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Ausflügler-Ansturm aus München überrollt Ohlstadt - Anwohnerin entsetzt über Verhalten: „Absolute Arroganz...“

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Von: Oliver Rabuser

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Ohlstadt/Bayern: Ausflügler-Ansturm aus München - Anwohnerin entsetzt: „Absolute Arroganz...“
Alles voll: der Heimgarten-Parkplatz. Hier beginnen viele ihre Bergtouren und Wanderungen. © Rabuser

Ohlstadt ist ein beliebtes Ziel von Bergfreunden. Dort beginnen sie Touren ins Heimgartengebiet. Doch der Ausflugs-Ansturm infolge der Corona-Lockerungen übertraf alles Bisherige.

Ohlstadt – Am Kochel- und Walchensee, am Blomberg oder an der Gaißacher Sonntratn sind rücksichtslose Ausflügler seit Jahren hinlänglich bekannt. Ihr Parkverhalten sorgt bei den Anwohnern für Unmut. Nach den Lockerungen im Zuge der Corona-Krise erlangt die Situation jetzt auch in Ohlstadt groteske Züge. Unzählige Bergfexen stürmen den Heimgarten, ohne sich ernsthaft Gedanken über den Standort ihrer abgestellten Fahrzeuge zu machen. Die Gemeinde prüft nun Maßnahmen, um den Ortskern möglichst unbelastet vom Ausflugsverkehr zu halten. Eine hierfür ausgewiesene Parkfläche in der Nähe des Feneberg-Supermarkts sorgte umgehend für deutliche Entspannung.

Ausflügler-Ansturm aus München überrollt Ohlstadt - Anwohnerin entsetzt: „Absolute Arroganz...“

Ursprung der Aufregung war der vorletzte Sonntag. Ohlstadt wurde in bisher nicht gekannter Weise von den Besucherströmen aus der Metropolregion München regelrecht überflutet. Zum Leidwesen der Anwohner rund um die Einstiegsmöglichkeiten des Heimgartens. „Das hat sich fast bis zum Rathaus runtergezogen“, berichtet Bürgermeister Christian Scheuerer (parteifrei). Rettungswege wurden einfach zugeparkt, für landwirtschaftliche Fahrzeuge war mancherorts kein Durchkommen.

Nahe der Partnachalm in Garmisch-Partenkirchen hat Wiesengrund-Besitzer ein Schild an seinem Stadl angebracht, dass viel über das Verhalten der dortigen Wanderer aussagt. Die teilweise anstandslosen Wanderer verrichten ihre Notdurft gelegentlich dort, anstatt im nahen Wald.

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Ganz neu ist das Problem freilich nicht. Doch hielt es sich in der Vergangenheit stets in einem akzeptablen Rahmen. „Letzte Woche am Sonntag war des definitiv nicht mehr der Fall“, sagt Scheuerer. „Das halbe Dorf war zugeparkt, so eine Dimension kannten wir bisher nicht.“

Deutlicher wird Magdalena Schellinger, eine betroffene Anrainerin. Seit acht Jahren bewohnt sie ein Anwesen an der Heimgartenstraße. Viel los sei bei ihr immer. „Aber das war das Extremste.“ In ihrer Not stellte sie mit ihrem Lebensgefährten Stefan Schmautz Mülltonnen und Spielzeugtraktoren der Kinder auf ihre gewohnten Parkflächen. Doch selbst das schreckte so manchen Tagestouristen nicht ab. „Sobald ein Auto irgendwo Platz hat, stellen sie es überall hinein“, sagt Schellinger genervt. Selbst eindeutig gekennzeichnete Einfahrten wurden bisweilen zugeparkt. „Schlimm ist diese absolute Arroganz und das Ego dieser Leute“, sagt die Ohlstädterin. Unzählige Zettel hat Schellinger bereits an Windschutzscheiben angebracht – mit unterschiedlicher Wortwahl, je nach Grad ihrer Wut.

Ohlstadt: Mega-Ansturm an Vatertag - Gemeinde sucht nach Lösungen

Die Gemeinde zögerte nicht, sich der Thematik anzunehmen. Spontan stellte ein Landwirt die Wiese neben dem Feneberg-Parkplatz als Ausweichfläche zur Verfügung. Mutmaßlich keine Dauerlösung, aber eine wirksame Handhabe, um dem Ansturm am Vatertag und am anschließenden Wanderwochenende Herr zu werden.

Vergangenen Sonntag machte außerdem eine elektronische Hinweistafel am nördlichen Ortseingang auf die gesonderte Stellfläche aufmerksam. Scheuerer ist davon überzeugt, dass der starke Ansturm aktuell mit den gelockerten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zu tun hat. Gleichwohl bleibt die Frage offen: Wird es wieder besser? Das Gemeindeoberhaupt kann sich gut vorstellen, dass viele Wanderlustige die hiesige Bergwelt fortan dauerhaft favorisieren. „Das ist auch in Ordnung, wir brauchen ja Gäste, wollen nicht, dass die in den Nachbarort abwandern“, sagt Scheuerer. Doch dürfe die Gastfreundschaft nicht zum „Unmut bei den Einheimischen“ führen. 

Die Konsequenz: Die Ausarbeitung eines Verkehrskonzepts ist alternativlos. Messungen der Verkehrsströme sollen einen Überblick verschaffen. Nur auf diese Weise lässt sich nach Ansicht Scheuerers ermitteln, welche Maßnahmen das „Meiste an Effekten“ bringen. Der Appell an die Bergsteiger bleibt dabei nicht aus, wenngleich der Bürgermeister die Zahl der schwarzen Schafe als gering einschätzt. „Die meisten Leute sind vernünftig und suchen sich einen geeigneten Platz.“

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