuerwehrmonturen wieder auf. CSU-Mann Michael Hosp wollte wissen, ob die Bekleidung wohlbehalten in Ghana angekommen sei. Beuting musste gestehen, dass sich der Container noch hier befindet, man allerdings plane, ihn in naher Zukunft auf den Weg zu bringen. Erst durch diese Antwort geriet der Container wieder ins Blickfeld der Kommunalpolitiker und zum Politikum – auch weil die Gemeinde und damit der Bürgermeister, zumindest teilweise, in die Angelegenheit involviert sind. Die Opposition im Gemeinderat witterte ein Thema. Offenbar war es der Versuch, die Misere zumindest teilweise Beuting und dem Rathaus anzulasten.
Bedenken im Ausschuss
Hosp, auch Feuerwehrreferent der Gemeinde, sorgt sich ebenso wie Welf Probst (Freie Wähler), der in der Donnerstagsitzung des Hauptverwaltungsausschusses erneut auf die Feuerwehrbekleidung zu sprechen kam, um den Zustand der Garnituren. „Die sind mit der Zeit sicherlich nicht besser geworden“, mutmaßt er. Sollte der Container nicht über eine Luftzufuhr verfügen, befürchtet Hosp sogar Schimmelbefall. „Damit wären sie unbrauchbar.“ Bedenken, die Krönner zerstreuen kann. Erst vor zwei Wochen habe sie mit einem Bekannten die Container geöffnet und alles in Augenschein genommen. „Die Bekleidung ist in Ordnung, der Zustand ist gut“, gibt sie Entwarnung.
Nach Auskunft von Nina Herweck-Bockhorni, der stellvertretenden Geschäftsleiterin der Rathaus-Verwaltung, haben die Hosen und Jacken rund 20 Jahre auf dem Buckel und wurden durch neue ersetzt, da die Herstellerfirma die Produktion der Serie einstellte. Einen kleinen Teil erhielt gegen Bezahlung damals die Feuerwehr Starnberg zur Überbrückung, einen Teil behielt die Feuerwehr Murnau für die unter 18-Jährigen. „Der Rest, der nicht verkauft werden konnte und nicht mehr für unsere Feuerwehr benötigt wurde, wurde an den Verein übergeben“, teilt Herweck-Bockhorni mit. Sie weist daraufhin, dass die Verschiffung nicht Angelegenheit des Marktes ist. Der Verein habe die Container auf seine Kosten erworben und angeboten, die Feuerwehrbekleidung aufzunehmen.
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