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Olympia 2022: Gedankenspiele in Garmisch-Partenkirchen

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So war es am 8. Mai 2011: Bürgermeister Thomas Schmid (r.) gibt das Ergebnis des Bürgerentscheides zu Olympia 2018 bekannt. © Hildebrand/dpa

Garmisch-Partenkirchen - Die Diskussionen über eine deutsche Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 nehmen an Fahrt auf. Der Garmisch-Partenkirchner Bürgermeister scheint sich auf einen Fahrplan festgelegt zu haben.

Der Politik wird ja immer etwas Geheimbündlerisches nachgesagt. Die wirklich wichtigen Dinge würden in ganz kleinen Zirkeln ausbaldowert und entweder lange zurückgehalten oder nur in kleinen homöopathischen Dosen dem geneigten Wahlvolk verabreicht, um es nicht zu sehr zu verschrecken. Der Bürger könnte ja aufbegehren und in Zukunft sein Kreuzchen an der falschen Stelle machen. Direkte Demokratie scheuen die Regierenden deshalb häufig wie der Teufel das Weihwasser. Nur wenn’s gar nicht mehr anders geht, die Stimmungen nichts anderes mehr zulassen, wird zu Bürgerbegehren und Bürgerentscheid gegriffen. In Garmisch-Partenkirchen hat man Erfahrung damit. Erst als die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 den Ort in Befürworter und Gegner gespalten hatte, sollte die Bevölkerung um ihre Meinung gefragt werden. Die Pro-Olympia-Fraktion gewann mit 58:42-Prozent. Zur Befriedung trug der Entscheid nicht bei, weil er zu spät kam und die Fronten zu verhärtet waren. Die Erkenntnisse von 2011 lauteten parteiübergreifend: Man müsse die Bürger frühzeitig in solche Prozesse einbinden.

Es sind keine leeren Worte mehr. In München forciert der CSU-Stadtrat Mario Schmidbauer seine Idee, ein Bürgerbegehren für eine Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 zu starten. Bayerns Sportminister Dr. Ludwig Spaenle, gleichzeitig Münchens CSU-Chef, „begrüßt diesen Vorstoß“. 34.000 Stimmen werden benötigt, „dann muss sich der Stadtrat damit befassen“, sagt Schmidbauer. Bis Januar 2013 will er mit der Bürgerinitiative „München Pro 2022“ die nötigen Stimmen gesammelt haben.

Olympia 2022 wäre analog zu 2018 nur mit Garmisch-Partenkirchen zu machen, da lediglich auf der Rennstrecke Kandahar in Deutschland die alpinen Speedwettbewerbe ausgetragen werden können und das 2018-Konzept auch jenes für eine Bewerbung 2022 sein soll. Schon nach der Niederlage am 6. Juli 2011 in Durban, als München gegen das südkoreanische Pyeongchang mit 25:63 den Kürzeren zog, hatte sich Bürgermeister Thomas Schmid (CSB) für eine erneute Bewerbung ausgesprochen. An dieser Meinung hat sich bis heute nichts geändert. Er glaubt, dass die Schmidbauer-Initiative von Erfolg gekrönt sein wird. Kommt in München ein Bürgerbegehren – Experten rechnen damit zu Beginn des Frühjahrs 2013 –, will er dem Gemeinderat ein Ratsbegehren vorschlagen. „Ich glaube, dafür gibt es eine Mehrheit.“ Ihm schwebt vor, am selben Tag wie in der Landeshauptstadt die Garmisch-Partenkirchner um ihre Meinung zu fragen. März oder April sind ihm recht, weil die großen Wintersportereignisse wie Neujahrsskispringen, die Special Olympics oder die Weltcuprennen den Boden bereitet hätten. „Mit einem positiven Ergebnis können wir die große Politik und den Deutschen Olympischen Sportbund unter Druck setzen“, sagt Schmid.

Und er denkt, dass die Pro-Olympia-Stimmung im Ort zugenommen hat. Die Einstellung der Bauarbeiten am Kramertunnel und bei der Ortsumfahrung Oberau habe einigen die Augen geöffnet. „Solche Projekte lassen sich eben nur im Zuge von Großveranstaltungen schneller realisieren.“

Schmid macht – die anderen warten ab. In der Orts-CSU sind keine Initiativen wie in München geplant. „Dafür sehen wir in Garmisch-Partenkirchen im Moment keine Notwendigkeit“, meint Elisabeth Koch. München, die Staats- und die Bundesregierung müssten sich erklären. „Erst dann können wir aktiv werden“, sagt die Fraktionsvorsitzende. Man könne doch jetzt nicht über ungelegte Eier diskutieren. Was sie vom Vorstoß ihres Münchner Parteikollegen Schmidbauer hält, ist eindeutig. „Er wird schon wissen, was er tut.“ Die jetzige Diskussion sei jedenfalls eine „zur Unzeit“.

In der passiven Rolle hat sich auch erst einmal der Verein „OlympiJa“ eingerichtet. „Wir werden nicht vorpreschen“, betont der Erste Vorsitzende Heinz Mohr. „Wir warten ab, welche Signale der Sport gibt.“ Die sind spärlich. Beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und der Politik hält man sich mit Äußerungen ebenfalls bedeckt. Die Gründe: Im September 2013 will sich DOSB-Chef Dr. Thomas Bach zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees wählen lassen, für September/Oktober sind die Bundes- und die Landtagswahl geplant. Erst danach soll das Thema Winterspiele 2022 wieder auf die Tagesordnung kommen. Womöglich etwas spät: Meldeschluss für die Olympiabewerber 2022 ist der 14. November 2013.

Peter Reinbold

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