Kita-Personal: Murnau nimmt Geld in die Hand

Die Murnauer Politik hat die Zeichen der Zeit erkannt und investiert in Personal für die Kitas. Angehende Erzieherinnen soll in Zukunft beim Markt angestellt sein und erstmals eine Ausbildungsvergütung erhalten. Das ist der wichtigste Punkt eines Maßnahmenkatalogs, den der Hauptverwaltungsausschuss auf den Weg gebracht hat.
Murnau – Arbeitskreise, die häufig dann gegründet werden, wenn man nicht mehr weiter weiß, bringen manchmal auch Ergebnisse, die sich als Lösung eines Problems erweisen können. Bei einem Treffen von Vertretern der Rathaus-Verwaltung und Gemeinderäten mit den Trägern von Kinderkrippen, Kitas und Hort-Einrichtungen im Ort wurden am 21. November die Defizite benannt und mögliche Auswege aus dem Dilemma, dass es in den Einrichtungen massiv zu wenig Personal gibt, besprochen. Die meisten, wie etwa die Vergütung der Auszubildenden, die Senkung des Anstellungsschlüssels – geplant ist, dass eine Erzieherin in Zukunft weniger Kinder betreuen soll –, ein gemeinsamer Wohnungspool, fanden die Zustimmung der Mitglieder des Hauptverwaltungsausschusses. „Das geht alles sehr sehr in die richtige Richtung“, fand Veronika Jones-Gilch. Die Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen fordert, die Maßnahmen „zügig umzusetzen, damit wir die Entspannung hinkriegen“. Auch Welf Probst (Freie Wähler) und Phillip Zoepf (Mehr Bewegen) fanden die Maßnahmen gut. „Das sind Punkte, die zum Erfolg führen können“, meinte Probst. Zoepf ist der Ansicht, „dass sie langfristig greifen werden“.
Als Schlüssel, um neues Personal und junge Frauen und Männer für den Beruf als Erzieherin oder Kinderpflegerin gewinnen zu können, sieht Wolfgang Küpper (ÖDP/Bürgerforum) die Bezahlung. „Die ist ein Pfund“, mit dem man wuchern könne. Sie stellt einen Paradigmenwechsel dar, denn bisher erhielten angehende Erzieherinnen keine Vergütung. Die Wege, die Murnau beschreitet, sind völlig neu. Die Auszubildenden sind in Zukunft beim Markt angestellt und sollen ihre Praxiszeiten in der gemeindlichen Kindertagesstätte Drachennest oder der Einrichtung eines anderen Trägers absolvieren. Zwei Stellen sind laut Nina Herweck-Bockhorni, stellvertretende Geschäftsleiterin der Rathaus-Verwaltung, für 2023 vorgesehen. „Wir nehmen aber auch mehr – wenn möglich.“ Für den Beruf der Erzieherin soll verstärkt an den Schulen geworben und Stellenanzeigen in verschiedenen Medien geschaltet werden.
Für die Dauer der Ausbildung, die je nach Schulabschluss drei oder vier Jahre beträgt, fallen für die Gemeinde pro Auszubildendem Kosten von fast 62 000 Euro an. Als weiteres Zuckerl, um die Angestellten an Murnau zu binden, gibt es Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum) zufolge, eine Übernahmegarantie für mindestens ein Jahr. „Das Ausbildungsmodell hat Charme“, sagt Jones-Gilch, allerdings sei es Wunschdenken, „dass sich schnell etwas ändert“. Beuting will jedoch keine Mühen und schon gar keine Kosten scheuen, damit sich in Sachen Personal etwas zum Besseren wandelt. Der Beschluss des Ausschusses soll die Grundlage für weitere Gespräche mit den Kita-Trägern bilden. „Die müssen diesen Weg mitgehen“, sagt Beuting. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit hat schließlich der Gemeinderat, der wegen der Höhe der Kosten, die sämtliche Maßnahmen verschlingen dürften, sein Placet geben muss.
Um den Betrag im Rahmen zu halten und die Belastungen für die Etats der kommenden Jahre nicht ausufern zu lassen, hatten Bürgermeister und Verwaltung die Erhöhung der Betreuungsgebühren schon für das Kindergartenjahr 2023 in Auge gefasst. Ein Ansinnen, das bei den Gemeinderäten auf breite Ablehnung stieß und das deshalb (zunächst) aus dem Maßnahmenpaket fiel. „Damit sollten wir vorsichtig sein“, meinte CSU-Mann Josef Bierling, das dürfe nicht der erste Schritt sein. Einer pauschalen Anhebung verweigerte sich auch Jones-Gilch: „Ein einkommensabhängiges Modell wäre gerechter.“ Einzig Probst meinte, man werde um eine Erhöhung „nicht herumkommen“. Die monatlichen Gebühren für den Besuch des gemeindlichen Kindergartens Drachennest liegen derzeit, abhängig vom Buchungszeitraum, zwischen 98 und 135 Euro.