Geplantes Bürgerhaus in Ohlstadt: Steigende Baukosten bereiten Sorgen - Scheuerer: „Wenn das Projekt ein finanzielles Abenteuer wird, steigen wir aus“

Vieles wird teurer. So auch die Baukosten. Dieser Umstand löst bei manchem Gemeinderat in Ohlstadt gewisse Bauchschmerzen aus. Denn das Haus am Schwaigweg 1 soll bekanntlich umgebaut und modernisiert werden. Doch Bürgermeister Christian Scheuerer (parteifrei) machte deutlich: „Wenn das Projekt ein finanzielles Abenteuer wird, steigen wir aus.“
Ohlstadt – Die Architekten und Stadtplaner Beer, Bembé und Dellinger aus Greifenberg werden laut der vorgeschriebenen Vergabe-Verordnung (VGV) die Planungen für das Gebäude am Schwaigweg 1 in Ohlstadt übernehmen, das dringend einer Sanierung bedarf. Architektin Anne Beer stellte im Rahmen der Gemeinderatssitzung anhand von Fotos ihr Team und einige der von ihm bisher verwirklichten Projekte vor.
Bewegte Geschichte
Das historische Wohnstallhaus am Schwaigweg 1, das die Gemeinde vor ein paar Jahren erwarb, kann auf eine lange, bewegte Geschichte zurückblicken. Zeitweise war eine Gastronomie dort untergebracht, auch wurden die Räume zum Teil als Lager genutzt. Gegenwärtig stehen größere Teile des ortsbildprägenden Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert, das schon bessere Tage gesehen hat, leer. Doch das soll bald anders werden. Als Eigentümerin hat sich die Gemeinde Ohlstadt dazu entschlossen, einen Teilabbruch und eine Kernsanierung des verbleibenden Hauses vorzunehmen.
Das beauftragte Architektenteam, sagte Beer, habe beispielsweise das „Wohnquartier mit Aparthotel“ in Garmisch-Partenkirchen verwirklicht, das von 2014 bis 2016 im dortigen Ortskern entstanden war. Auch zeigte sie Fotos von verschiedenen Objekten in Balderschwang, Wettstetten, Königsbrunn und Marthashofen. Das Tagblatt nutzte die Gelegenheit für ein Gespräch mit ihr. „Der Schwerpunkt unseres Architekturbüros liegt im Bauen im Bestand und der Ortssanierung“, sagte Beer. „Die Gemeinde Ohlstadt betreibt eine sehr kluge Vorratspolitik. Sie hat sich bemüht, in den letzten Jahren, leer stehende Gebäude in der Ortsmitte zu erwerben. Ihr ist klar, dass das Tafelsilber ist“, betonte die Architektin.
Bau besteht aus zwei Teilen
In Abstimmung mit der Regierung von Oberbayern wurde das Vorhaben in den vergangenen zwei Jahren vorangetrieben, wobei man zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellte. Das Gebäude besteht aus zwei Teilen. „Nämlich aus einem Massivbau, dessen Substanz recht gut aussieht, und dem anschließenden Stall, der abgebrochen werden soll. Bei dem Massivbau müssen wir uns vor allem die Decken und die Dämmung des Dachstuhls genau anschauen. Das Haus ist im Laufe der Jahre mehrfach umgebaut worden, es verfügt über eine gewaltige Kubatur und drei Vollgeschosse.“ Im Laufe des Prozesses werde der Gemeinderat in verschiedenen Arbeitsschritten festlegen, welche Nutzungen für das Gebäude in Frage kämen, und welche Fördermöglichkeiten es dafür gäbe, kündigte die Planerin an. „Das Ganze ist sehr spannend, da es sich um ein sehr schönes Haus handelt, das sehr identitätsstiftend in der Ortsmitte steht, direkt neben Rathaus und Maibaum“, sagte Beer geradezu enthusiastisch. „Es ist ein Anker für diesen schönen Platz.“ Zu den Kosten für das Gesamtvorhaben vermochte sie nichts zu sagen. „Zunächst geht es darum, ein Projektteam zusammenzustellen und die Machbarkeitsstudie mit der Gemeinde abzugleichen“, sagte Beer. „Vor allem das Tragwerk und der Brandschutz haben jetzt Vorrang.“
In der Gemeinderatsdebatte hatte Richard Frombeck (CSU/Dorfgemeinschaft) angeregt, bereits jetzt die Sanitärinstallationen in die Planung aufzunehmen, damit die Handwerker gültige Pläne zur Hand hätten. Seinen Fraktionskollegen Anton Schmuttermeier und Manfred Stenger bereiteten die steigenden Baukosten Sorge. „Wenn das Projekt ein finanzielles Abenteuer wird, steigen wir aus“, suchte sie Bürgermeister Christian Scheuerer (parteilos) zu beruhigen. Ebenso Beer: „Es ist nicht unser Ziel, ein Projekt zu entwickeln, das Sie nicht mehr bezahlen können. Wir sind daran interessiert, das mit Ihnen zusammen umzusetzen.“
Die Zeit drängt etwas. Bis Ende 2025 sollten alle Arbeiten an dem Gebäude erledigt sein: „Denn sonst fällt die Förderung weg“, erklärte der Rathauschef. Er hofft auf entsprechende Mittel aus der Städtebauförderung. Diese hängen jedoch von der künftigen Nutzung ab, die noch nicht feststeht.
Heino Herpen
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