Rettung einer unersetzlichen Quelle: 40 Bände des Staffelsee-Boten digitalisiert - Dateien werden auf Homepage des Marktes Murnau gestellt

Es hat sich sehr lange gezogen. Doch nun sind rund 40 Bände des Staffelsee-Boten, der ab 1889 erschien, digitalisiert. In Zukunft können Interessierte auf der Homepage der Marktgemeinde Murnau in den alten Zeitungsbänden stöbern.
Murnau – Das digitale Zeitungsarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek ist eine wahre Fundgrube, denn es bietet Zugriff auf zahlreiche historische, überwiegend deutschsprachige Zeitungen. Derzeit sind auf der Homepage der „Stabi“ fast neun Millionen digitalisierte Zeitungsseiten als Scans und über Volltextsuche verfügbar. So kann man bequem von zuhause aus zum Beispiel einen Blick in die Allgemeine Hopfen-Zeitung, das Allgemeine Intelligenz-Blatt der Stadt Nürnberg oder das Weilheim-Werdenfelser Wochenblatt werfen, die allesamt im 19. Jahrhundert erschienen.
Der Staffelsee-Bote ist nicht dabei. Besucher der Murnauer Gemeinde-Homepage werden jedoch künftig darin stöbern können. Der Markt Murnau ließ nämlich die Jahrgänge 1889 bis 1929 digitalisieren. Allerdings gibt es Lücken. So fehlen im Marktarchiv die Jahrgänge 1909 und 1910 sowie 1930.
SPD-Antrag von 2008
Das Projekt nahm einige Zeit in Anspruch. „Gut Ding will Weile haben“, kommentiert Michael Manlik, Gemeinderat für das ÖDP/Bürgerforum. Er sprach das Thema, wie in den Jahren zuvor, im Rahmen der Haushaltsberatungen an. Die frühere SPD-Gemeinderätin Gertraud Engelbrecht hatte ihm die Sache immer wieder ans Herz gelegt. Sie erforschte in den neunziger Jahren die Geschichte der Murnauer SPD bis 1945. Die Ergebnisse der Recherchen erschienen 1998 im Jahrbuch des Historischen Vereins Murnau. Bei ihren Nachforschungen blätterte Engelbrecht auch im Staffelsee-Boten. „Da habe ich gesehen, wie die Bände beinander sind“, sagt sie heute. Nämlich schlecht. 2008 beantragte die SPD-Fraktion eine Rettungsaktion. Die Zeitungsbände seien „in einem beklagenswerten Zustand und drohen unwiederbringlich zu verfallen, wenn nicht schnellstens etwas unternommen wird“, unterstrich seinerzeit Manlik, damals SPD-Fraktionssprecher. Die Gemeinde laufe Gefahr, unersetzliches historisches Quellenmaterial zu verlieren. Auch Engelbrecht meldete sich 2008 zu Wort und betonte: „Bevor wir nur noch Brösel haben, muss was passieren. Die Bände müssen erhalten werden, weil es Murnauer Geschichte ist.“ Die SPD beantragte daher damals, eine Sicherung sowie eine etwaige Restaurierung zu prüfen und die anfallenden Kosten zu ermitteln. 2008 war auch die Rede davon, dass man die Bände digitalisieren könnte.
Das ist lange her, nun ist das Werk vollendet. Die Digitalisierung ist abgeschlossen. „Es ist geplant, die Dokumente auf unserer Homepage zur Verfügung zu stellen“, teilt Nina Herweck-Bockhorni mit, stellvertretende Geschäftsleiterin im Rathaus. Das Projekt läuft bereits. Die Bände können allerdings nicht nach Stichwörtern durchsucht werden. Für die Digitalisierung war die Firma CD-LAB Nürnberg verantwortlich. Die Kosten belaufen sich laut Herweck-Bockhorni auf 8500 Euro. Auf Zuschüsse konnte der Markt Murnau nicht zugreifen.
Herausgeber war Josef Fürst
Der Staffelsee-Bote erschien zunächst zwei Mal, ab 1925 dann drei Mal wöchentlich. Gründer und Herausgeber war Josef Fürst (1863 bis 1940). Nach 1930 hieß die Publikation Murnauer Tagblatt und trug den Untertitel „Staffelseebote“.
Vor zwei Jahren hieß es, dass auch Jahrgänge des Murnauer Tagblatts bis 1945 digitalisiert werden sollen. Doch davon ist die Kommune anscheinend abgekommen. „Bände des Murnauer Tagblattes werden von Seiten des Marktes Murnaus nicht digitalisiert“, sagt Herweck-Bockhorni.
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