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Konträre Positionen in Sachen Rad-Schutzstreifen - Beuting: „Sie schaffen Aufmerksamkeit für den Radverkehr“ - Probst: „Reine Show-Veranstaltung“

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Von: Roland Lory

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Schutzstreifen wie hier an der Sollerstraße sollen künftig auch an anderen Strecken angebracht werden.
Schutzstreifen wie hier an der Sollerstraße sollen künftig auch an anderen Strecken angebracht werden. © Lory

Die Sicherheit an der Schwaiganger- und Sollerstraße beschäftigt die Behörden und Anwohner seit Jahren. Nun hat der Hauptverwaltungsausschuss beschlossen, künftig auf die Fahrbahneinengungen zu verzichten. An der Schwaiganger- und der Schloßbergstraße sollen bergaufwärts Fahrradschutzstreifen angebracht werden.

Murnau – Bereits seit mehreren Jahren ist der Markt Murnau in Kontakt mit einigen Anliegern der Schwaigangerstraße. Hintergrund ist der starke Verkehr auf der Strecke. Es gab immer wieder Anträge oder Vorschläge, die Route unattraktiver zu machen und die Fahrzeuge damit zu zwingen, die westliche Entlastungsstraße zu nutzen. Im November 2017 gab es einen Ortstermin mit Behördenvertretern, Gemeinderäten und den Antragstellern, um mögliche Lösungen zu besprechen. Der Energie-, Umwelt- und Verkehrsausschuss hat anschließend – in Absprache mit Polizei und Ordnungsamt – Maßnahmen für mehrere Straßen beschlossen.

Im Herbst 2022 haben sich Behördenvertreter dann erneut mit den Antragstellern der Schwaigangerstraße vor Ort getroffen. Die Folge: Ein Vorstoß, die Route an mehreren Stellen mit quer zur Fahrbahn verlaufenden Aufpflasterungen/Asphaltierungen um circa 10 bis 15 Zentimeter zu erhöhen und damit den Verkehr auszubremsen. Doch dieser neue Antrag „hat viele Nachteile“, wie Florian Krammer, Leiter des Murnauer Ordnungsamts, im Hauptverwaltungsausschuss darlegte. Denn Rettungsdienst und Feuerwehr lehnen die Idee ab, das Landratsamt rät ab, der Bauhof sieht Probleme mit dem Winterdienst, und die Polizei bezweifelt, ob die Maßnahme rechtlich durchsetzbar ist. Das Ordnungsamt verfolgte den Vorschlag dann aufgrund der negativen Rückmeldungen nicht weiter.

Gremium folgt Vorschlag der Verwaltung

Im Ausschuss wurde munter über das weitere Vorgehen debattiert. Das Gremium folgte letztlich dem Vorschlag der Verwaltung, künftig auf Fahrbahneinengungen an der Schwaiganger- und Sollerstraße zu verzichten. „Sie bringen nichts, machen Arbeit und führen zu Unmut“, erklärte Krammer. Im Hinblick auf die gefahrenen Geschwindigkeiten ist es relativ gleich, ob an der Schwaiganger- und Sollerstraße die Fahrbahn eingeengt ist oder nicht. Dies ergibt sich aus der Auswertung der aufgestellten Messgeräte.

Unterschiedliche Meinungen gab es in puncto Schutzstreifen für Radler. „Sie schaffen Aufmerksamkeit für den Radverkehr“, sagte Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum). An der Soller- und Pechmannstraße hätten sie sich bewährt. Überaus skeptisch zeigte sich hingegen Welf Probst (Freie Wähler). Die Schutzstreifen „suggerieren eine Sicherheit, die nicht da ist. Die weiße Farbe bringt gar nichts.“ Er sprach von einer „reinen Show-Veranstaltung“ und mäkelte sinngemäß, dass man sich damit ja nur wieder als fahrradfreundliche Kommune präsentieren wolle. Zur Erklärung: Murnau darf seit dem vergangenen Jahr offiziell den Titel „Fahrradfreundliche Kommune in Bayern“ tragen. Aber auch Michael Hosp (CSU) sah die Streifen „kritisch“, der Verkehr werde damit nicht entschleunigt. CSU-Fraktionssprecher Josef Bierling vermutete ein „gewisses Gefahrenpotenzial“. Anna Schlegel-Herz (ÖDP/Bürgerforum) zeigte sich jedoch überzeugt: „Die Fahrradstreifen bieten Schutz“, nicht nur vermeintlich, sondern tatsächlich. Veronika Jones-Gilch, Fraktionssprecherin der Grünen, verwies auf das beschlossene Radverkehrskonzept. Darin sei enthalten: „Wir wollen mehr und sichere Radwege.“

Phillip Zoepf, Fraktionssprecher von Mehr Bewegen, betonte unterdessen: „Wir tun so, also ob da das absolute Chaos herrscht. Das tut es nicht. So schlimm ist es nicht.“ Dr. Michael Rapp (CSU) brachte eigene Erfahrungswerte in Bezug auf die Schwaigangerstraße ein: „Ich stelle häufig fest, dass viele Autofahrer sehr vernünftig fahren.“ Allerdings sei es für Schulkinder, die nach Hause unterwegs sind, „gefährlich“. Das sei „dem Alter geschuldet. Die Kinder gefährden sich auch selber“.

Schutzstreifen bergaufwärts

Der Ausschuss beschloss letztlich, dass für zwei Jahre an der Schwaigangerstraße und der Schloßbergstraße bergaufwärts Fahrradschutzstreifen markiert werden. Im Anschluss findet eine Evaluation statt, also eine Bewertung.

Die Wissenschaft befasst sich mit ebenfalls mit Schutzstreifen. Professor Thomas Richter von der Technischen Universität Berlin hält in einer Broschüre des Deutschen Verkehrssicherheitsrats fest: „Das Problem ist, dass insbesondere Schutzstreifen häufig zu schmal und mit zu geringem Abstand zu parkenden Fahrzeugen umgesetzt werden. Aber nur, wenn sie ausreichend breit sind und genügend Sicherheitsabstand aufweisen, sind sie sicher und werden von den Radfahrenden auch als sicher empfunden.“

Es gibt noch einen weiteren Beschluss: Die Parkplätze an der Sollerstraße auf Höhe Einmündung Barmannweg werden zeitlich beschränkt. Sie zu nutzen, ist nur noch von Montag bis Freitag von 17 bis 7 Uhr und am Wochenende ganztägig zulässig.

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