- vonAndreas Seilerschließen
Das Vorhaben ist ehrgeizig und soll die angespannte Situation auf dem Murnauer Immobilienmarkt mildern: Die Marktgemeinde will auf dem James-Loeb-Areal den genossenschaftlichen Wohnungsbau ermöglichen. Doch es rührt sich Widerstand. Das Ganze sei überdimensioniert und passe nicht ins Ortsbild, heißt es.
– Murnau ist ein teures Pflaster – und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum seit Jahren ein Dauerthema der Lokalpolitik. Es wurden bekanntlich bereits einige Wohnbau-Projekte angepackt oder zumindest in die Wege geleitet. Eines davon soll auf dem Areal um das alte Gemeinde-Krankenhaus, das heute das Innovationsquartier beheimatet, realisiert werden. Das Gelände gehört der Kommune. Es wird ein genossenschaftliches Modell angestrebt. Ein Grobkonzept, das der Gemeinderat vergangenes Jahr verabschiedete, sah vor allem im westlichen Teil Wohnblöcke vor.
Doch das Großprojekt stößt nicht nur auf Zustimmung. Der Murnauer Architekt Helmut Nau, der ganz in der Nähe am Schererweg wohnt, ist alles andere als begeistert – und erwägt nach eigenen Angaben sogar eine rechtliche Prüfung. In einem „offenen Brief“ an Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum) und die Gemeinderäte, mit dem er sich ans Tagblatt wandte, macht der 72-Jährige seinem Ärger Luft. In dem Schreiben warnt er vor einem „Überaktionismus“. Nau: „Wir wollen, dass unser Ort auch weiterhin die Wohnqualität von heute behält. Diese Fehler, würden sie entstehen, wären irreparabel.“ Es sei ja nichts gegen zusätzliche Wohnungen zu sagen, betont Nau auf Nachfrage – aber nicht in der angedachten Dimension.
„Es wird alles zugeballert. Das sind Riesenkästen“, kritisiert er mit Blick auf den Bebauungsplan, der derzeit öffentlich ausliegt. Die geplanten dreigeschossigen Häuser (plus Dachgeschoss) seien zu hoch. Es bestehe die Gefahr, dass diese Höhenentwicklung in der Umgebung Schule macht und dem Ortsbild schadet. Seine Forderung lautet daher: „Ein Geschoss weniger und die Baukörper aufgelockert.“ Auch regt der Fachmann an, in Sachen Wohnraum eine Bedarfsanalyse erstellen zu lassen. Denn neue Quartiere bedeuten, so seine Überlegung, auch Zuzug – und damit mehr Bedarf an öffentlicher Infrastruktur, angefangen bei den Straßen bis hin zu Kita-Plätzen.
Rathaus-Chef Beuting verweist indessen auf die schwierigen Rahmenbedingungen: Aufgrund der mittlerweile immens hohen Grundstückspreise könnten bezahlbare Unterkünfte nur durch eine dichte Bebauung verwirklicht werden, argumentiert er. Für ihn stehe im Vordergrund, „dass Murnau für alle Murnauer bezahlbar bleibt und keiner gezwungen wird, aus Murnau wegzuziehen“. Selbstverständlich sei ihm das Ortsbild wichtig. Beuting: „Ich bin mir sicher, dass wir auch auf dem James-Loeb-Areal eine gute Lösung finden werden.“
Wie viele Einheiten dort entstehen und wann es losgeht, dazu sind laut Verwaltung noch keine Aussagen möglich. Man befinde sich in der „vorbereitenden Planung“. Auf Genossenschaften werde man erst zugehen, wenn klar sei, wie der Bebauungsplan aussieht. Bislang seien lediglich erste unverbindliche Vorgespräche geführt worden. Der Gemeinderat muss außerdem festlegen, wie der Grund zur Verfügung gestellt werden soll. Eine Möglichkeit wäre Erbpacht.