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Das Beziehungsende droht: Oberammergau denkt über Auflösung der Städtepartnerschaft mit Mora nach

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Von: Manuela Schauer

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Ein Schild für eine Städtepartnerschaft
Trennen sie sich? Ob die Städtepartnerschaft zwischen Oberammergau und dem schwedischen Mora weiter bestehen bleibt, soll beiderseitig geklärt werden. © Dominik Bartl/Grafik:mm

Seit 2001 existiert die Städtepartnerschaft zwischen Oberammergau und dem schwedischen Mora. Doch ist sie mehr Schein als Sein. Deshalb gibt es nun Überlegungen, einen Schlussstrich zu ziehen.

Oberammergau – Sie werden es nicht gerne hören wollen. Doch die Oberammergauer könnten von den Unterammergauern noch etwas lernen. Zum Beispiel, wie man eine Städtepartnerschaft mit Leben erfüllt. Mit dem unterfränkischen Ermershausen und seit vergangenem Jahr mit Pradalunga in Norditalien pflegen sie einen regen Austausch. Die Allianz zwischen Mora und Oberammergau hingegen besteht eigentlich nurmehr auf dem Papier oder auf Schildern am Straßenrand. Und das seit vielen Jahren. Nun droht das Beziehungsende. Zumindest soll heuer eine Grundsatzentscheidung über eine Trennung oder eine weitere gemeinsame Zukunft fallen.

Das Thema war bei den Beratungen für den Haushalt 2023 im Finanzausschuss zur Sprache gekommen. 7000 Euro hatte Kämmerer Stefan Schmid an entsprechender Stelle im Verwaltungsteil einkalkuliert, weniger als früher. Eine Anfrage war im Rathaus gelandet. Für 2023 „ist ein Konzert geplant“, erklärte der Finanzexperte. Um die Partnerschaft wieder etwas aufblühen zu lassen. Inwiefern und in welcher Höhe man dieses Vorhaben unterstützen möchte, das galt es im Gremium zu diskutieren. Am Ende wurde dem Posten per einstimmigem Votum ein Sperrvermerk darüber gestülpt. Der Tenor: Erst soll geklärt werden, ob die Liaison von beiden Seiten noch gewünscht ist.

Macht die Verbindung noch Sinn?

Als treibende Kräfte hinter der Partnerschaft steckten damals Hans Reicherl, einst OK-Chef des König-Ludwig-Laufs in Oberammergau, und Arne Anderson, Repräsentant des berühmten Vasa-Skilanglaufs im mittelschwedischen Mora. Am 26. November 2001 wurde die Verbindung im Kleinen Theater von den jeweiligen Bürgermeistern Klement Fend und Gunnel Söderberg offiziell und feierlich besiegelt. Beide Orte bekundeten trotz einer Distanz von 2230 Kilometern, sie mit Leben zu erfüllen. Doch es blieb beim frommen Wunsch. Treffen organisierten von Ammergauer Seite nur die „Nervensägen“, das Jugendstreichorchester von Barbara Schenk. Zu diesem Anlass reiste 2003 zum Beispiel eine Delegation mit dem damaligen Bürgermeister Rolf Zigon, Ex-Tourismuschef Michael Dyckerhoff und Florian Streibl in seiner früheren Funktion als Mora-Referent im Gemeinderat, ins Herz von Schweden. Das Fazit des heutigen Landtagsabgeordneten fiel damals ernüchternd aus: „Der Funke ist auf beiden Seiten bisher nicht übergesprungen“, sagte er.

zwei Menschen an einem Tisch
Besiegeln 2001 die Allianz: Oberammergaus Bürgermeister Klement Fend und seine Kollegin aus Mora, Gunnel Söderberg. © mm-archiv

Bürgermeister Andreas Rödl (CSU) informierte den Ausschuss über einen Wechsel im Bürgermeisteramt in Mora. „Der Vorgänger war nicht so interessiert, da kam nie was zurück“, sagte er in der Sitzung. Jetzt sei die Partnerschaft über die „musikalische Schiene“ etwas aufgelebt. Über die „Nervensägen“. Trotzdem machten sich Zweifel breit, ob die Verbindung noch Sinn macht. „So wünschenswert die musikalische Geschichte ist“, meinte Markus Köpf (CSU), „wir sollten politisch klären, ob sie weitergehen soll.“ Auch Rathaus-Geschäftsführer Christian Ostler wies auf den bislang stiefmütterlichen Kontakt und die „beschämenden“ Ortsschilder hin. „Entweder man lebt die Partnerschaft komplett – so wie Unterammergau“ – oder man lässt es eben bleiben. Dass die Fernbeziehung nicht unter dem besten Stern steht, verdeutlichte Karl-Heinz Götz (PWG). „Kosten, Entfernung, Sprachbarrieren – das ist alles schwierig.“

Andere Städtepartnerschaften hat die Gemeinde in der Vergangenheit abgelehnt, erklärte Ostler. Oder Gespräche sind im Sande verlaufen. So wie im Falle von Pove del Grappa im Jahr 2015. „Die mit Mora aber war hopplahopp da.“

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