Von Murnau in den Harz: Schwimmlehrer wird Hotelchef

„Not macht erfinderisch“: Dies sagt Oliver Page. In der Murnauer Region und darüber hinaus ist der 54-Jährige vielen als Schwimmlehrer bekannt. Wegen des Bädersterbens musste er jedoch umdisponieren. Nun führt er ein Hotel im Harz.
Murnau – Gut, mit den Gipfeln im Wetterstein oder Karwendel kann der Wurmberg nicht mithalten. Doch immerhin ist er mit 971 Metern Niedersachsens höchste Erhebung. Am Wurmberg liegt der Luftkurort Braunlage. „Er vereint alle reizvollen Seiten des Natur- und Nationalparks Harz auf einem Fleck und zählt zu den ältesten Wintersportplätzen in Deutschland.“ Mit diesen Worten rührt der dortige Tourismusverband die Werbetrommel. Mit zwölf Kilometern Pisten ist Braunlage-Wurmberg das größte Skigebiet in Niedersachsen. Der Ort hat rund 6000 Einwohner. In der Saison halten sich allerdings gut doppelt so viele Touristen in der Stadt auf.
Dorthin hat es die Murnauer Familie Page verschlagen. Und das kam so: Oliver Page betreibt seit 1997 die Schwimmschule Aqua Fun, zeitweise die drittgrößte in Deutschland, sagt der 54-Jährige. Page und seine Mitarbeiter gaben in vielen Bädern der Region – etwa in Oberammergau, Murnau, Penzberg, Bad Tölz und Weilheim – Kurse. „Dann fing das große Badsterben an.“ Alles sei nacheinander weggebrochen. Zuletzt Oberammergau, wo Pages Schwimmschule monatlich 300 bis 350 Kinder unterrichtete. Dass die Bäder immer weniger werden, empfindet er als „Katastrophe“.
Hotel mit 25 Zimmern
Nun war guter Rat teuer. Page musste umdisponieren. Es war klar: „Wir brauchen was anderes, wir brauchen ein eigenes Schwimmbad.“ Doch es stellte sich heraus: Damit ist es nicht getan. Es reifte der Gedanke, ein Hotel zu eröffnen. Die Pages suchten in ganz Deutschland. Fündig wurden sie am Ende in Braunlage. Sie merkten: „Das hat Potential.“ So kauften sie ein Hotel mit 25 Zimmern. Es verfügt über einen Wellnessbereich mit Hallenbad, Dampfbad, Sauna und Ruheraum mit Blick in den Garten. Page strebt die Kategorie „Drei Sterne Superior“ an, in Kürze steht die Hauptprüfung an.
Nach dem Erwerb der Immobilie gab es einiges zu tun: „Seit Oktober haben wir 180 000 Euro in die Renovierung gesteckt“, erzählt Page. An Weihnachten zogen Ehefrau Claudia (51) und Tochter Yvonne (14) von Murnau nach Braunlage. „Das war das schönste Weihnachtsgeschenk“, betont der Neu-Hotelier und Schwimmlehrer. Sohn Dominik (26) wohnt weiter in seiner Wohnung in Murnau. Da er dort „seinen eigenen Lebensmittelpunkt und Job hat, kam er verständlicherweise nicht mit“.
Lange Namenssuche
Page bietet auch in seinem Hotel Schwimmkurse an. Es waren ihm zufolge schon viele aus der Region Garmisch-Partenkirchen in der Herberge. „Sie verbinden ihren Urlaub mit einem Schwimmkurs.“ Bis der Hotelname feststand, hat es lange gedauert. Er ist an den Namen der Familie angelehnt, Ein Page findet sich bekanntlich oft livriert in großen Hotels der gehobenen und Luxusklasse. Die ursprüngliche Form, also der Wortstamm, wird abgeleitet aus dem altgriechischen Paidion.
Pages bewerben das „Paidion“ als „magisches Wellnesshotel“. Dies liegt daran, dass der Chef seit vielen Jahren als aktiver Zauberer namens Fidibus unterwegs ist. Auch im „Paidion“ will Page magische Abende sowie Zauberkurse für Erwachsene und Kinder anbieten. Seine Ehefrau Claudia hilft im Hotel mit und ist zudem in einer Stadtverwaltung beschäftigt. Den Murnauern ist sie als Rathausmitarbeiterin bekannt. Außerdem war sie im Förderkreises Schloßmuseum ehrenamtlich aktiv.
Auch interessant: Zukunft des Hotel Ludwig weiter offen