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Asylbewerber begeht offenbar Straftaten, um in Haft zu kommen - weil er mit Unterkunft unzufrieden ist

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Das Landgericht muss erneut über Flyer aus der Kommunalwahl entscheiden.
Das Münchner Landgericht hatte über einen Mann zu urteilen, der absichtlich Strafen begangen hat, weil ihm die Unterkunft nicht gefiel. SYMBOLBILD © Frank Rumpenhorst/dpa

Ein 27-jähriger Afghane hat offenbar Straftaten begangen, um in Haft zu kommen. Die Unterkunft im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gefiel ihm nicht.

Landkreis/München - Weil er mit seiner Unterkunft unzufrieden ist, begeht ein Asylbewerber Straftaten. Sein Ziel sei es gewesen, ins Gefängnis zu kommen, erklärt der 27-jährige Afghane vor dem Münchner Landgericht. Am ersten Verhandlungstag beschwert er sich lautstark darüber, wie mit ihm umgegangen wird.

Mehrere Straftaten werden dem Mann vorgeworfen. Als er sich Ende November vorletzten Jahres im Garmisch-Partenkirchener Landratsamt sein Taschengeld ausbezahlen lassen will, an dem Tag aber keine Auszahlung stattfindet, soll er Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes aufs Übelste beschimpft haben. Im Mai vergangenen Jahres soll es zu einer Auseinandersetzung mit dem Leiter seiner Asylbewerberunterkunft in Oberau gekommen sein: Bei einem Mitbewohner besteht der Verdacht einer Corona-Infektion. Als der Leiter den Beschuldigten bittet, vorerst in seinem Zimmer zu bleiben, soll er diesen beleidigt und bedroht und ihm einen Laib Brot nachgeworfen haben. Die Beleidigung gibt der 27-Jährige im Kern auch zu. Geworfen habe er aber nur mit zwei Scheiben Toastbrot, beteuert er. Und „I kill you“ („Ich töte dich“) habe er auf keinen Fall gesagt.

Afghane wirft Fensterscheibe ein, beleidigt Security

Zugegeben hat der Afghane, dass er drei Wochen später ein Fenster seiner Unterkunft eingeworfen hat. Er habe aber nur „sein“ Fenster kaputt gemacht, betont er – und meint das Fenster seines Zimmers. „Warum?“ will der Vorsitzende Richter Thomas Lenz wissen. „Die Lebensumstände in der Asylbewerberunterkunft waren katastrophal“, lässt er über seinen Dolmetscher ausrichten. Gestört habe ihn vor allem, dass es schmutzig gewesen sei. Um ins Gefängnis zu kommen, beschimpft er den herbeigeeilten Security-Mitarbeiter: allerdings nur als „Hurensohn“ und „Kanake“, nicht jedoch mit Todesdrohungen, wie der Beschuldigte beteuert.

Weil das immer noch nicht reicht, um ins Gefängnis zu kommen, droht er damit, das Asylbewerberheim anzuzünden. Das Haus sei „keinen Pfifferling wert“, lässt er den Dolmetscher übersetzen. An der Tankstelle sei er bereits gewesen: Allerdings habe er nicht Benzin, sondern nur einen Kanister gekauft. Anschließend ist er tatsächlich von der Polizei festgenommen worden. Aber nicht lange: Als ihm die Polizisten offenbaren, dass sie ihn nicht länger in Gewahrsam nehmen können, beschwert sich der Afghane: „Bitte festnehmen und schicke Knast, nicht gefällt Haus“, fordert er.

Mann sitzt nun in der Psychiatrie

Wenige Minuten später zerstört er die Scheiben der gegenüberliegenden Bushaltestelle. Seitdem sitzt der 27-Jährige: allerdings nicht im Gefängnis, sondern in der Psychiatrie. Bei ihm ist nämlich eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden. Ein Missverständnis: „Ich bin vollkommen gesund“, ist sich der abgelehnte Asylbewerber sicher.

Mehrfach kommt es am Mittwoch zu lautstarken Disputen mit dem Vorsitzenden. Er bekomme zu wenig Geld, beschwert sich der Afghane. Außerdem würden seine Menschenrechte in Deutschland nicht geachtet. Andererseits wundert sich der Mann, dass er trotz mehrerer Straftaten nicht ins Gefängnis kommt. „Weil wir nicht so sind, dass wir jeden einfach wegsperren“, entgegnet Richter Lenz. Ob der Afghane dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht wird, soll sich bereits nächste Woche entscheiden. ANDREAS MÜLLER/JOSEF HORNSTEINER

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