Ammerwald-Lawine: Verschütteter Tourengeher weiter vermisst - „die Aussichten sind nicht rosig“

Ergebnislos verlief am Montag die Suche nach dem verschütteten Skitourengeher, der am Samstag in eine Lawine beim Hotel Ammerwald geraten war. Die Retter brachten sich dabei selbst in Gefahr.
Linderhof – Die Chancen, dass der Skitourengeher aus Furth im Wald, der am Samstag zusammen mit anderen Wintersportlern von einer gewaltigen Gleitschneelawine oberhalb des Hotels Ammerwald in den Ammergauer Alpen verschüttet worden war (wir berichteten), noch lebend gefunden wird, gehen mittlerweile nach Experten-Einschätzung gegen Null. Auch am Montag waren den ganzen Tag über Einsatzkräfte mit der Suche nach dem Vermissten (43) beschäftigt – ohne Erfolg.
Schon am Sonntag hatten Einsatzkräfte aus dem Allgäu, aus Tirol und dem Ammertal intensiv nach dem Verschütteten gesucht, wie Edmund Martin, Leiter der Polizeiinspektion Füssen, bestätigt. Trotz eines nicht zu unerheblichen Eigenrisikos. Mit Suchgeräten, Lawinen- und Dampfsonden, Ortungsgeräten für Handysignale und einem Polizeihund waren die Helfer im Einsatz. Dazu kamen zwei Polizei-Hubschrauber und sogar eine Drohne des THW Memmingen. „Gegen 18 Uhr haben wir dann wegen Dunkelheit und zunehmender Gefahr ergebnislos abbrechen müssen“, so Martin, der am Montag gegenüber dem Garmisch-Partenkirchener Tagblatt erklärte, dass es immer unwahrscheinlicher werde, den verschütteten Tourengeher (43) noch lebend zu finden: „Die Chancen sind mittlerweile sehr gering.“
Zu einem weiteren Unglück in einem Wald kam es nahe Vilsbiburg. Bei Holzarbeiten ist ein Mann in einem Wald gestürzt. Er landete auf einem aus dem Boden ragenden Baumstumpf.
Nach Lawine in den Ammergauer Alpen: Einsatzkräfte suchen mit Schreitbagger
In einer gemeinsamen Lagebesprechung am Abend kamen die Verantwortlichen zu dem Ergebnis, die Suche am Montag mit einem sogenannten Schreitbagger fortzusetzen. Ein solcher wurde aus Grainau nach Ammerwald transportiert. Vorsichtig begann dieser dann in der Früh, am unteren Lawinenkegel, also außerhalb des unmittelbaren Gefahrenbereichs, die Schneemassen Zug um Zug abzutragen. Alpin-Beamte der Polizei aus Oberammergau, Garmisch-Partenkirchen und dem Allgäu sowie ein Hundeführer unterstützten die Suche mit Sonden im Randbereich. Der Lawinenhang selbst wurde am Montag wegen zu großer Gefahr eines neuerlichen Abgangs nicht abgesucht. Der Polizeisprecher am Vormittag: „Das ist dann vorerst das Letzte, was wir machen können. Die Aussichten sind nicht rosig.“
Zwischenzeitlich hat der Lawinenwarndienst Bayern nähere Einzelheiten zum Lawinenabgang bekannt gegeben. Danach hatte sich die Gleitschneelawine am Samstag um etwa 15.30 Uhr in einer Höhe von 1280 Metern an der Ostflanke des Ochsenälpelekopfes (1905 m) gelöst. Der Anriss umfasste eine Fläche von 80 x 50 Metern, die Schneedeckenmächtigkeit lag bei 0,8 bis 1,5 Metern und die Länge der Sturzbahn betrug etwa 300 Meter. Weiter heißt es in dem Bericht: „Von dem Lawinenabgang waren sechs Personen am Schützensteig betroffen, wobei drei von ihnen unter drei Meter hohem Lawinenschnee verschüttet wurden. Rettungskräfte aus Österreich befreiten eine Person schwer verletzt aus den Schneemassen, eine Person konnte nur mehr tot gebogen werden . . .“
Lawine in Ammergauer Alpen zeigt: Auslöser sind zu jeder Tageszeit möglich
Trotz einer aktuell mäßigen Lawinengefahr in den Alpen heißt es im Begleittext des Lawinenwarndienstes Bayern unter anderem, dass in mittleren Lagen derzeit die sogenannten Gleitschneelawinen das Hauptproblem darstellen würden: „Diese rutschen wegen der tiefreichenden Durchfeuchtung der Schneedecke an noch nicht entladenen, steilen Wiesenhängen und glatten Waldschneisen am Boden ab.“ Auslösungen seien in allen Expositionen und zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich. Aufgrund der mächtigen Schneedecke könnten Lawinen auch eine stattliche Größe erreichen.
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